Beiträge zur Ortsgeschichte
An dieser Stelle möchten wir künftig einzelne Beiträge zur Ortsgeschichte veröffentlichen, die entweder in den früher erscheinenden "Heimatbriefen" (mittlerweile vergriffen) oder an anderer Stelle publiziert wurden, damit sie (wieder) von einer breiteren Öffentlichkeit erschlossen und für künftige Generationen erhalten werden können.
In den nachfolgenden Beiträgen wurde aus Gründen einer besseren Lesbarkeit in der Regel auf Fußnoten und/oder ergänzende und fundierte Quellenangaben verzichtet. Diese können aber in den jeweiligen Originalbeiträgen (insb. Publikationen des Vereins) nachgeschlagen werden. Durch die aufwändige Reproduktion und Digitalisierung der Originalbeiträge konnten trotz sorgfältiger Bearbeitung Übertragungsfehler nicht völlig ausgeschlossen werden; wir bitten daher um Verständnis und gerne auch um Mitteilung notwendiger Korrekturen.
--> Bitte haben Sie Verständnis, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt (Oktober 2023) noch nicht alle Berichte vervollständigt / eingestellt sind. Wir werden diesen Bereich stetig erweitern. Öfter hier nachzusehen lohnt sich also ! <--
Archäologisches & Bodenfunde
67 Funde, darunter ein Steilbeil aus der jüngeren Steinzeit, eine bronzezeitliche Gewandnadel, das Grab eines keltischen Kriegers aus der jüngeren Eisenzeit, Münzen, Glas und andere Gefäße aus der Zeit der römischen Besiedlung, aber auch die Grabbeigabe des sog. Sturzbechers (oder Glockenbechers) einer vornehmen fränkischen Dame verraten uns, dass schon Jahrhunderte und Jahrtausende vor der schriftlich nachgewiesenen Existenz des Ortes Dudenhofen im Jahre 1155/56 Menschen diesen Flecken Erde als lebenswert erachtet haben, hier lebten oder sich aufgehalten haben.
Die nachfolgenden Berichte geben weitere Auskunft über Umfang, Art und Ort der archäologischen Funde. Bd. 5 der Schriftenreihe des Heimatvereins dokumentiert zugleich als Katalog zur damaligen Ausstellung im Jahre 2003 alle Funde auch in fotografischer Form.
Dudenhofen - Von der Steinzeit bis zur ersten urkundlichen Erwähnung 1155/56
Kurzabriß seiner Geschichte
Karl Heinz Debus nach Juliane Stadler
Gegenwart ist die Vergangenheit, die auf uns zukommt. Dieser Satz steht in dem Buch „Sein und Zeit des großen Philosophen Martin Heidegger. In der Tat ist die Gegenwart, dieser kleine Augenblick, gleichsam die Messerschneide zwischen dem Vergangenen und dem Künftigen. In jedem Augenblick gestalten wir unser Leben und das anderer Menschen um uns herum. Diese uns angeborene und auferlegte Gestaltungskraft kann sich nur vorteilhaft auch für künftige Generationen entfalten, wenn wir uns unserer Vergangenheit bewußt sind. Wer sich ihr entzieht, ist auf irgendeine Weise ein wurzelloser, ein gleichsam behinderter Mensch, und leider gibt es hiervon sehr viele in unserer Zeit, die oft wenig Sinn für Geschichte und Vorgeschichte zeigten; das reicht vom politischen Handeln jedes einzelnen — und jeder von uns ist im Sinne von Aristoteles ein „Zóon politikón“, ein politisches Lebewesen - bis zur Präambel einer möglichen europäischen Verfassung.
Im Jahre 2006 feierten wir die Ersterwähnung unserer Gemeinde vor genau 850 Jahren in einer Urkunde Kaiser Friedrichs l. Barbarossa. Die Siedlungsgeschichte Dudenhofens beginnt aber mit Gewißheit viel früher. Während wir heute trotz elektronischer Datenverarbeitung fast im Papier ersticken, werden die schriftlichen Zeugnisse, je weiter wir zurückschauen, immer spärlicher, und für unser Dorf versiegen sie vor 1156 völlig. Doch in diesem Moment springt die Prähistorie ein, sie ist Ergänzung der Historie, und da zeitlich die Geschichte auf der Vorgeschichte aufbaut, ist sie im Gewand der Archäologie gleichsam deren Mutter.
Juliane Stadler hat 2003 ihr wissenschaftliches Erstlingswerk, „Archäologisches aus Dudenhofen", herausgegeben. Mit dieser Veröffentlichung wurde der erste Schritt zur 850-Jahrfeier getan, deckt sie doch fast 100 % der Dudenhofener Geschichte ab. Der Weg zu dem Buch von Frau Stadler ist ein kurioser und sei hier kurz beschrieben. Am Anfang stand ein Bauantrag, der abschlägig beschieden wurde, da das Grundstück in einem Gelände lag, das durch das Denkmalschutzgesetz der Bebauung entzogen ist. Durch diesen Bescheid wurde die Neugier des Verbands- und Ortsbürgermeisters Clemens Körner geweckt: Sollte auch in Dudenhofen die Erde Funde aus den Epochen vor der Schriftlichkeit enthalten haben? Sind noch weitere Funde zu erwarten? Und wo sind die schon geborgenen Gegenstände verblieben?
Die zuletzt gestellte Frage war teilweise rasch zu beantworten. Die Dudenhofener Ortsgeschichte des verdienstvollen Lehrers Fritz Klotz wurde herangezogen. Der Weg führte ins Historische Museum der Pfalz nach Speyer. Dorthin waren die meisten Stücke gelangt. Durch Verkauf kamen aber auch zwei auf Dudenhofener Gemarkung gemachte Funde in das Museum der Stadt Worms. Es gibt Anhaltspunkte, daß noch weitere Gegenstände dem Boden in Dudenhofen entnommen worden sind, die beim Bergen zerstört wurden oder später verlorengingen, die vielleicht aber auch veräußert wurden.
Wenn jemand heute einen Fund aus der Vorzeit macht, so ist er - auch wenn es sich nicht um einen „Schatz" handelt verpflichtet, das aus der Erde Geborgene beim zuständigen Amt für Bodenkunde und Denkmalpflege, für Dudenhofen in Speyer, abzugeben; denn einerseits kann an Bodenfunden kein Eigentum erworben werden, und zum anderen erweitert sich mit jedem der Öffentlichkeit übergebenen prähistorischen Gegenstand mittels der Interpretation durch Fachkräfte unser aller Kenntnis über die Vorgeschichte unseres Ortes.
Bürgermeister Körner verfolgte die Sache konsequent weiter: Er war es, der die Idee hatte, eine Ausstellung über „Archäologisches aus Dudenhofen" im Bürgerhaus der Gemeinde zu veranstalten, er verhandelte mit Frau Dr. Ewigleben, der seinerzeitigen Leiterin des Historischen Museums der Pfalz und erreichte bei ihr, daß die Dudenhofener Funde, auch solche aus der Dauerausstellung des Museums, mit Ausnahme des Junosteins, der im Museum in der Reihe der ausgestellten römischen Steindenkmä1er fest verankert ist und nicht entnommen werden kann, auf Zeit an jenen Ort zurückkehrten, wo sie entdeckt worden waren, und daß sie zuvor hierfür präpariert und - soweit erforderlich - restauriert wurden. Ausschlaggebend für alle Beteiligten war wohl das Bewußtsein, daß eine solche ortsbezogene Ausstellung für die Pfalz erstmalig war und in Zukunft exemplarisch sein kann.
Körners Bemühungen ist es auch zu verdanken, daß durch Vermittlung des Historischen Museums der Pfalz, vor allem durch Herrn Dr. Petrovszky, in Frau Stadler eine junge Wissenschaftlerin gefunden werden konnte, welche zunächst listenmäßig alle archäologischen Funde aus Dudenhofen zusammenstellte und diese sodann beschrieb, bevor die Gegenstände in den Spezialabteilungen des Museums von kundigen Restauratoren „auf Hochglanz" gebracht wurden.
Schon früh war die Idee einer Handreichung für die Ausstellungsbesucher in Form einer sachkundigen Beschreibung der Exponate geboren. Statt der geplanten Handreichung wurde aber bald die Erstellung eines eigenen Bandes in der Reihe der „Schriften des Vereins für Heimatgeschichte und -kultur Dudenhofen" ins Auge gefaßt. Dieses Buch ist auch 2003 als Band 5 der Reihe Schriften des Heimat- und Kulturvereins Dudenhofen der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Nach einer Reihe von Publikationen über Themen aus der neuesten Geschichte wurde mit diesem Band interessierten Lesern in Dudenhofen wie auch darüber hinaus ein anderes Feld der Dudenhofener Geschichte erschlossen: die Vorgeschichte unseres Dorfes. Der vorliegende Band ist nicht nur ein thematischer Sprung in ein anderes Gebiet der Wissenschaft, sondern auch ein Qualitätssprung, und dieses in doppelter Hinsicht; denn einerseits wurde aus der Handreichung ein Handbuch, andererseits bekam es durch seinen festen Einband eine repräsentative Gestalt.
Doch kehren wir zur Entstehungsgeschichte des Werkes von Frau Stadler zurück: Sobald statt der Handreichung ein Buch geplant war, erklärte sich die Autorin bereit, auch dieses Vorhaben in die Tat um zusetzen; sie lieferte eine wissenschaftlich exakte Beschreibung der Ausstellungstücke und brachte so die Spuren zu unseren Vorfahren in einer sieben Kapitel umfassenden, dem eigentlichen Katalog vorangehenden Abhandlung sowohl zu den Fundorten im „Zweistromland" in der Dudenhofener Gemarkung als auch zur Vorgeschichte Mitteleuropas in Verbindung. Auf diese Weise ist ein Buch entstanden, das den Charakter eines Handbuches mit Dudenhofener Bezug hat und wegen des flüssigen Stils der Autorin wohl immer wieder zur Hand genommen werden wird. Das Werk vermittelt den neuesten Stand der Archäologie in einer allgemein verständlichen Form und wird sowohl dem Anspruch der Wissenschaftlichkeit als auch dem der guten Lesbarkeit gerecht. So ist die vorliegende Arbeit von Frau Stadler ein Glücksfall für unser Dorf und für die Erforschung seiner Geschichte; denn ihr Buch deckt doch, wie bereits gesagt, den größten Teil der Dudenhofener Geschichte ab.
Wenn wir uns auf eine Zeitreise in die Vergangenheit einlassen, kann das fast schwindelerregend werden. Jeder von uns kennt die Elterngeneration, auch die Großeltern stehen schon nicht mehr immer noch bildlich vor uns, wir kennen zwar noch ihre Geburtsdaten, aber wenn wir etwa aus Briefen etwas über ihre Gedanken und Gefühle erfahren, sind es Zeugnisse aus einer uns fremden Welt. Bei Veranschlagung einer Generation mit dreißig Jahren, reicht unser Wissen meist nur ein halbes Jahrhundert zurück. Und schon in diesem kurzen Abstand sind die Zeugnisse bei unserer schnellebigen Zeit bisweilen kaum noch zu verstehen. Uns sind aber oft nicht nur die Lebensweise und das Denken unserer Vorfahren fremd, sondern auch die Zeit selbst bleibt uns rätselhaft.
Wenn man auf der Zwei-Meter-Skala eines Zollstocks die politischen und kulturellen Ereignisse seit Christi Geburt bis heute einträgt, so bedeutet jeder Millimeter ein Jahr. Frau Stadlers Erforschung der Dudenhofener Prähistorie führt in Zeiten zurück, die einen zumindest vierfach kleineren Maßstab erfordern, wollen wir alle präsentierten Fundstücke aus Dudenhofen auf dieser Meßlatte positionieren. Auf einem solchen Zollstock finden wir Christi Geburt bei 1.50 m eingetragen, den Zweiten Weltkrieg bei 1.985 m, die Französische Revolution bei 1.945 m und die Reformation bei 1.875 m. Bis zur großen Pest oder bis zur Grundsteinlegung des Speyerer Domes müssen wir bis 1.837 m oder bis 1.75 m zurückgleiten; Karl der Große wurde bei 1.70 cm zum Kaiser gekrönt und das Weströmische Reich ging bei 1.62 m unter, das oströmische hingegen bestand bis 1.86.5 m, während das Heilige Römische Reich Deutscher Nation erst bei 1.96 m endete. Und Dudenhofens Ersterwähnung? Bei 1.785 m, immerhin.
Gehen wir über das Fixdatum der Ersterwähnung zurück in die fast völlig unbekannte Prähistorie. Die jüngste in Frau Stadlers Buch behandelte Epoche, die Merowingerzeit oder die der Franken, die etwa von 450 bis 750 herrschten, wäre zwischen 1.61 und 1.69 m einzutragen; die vorangehende Römerzeit begann etwa um Christi Geburt, das heißt bei 1.50 m. Sie löste die Eisenzeit ab, deren Anfänge um 800 vor Christus lagen, auf unserer Meßlatte bei 1.30 m, die vorangehende Bronzezeit reicht bis 2200 vor Christus zurück, auf dem Zwei-Meter-Zollstock bis 95 cm. Alle vorangehenden Jahrtausende gehören zur Steinzeit, und die ältesten Dudenhofener Fundstücke sind auf dem Zollstock bei 12 cm zu markieren.
Wie schon gesagt entbehren alle Jahrhunderte und Jahrtausende vor 1155/56 in Bezug auf Dudenhofen der Schriftlichkeit; es sind andere Zeugnisse, die uns etwas über unsere Vorfahren verraten oder über die Dudenhofener Bürger vor -zig Generationen oder über solche, die sich hier nur aufgehalten haben. Den Schleier über diesen Zeugnissen hat Frau Stadler durch ihre Publikation gelüftet, und es kann nur nochmals darauf hingewiesen werden. Es ist unseres Wissens zumindest für die Pfalz erst- und bislang einmalig, daß sämtliche Fundstücke einer Gemeinde, insgesamt 67 Exemplare, erfaßt, vorbereitet, restauriert, ausgeliehen und in einer Ausstellung präsentiert, aber auch in einem Buch in hervorragender Farbtechnik veröffentlicht wurden, und darin auch alle verlorenen Fundstücke darin verzeichnet sind.
Diese 67 Fundstücke sind neben Einzelfunden im wesentlichen Weihesteine mit Götterdarstellungen und Grabbeigaben, darunter sehr viel Keramik und Glas, aber auch Schmuck und Münzen, Waffen und Werkzeuge. Zu letzteren zählen zwei in Dudenhofener Gemarkung gefundene Steinbeile, einzige Zeugnisse aus dem Neolithikum und jeweils wohl über 5000 Jahre alt. Aus der Bronze und aus der Eisenzeit wurden am Speyerer Weg Schmuck und Keramik gefunden, in der Eisenzeit auch Waffen. Die zahlreichen und mannigfaltigen Funde aus der Römer- und auch aus der Merowingerzeit konzentrieren sich auf den Dorfkern um die Kirche und vor allem auf den Hang nördlich des Woogbaches und westlich der Neumühle (Gewann Im Röschengarten). Eine hier gefundene Reibschale, die in viele Fragmente zersprungen wieder so zusammengesetzt wurde, daß man ihre Funktion gut wiedererkennen kann, sei hier als einzelnes Stück hervorgehoben, oder der berühmte Weihestein der Juno, der wie schon geschildert, im Historischen Museum verbleiben mußte, die in der Kirche gefundene Münze des römischen Kaisers Claudius oder eine hervorragende Glaskanne des 4/5. Jahrhunderts.
Seit wann gibt es nun eine Siedlung Dudenhofen, bis wann haben durchziehende Jäger und Nomaden etwa Werkzeuge verloren? Spätestens seit der Römerzeit legen Gräber und Grabbeigaben eine Besiedlung nahe. Aber war diese kontinuierlich, oder wurde sie immer wieder aufgegeben? Die Nähe zu Speyer legt auch für Dudenhofen eine fortgesetzte Siedlung nahe, für eine Unterbrechung der Siedlungskontinuität spricht aber die späte, wohl auf die fränkische Landnahme etwa um 500 zurückgehende Namensform als Hof des Dudo. Doch wo lag die Gehöferschaft des Dudo oder wo lag eine vorangehende Ansiedlung? Bisweilen wird die Einmündung des Krebsbächleins in den Woogbach als Siedlung angenommen, oder sie wird direkt bei der heutigen Neumühle vermutet. Der Mündungsbereich scheidet meines Erachtens aus, da es sich dabei um ein völlig versumpftes und somit siedlungsfeindliches Gelände handelte. Für den zweiten vermuteten Standort spricht die Hanglage nördlich des Woogbachs, das zuvor genannte, auf der anderen Bachseite gelegene und einen natürlichen Schutz bietende Sumpfgelände, der sich nördlich anschließende und ebenfalls schützende Wald und die nicht allzu große Entfernung zu den römerzeitlichen und merowingischen Gräbern.
Es sei abschließend nochmals auf die Publikation von Frau Stadler verwiesen, die uns das Alltagsleben der Vorfahren in Dudenhofen mit sehr viel Verständnis für die sozialen Aspekte vergegenwärtigt. Wir werden in die bereits etliche Jahrtausende hindurch über mehr als hundert Generationen bestehende Siedlungskontinuität in wohl ständigem Wechsel von Aufgabe und Neugründung an diesem bevorzugten Platz im Hinterland des Rheins und in unmittelbarer Nachbarschaft von Noviomagus civitas Nemetum - Spira - Speyer und der dortigen Vorgängersiedlungen zurückversetzt. Das Land zwischen den beiden Bächen, das „Zweistromland", verfügte über das für eine Siedlung notwendige Wasser. Die Gestalt des Geländes mit Hochufer und umgebendem Wald bot den Siedlern vor allem am linken Hochufer des Woogbaches östlich des heutigen Ortskerns, wo eine Fundkonzentration festzustellen ist, relativen Schutz.
Quelle: Karl Heinz Debus in "850 Jahre Ersterwähnung Dudenhofen" ; Hrsg. 2008 (S. 22-27)
Die Bodenfunde
Eine Erhebung nach Fritz Klotz
Die erste Nachricht über Bodenfunde in Dudenhofen brachte das „Intelligenzblatt" des Rheinkreises vom 23. Dezember 1828. Unter „Nachrichten und Miszellen" werden da Seite 382 „Römische Alterthümer im Rheinkreise" beschrieben: „In der zweiten Hälfte des Monats October ist nunmehr auch zu Dudenhofen eine Entdeckung gemacht worden, welche der Überlieferung wert ist. Man fand nahe an dem Eingange des Dorfes, von Speyer her, auf einem Pfarracker zwei Gräber, welche mit großen Steinplatten eingefaßt und gedeckt waren, übrigens aber außer Sand und einigen Knochen nichts enthielten . . Die Gräber selbst waren 7 bis 8 Fuß lang, 3 Fuß breit und 3 1/2 Fuß tief. Obige 3 Steine sind von dem Pächter des Pfarrgartens, Wesel zu Dudenhofen, dem Antiquarium zu Speyer überlassen worden . . (Eine Platte) stellt einen opfernden Priester dar, und kaum wird eine andere Gemeinde im Rheinkreise einen früheren Pfarrer aufweisen können. Diese Steine können nicht ursprünglich zur Einfassung der Gräber bestimmt gewesen seyn, sie müssen schon früher zu einem anderen Zwecke gedient und vielleicht einen bei Dudenhofen gelegenen heidnischen Tempel geziert haben".
Woher nun die Steine kamen, von Speyer oder von Dudenhofen selbst, und wer der Tote war, der hier bestattet wurde, das sei der Phantasie des Lesers überlassen. Vielleicht handelt es sich um das Grab eines vornehmen Franken. 1828 fand man — dem Bericht zufolge — keine Beigaben. Das ist bei den damaligen Ausgrabungsmethoden — wenn man von solchen überhaupt sprechen kann — nicht weiter verwunderlich. Der „opfernde Priester" ist allerdings die Göttin Juno, in der linken Hand ein Weihrauchkistchen haltend, mit der rechten opfernd. Die Inschrift lautet: „PRO SALVT / MESSI VITALIS / RENICVS EX / . . . zu Deutsch: Für das Wohl des Messus Vitalis hat Irenikus sein Gelübde gerne, freudig und nach Gebühr erfüllt" .
Der zweite Stein, ein Viergötterstein, zeigt wiederum Juno. Von den anderen Göttern ist auf der linken Seitenfläche nur noch die Eule der Minerva zu erkennen. Der dritte Stein, ein Votivstein zu Ehren des Merkur, hat die Inschrift: „MERCVRIO / SACRVM / FLAVI / VBTIO . AVI / TVS . MAXIMS / V.S.L.L.M. Zu Deutsch: Dem Merkur geweiht. Des Flavus Unteroffizier Avitus Maximus hat sein Gelübde gerne, freudig, nach Gebühr erfüllt. "
Sichtlich gab es schon vor 1828 Bodenfunde. Aber sie wurden nicht aufgezeichnet und aufbewahrt. Noch August Becker schreibt 1857, als er in seinem „Pfalz und Pfälzer" in wenigen Worten über Dudenhofen berichtet, daß der Ort „merkwürdig" sei „wegen der Heidengräber, welche man hier entdeckte. Allem Anschein nach meinte er damit die Gräber im Pfarracker.
Der nächste Bodenfund kam Anfang April 1898 — also 70 Jahre nach dem ersten Fund — ans Tageslicht. Finder war Adam Maffenbeier (in einem anderen Bericht heißt es Michael Maffenbeier). Damals fand man in der Gewann „Grumbeere Acker" ein Plattengrab, „nahe am Waldsaum gegenüber der Mühle auf den Woogbach", ohne Funde. Es war ein „sargähnlicher Bau aus Stein, die ineinandergefügt im Innern einen rechteckigen Raum ließen. Im Innern fand Sidi nichts vor". Es waren die Reste eines zerstörten Plattengrabes, das aus neun großen regelmäßig behauenen Platten bestand.
Seitdem kamen immer wieder Bodenfunde zum Vorschein. Sie seien hier nach der Zeitepoche, aus der sie stammen, angeführt:
Jüngere Steinzeit (etwa 3000 bis 1800 v. Chr.):
1 Steinbeil, gefunden 1911 beim Fällen eines Baumes zwischen Dudenhofen und Hanhofen von Michael Sauer), 1 schwarzer Leistenkelt, „der als Wetzstein verwendet und dadurch stark abgebraucht war, wurde im Hofstück" gefunden (1925).
Jüngere Eisenzeit, 3. Stufe der La Tene-Zeit (300 bis 120 v. Chr.):
Brandgrab im Dorf (Haus Nr. 302 Speyerer Weg) mit Urne, Spiralbronzering, zusammengebogenem Eisenschwert, eisener Lanzenspitze, 2 Eisenfibeln, gefunden von Heinrich Backof 1912,) große Bronzenadel, gefunden um 1920 bei den Pfarräckern am Speyerer Weg.
Römische Zeit (etwa 50 v. Chr. bis etwa 400 n. Chr.):
Aus dieser Zeit stammen eine ganze Reihe wertvoller Funde: Kleinerz des Tetricus (15 mm), gefunden 1902 „in der Kirche von Orgelbaumeister Krämer, Speyer.
1904 stieß der Ochsenwirt Lorenz Zürker bei Vertiefung seines Kellers, 80 cm unter der Kellersohle und 3 m unter dem heutigen Straßenpflaster, auf römische Brandgräber. An Funden blieb leider nur eine hübsche Aschenkiste aus grauem Sandstein erhalten. Sie ist 24 cm hoch und oben 24 cm breit. Der dazugehörige Deckel fehlte. In einer solchen Urne wurde die Asche des Verstorbenen verwahrt.
Im Rott wurde (Jahr ?) ein „hübscher Denar des Kaisers Tiberius vom Jahr 15 gefunden. Auf der Rückseite ist die Kaiserin Livia mit Zepter und Blume, auf einem Thronsessel sitzend, zu sehen". 1911 hatte Joseph Nuß im Röschengarten (Plan Nr. 3300 a/b) einen römischen Krug ausgegraben. Im gleichen Grundstück fand in den folgenden Jahren Sebastian Schürer zu verschiedenen Zeiten 5 römische Kruge (1911, 1912). Den schönsten Fund machte Schürer im gleichen Grundstück 1914: er fand 5 spätrömische Glasgefäße (eine schöne Kanne, zwei Kugelflaschen und 2 Becher) und 1 Tonteller. Diese Gläser zählen heute zu den besten Stücken des Weinmuseums.
1948 fand der Schüler Herbert Keller in den Rinn-Äckern (Plan-Nr. 2413) eine Mittelbronze (Münze).
Fränkische Zeit:
Dieser Zeit gehören die Plattengråber am Speyerer Weg und im „Grumbeere Feld“ an. Bei den Gräbern am Speyerer Weg wurden römische Architekturstücke verwendet. Obwohl sie zu verschiedenen Zeiten - 1828 und um 1904 - aufgefunden wurden, gehören sie doch einem Gräberfeld an. Als um das Jahr 1904 Johann Horländer IX. die Baugrube zu seinem Hause an der Speyerer Straße „rechts des Weges zur Woogbachmühle“ (Neumühle) aushob, legte er 2 Plattengräber frei. Das eine, ein Kindergrab, enthielt keine Beigaben. Das andere barg zwei Skelette, die „übereinander lagen und von römischen Skulptursteinen umstellt« waren. „Das untere Skelett von einer Frau hatte ca. 40 farbige Tonperlen um den Hals liegen. Davon erhielt ich (Konservator Dr. Grünenwald) 1904 noch 14. Das obere Skelett eines Mannes hatte ein Speereisen, eine fränkische Frame, an der Seite. Außerordentlich hübsch und wichtig sind die mit reliefierten Blättern und mit Mäanderverzierungen geschmückten römischen Steinplatten, die dieses fränkische Grab umstanden. Die größte ist 1,15 m lang, 55 cm breit, 17 cm dick. Die dazugehörige Inschriftplatte enthält vier fast völlig unleserlich gewordene Zeilen.
Im Museum von Worms werden eine große grüne Glasperle mit weißen Fäden und ein Fußbecher aus Glas aus einem merowingischen Grab von Dudenhofen aufbewahrt. Über Fundort, Zeit und Finder ist nichts bekannt. Früher wurden ja derartige Funde möglichst nach auswärts verkauft. Nur der geringste Teil kam in das Speyerer Museum. Wieviel mag auf diese Weise der Heimat verloren gegangen sein?
Hier seien auch die Funde erwähnt, die neuerer Zeit entstammen.
1925 fand Polizeidiener Beck „Im Hofstück“ beim Roden seines Gartens und anstoßenden Ackers viele Ziegelstücke und Brandschutt einer zerstörten mittelalterlichen Tiefburg, eben des Maulbronner Hofgutes. 1921 hat Polizeidiener Beck dem Museum eine mittelalterliche „schwere Eisenspitze" übergeben. Damals fand man in den „Pfarräckern“ bei Dudenhofen einen „Brustpanzer aus der Zeit des 30-jährigen Krieges".
Um 1880 kamen in das Museum eine „gußeiserne Ofenplatte mit Darstellung des jüngsten Gerichts und der Jahrzahl 1588" sowie 2 Ofenkacheln „mit dem Bildnis Kaiser Ferdinands I. und der Jahreszahl 1560“ beide gefunden in Dudenhofen.
Quelle: Fritz Klotz in "Ortsgeschichte der Gemeinde Dudenhofen"; Hrsg. 1964 (S153-157)
Gemarkung & Flur
Wer sich mit der Geschichte seines Ortes beschäftigt, begegnet vielerlei Daten und Gegebenheiten, vielleicht Urkunden und Bauwerken, manchmal noch Zeitzeugen. Er trifft auf alte Flur- und Wegenamen und wird erkennen, wie beständig über lange Zeiträume sie die Ortsentwicklung allgemein und an einzelner Stelle belegen und bewahren, so dass sie auch als „Sprachdenkmäler“ bezeichnet worden sind. Sie bergen bei gründlicher Recherche manche Erkenntnisse und oftmals Überraschungen.
Dudenhofens Gemarkung umfasst rund 1.296 Hektar, etwa 620 (fast 48%) sind mit Wald bewachsen. Wald und Flur sind detailgenau in Gewanne gegliedert. Über 80 Flurnamen erzählen heute noch ihre Geschichte, weitere sind nach Überbauung nicht mehr in Gebrauch. Manche leben in den inzwischen über 90 Straßennamen fort.
Eine erste Durchsicht für Dudenhofen führt zur Ortsgeschichte von Fritz Klotz (1964), die auch hier ihre Reichhaltigkeit erweist. Aus neuer Zeit liegt vor „850 Jahre Ersterwähnung Dudenhofen“ (2008) von K.H. Debus mit einem ideenreichen Strauß an Beiträgen und einem Regesten-Kapitel sowie einer früheren Aufstellung (um 1910) der Dudenhofener Straßen- und Gewannenamen von Schulschwester Bonifatia Köpfinger. Gangolf Bettag stellt in Bd. 8 der Schriften des Vereins für Heimatgeschichte und -kultur (2014) die Dudenhofener Flur- und Straßennamen vor und gibt Erläuterungen zu ihren Namen und, wo immer möglich, zu ihrer Entstehung. Sehr deutlich wird dort auch die historische Dorfentwicklung von 9 Ortsstraßen um 1800 bis über 90 Straßen heute. Bettag stellt in dem o.g. Band auch die über 80 Flurnamen des Urkatasters von 1837 bis heute und ihre Lage dar.
Die Ganerbe
Der Gewanname „Ganerbe« erinnert noch heute an die einstige Waldganerbschaft der Dörfer Hanhofen, Dudenhofen, Harthausen, Gommersheim, Geinsheim, Böhl und Iggelheim. Der Überlieferung nach soll das große Waldgebiet nördlich und westlich der Gemeinde auf ein Geschenk des Merowingerkönigs Dagobert I. zurückgehen. Dieser soll zu Anfang seiner Regierungszeit, um 620 etwa, den Ganerben diesen Wald zur Nutzung überlassen haben. Wie dem auch sei, jedenfalls geht die Ganerbe auf eine frühe Schenkung zurück. Das Wort Ganerbe - Ge-anerbe - bedeutet „Anerbe, der nächste Erbe mit rechtlicher Anwartschaft.
Alljährlich „auf Donnerstag vor Martini" trafen sich die Ganerben zum „Ganerben Hubgericht« in Hanhofen „nechst vor der Kirchen unterm Himmel". Die „Privilegia und Freyheit" der Ganerben „wurden öffentlich verlesen und wer darwider gehandelt, vorm Gericht beklagt und von demselben abgestraft". Dieses Hubgericht setzte sich aus zwei Ganerben-Schultheißen, vier Ganerben-Schützen und sieben Hübnern, also Ganerben zusammen. Sie versahen ihr Amt auf Lebenszeit. Zum Hubgericht, das durch ein Glöcklein eingeläutet wurde, erschienen die Hübner aus den umliegenden Ganerben-Ortschaften. Sie umstanden ohne Kopfbedeckung das Gericht, das an einem Tische saß. Der bischöfliche Amtsschreiber von Marientraut eröffnete den Gerichtstag mit den Worten: „Dys synt die rechte der Ganerben, die die Ganerben habent. Un die huber wysent alle Jahr an dem durstag vor Sant Martins off den eytt in dem huphoff zu Heynhofen". Dann verlas er das Weistum. Es enthielt u. a. die Bestimmungen: „Item was dorffen (dorf) stossend off dye Ganerben, werend der erben meer (mehr) dan der vnerben, so mochtend sye off dye Ganerb faren. Were es aber, daß der vnerben meer werend, dan der erben, so soltent sye nyt daruff faren, item wo eyn erbe eyn vnerben off den Ganerben funde zu weyden faren, holtz hauwen, mewen (mähen), hauwe (Heu) holn, Rore schnyden (Rohr schneiden) oder derselben stuck eyns holn myt syner fure, dem mag der erbe nemmen, was er by ym funde, on den lyp (Leib, ohne ihm am Leib Schaden zuzufügen) vnd mocht das haben vor syn eygen gutt. Were auch eyn vnerbe also mutvyllig vnd volt sych weren, vnd erschluge der Erbe den vnerben, so bessert (entschädigt) er yn gegn alle heren mit eym schyllyng heller, item sollent dye Ganerben nytt zehnden, item eyn yglicher (jeglicher) sol tzwen (zwei) wagen foll holtz nach sant Michels dag hauwen. Hyewe (haue) er dar nach meer, so hette er tzwen ß (Schilling) heller werung verbroden, da mag yn der schutze (Schütz) vmb pfenden, als decke (so weit) er yn fyndet, item wer holtz hauwet vor sant Michels dag, der verbricht eyn pfunt heller werung, item wer da zymmeln (Bauholz) hauwet, der verbricht eyn pfunt heller, item wer da grune (grüne) stock uss bricht oder hauwet, der verbricht audi eyn pfunt heller. Item sol nyman keyn sunder herrt (besondere Herde) han off den Ganerben. Item sol nyman keyn wisse (Wiese) Rodden (roden) off den Ganerben". Die Ganerben sollen nirgendwo anders als vor dem Hubgericht ihr Recht suchen. Wer anderswo sein Recht sucht, „sol syn erbschaft vnd bestentniss verloren han. Item alle vnerben habent nust (nichts) zu schaffen off den Ganerben".
Wie dieses Hubgericht im 18. Jahrhundert gehandhabt wurde, als die Ganerbschaft schon weitgehend ihre alte Bedeutung verloren hatte, zeigt ein Bericht aus dem Jahre 1753: „So gehen die Ganerben-Schultheißen und Hübner in das Dorf Hanhofen und auf den dortigen Kirchhof, allwo durch Anziehung der Glocken das Zeichen des abzuhaltenden Hubgerichts gegeben, sofort ein Tisch unter den freien Himmel gesetzt wird, an welchem sich das Ganerbengericht niedersetzt, darmit den Hubhof eröffnet und abhaltet, bei welchem der (Name der Ganerbengemeinde) Weistum abgelesen und hernach der Zins und andere ganerbliche Intraten eingezogen, auch alle sich unter den Ganerben begebenen Fälle und Händel entschieden und abgetan werden. Wann solcher Actus nun fürbei ist, kehrt das Ganerbengericht wieder zurück in den Ort Hanhofen und nehmen allda das Mittagsmahl ein, zahlen auch den Glöckner wegen des Geläuts bar aus.“
Das Gerichtsverfahren erfolgte mündlich. Selbst die Urteile wurden nicht niedergeschrieben. „Wer darüber eine Urkunde besitzen wollte, mußte siegelfähige Zeugen mitbringen, die ihm Kundschaft über das ausstellten, was der Richter gesprochen hatte“. Gegen Ende des Gerichtstages wurden unter die anwesenden Armen einige Pfund Heller verteilt.
Obwohl Dudenhofen zu den Ganerben-Gemeinden zählte, so wollten die übrigen Ganerben-Gemeinden im Streit zwischen Speyer und Dudenhofen doch nicht zugunsten der Gemeinde eingreifen. Noch 1442 und besonders 1486 erklärten die Ganerben von Iggelheim und Böhl, daß ihre Mark bis an die von Speyer reiche.
Das gesamte Ganerben-Gebiet - zumeist Wald und in „den letzten 100 Jahren beinahe ganz Weide“ - war von alters her steuerfrei. Strittig blieb bis zuletzt, wem die Territorialhoheit in diesem Gebiet zustehe: Kurpfalz oder dem Fürstbistum Speyer. Die Ganerben jedenfalls behaupteten, daß dieser Bezirk sich „der Reichsunmittelbarkeit zu erfreuen habe", d. h. nur dem Reich unterstand.
1708 konnten die Ganerben von Haßloch, Böhl, Iggelheim, Gommersheim und Freisbach nach erbittertem Streit mit der Stadt Speyer ihre Grenze am steinernen Brückel gegen Speyer zu vorschieben. Noch 1486 hatten sie feierlich beschworen, daß bis zu diesem Brücklein ihre Gemark ginge. 1708 setzten Speyer und die Ganerben an der neu festgelegten Grenze fünf Steine, „welche Speyer und Gan-Erben scheiden, davon die erste vier gegen den runden Stein auf der Stadt Seiten gemünstert und der fünffte mit dem Wort Speyer, auf der andern Seiten aber alle fünfe mit dem Wort Gan Erb bezeichnet sind". Nach der Auflösung der Ganerbschaft erhielt Dudenhofen diesen schmalen Waldbezirk. 1828 versah die Gemeinde die erwähnten Steine mit ihrem Zeichen und der Jahreszahl.
1805 brach ein Streit mit dem St. Georgen-Hospital wegen der Gewann „Ganerbe" aus. Der Schultheiß Leonhard Kinscherff behauptete in einem Schreiben vom 10. Mai an den Unterpräfekten, daß die Ganerb schon seit undenklichen Zeiten im Besitz der Gemeinde sei. Ein Waldgewann namens Stubenhart sei ihm nicht bekannt. Nach einem Vertrag zwischen den Ganerben und dem Hospital von 1444 ging der Weidetrieb des Spitalschäfers von Rinkenberg „bey Blechtenlachen vor, biß uff den Weg der oben an Stubenhard vorgehet, alß wit (weit) die Huber und Ganerben recht hant“. Kinscherff behauptete dagegen, daß die Gemeinde Dudenhofen und der Rinkenberger Schäfer oder das Spital im Besitz dieses Weidedistrikts sei und daß seit mehr als hundert Jahren dieses anmaßliche Recht nicht exerziert worden sei. Das Spital dagegen berief sich auf den Vertrag von 1444 und erhielt auch am 22. Mai die Weidegerechtigkeit bestätigt.
Ganerbe war nicht jeder Bürger der Ganerben-Gemeinden. Nur ganz bestimmte Familien durften sich zu den Ganerben zählen. Sie vererbten ihr Recht auf die Ganerbschaft nur an Blutsverwandte. 1723 gab es in Dudenhofen 30 Ganerbenfamilien. Die übrigen wurden als „Unerben" bezeichert.
Die französische Revolution entzog der Waldganerbschaft die rechtliche Grundlage, da alle Privilegien abgeschafft wurden. Trotzdem nahm „die französische Administration von dem ganzen Gegenstand keine weitere Notiz, als daß sie die Hübner zum Prozeß gegen die Gemeinden berechtigte".
1817/18 wurde die Waldganerbschaft aufgeteilt. Die umliegenden Gemeinden erhielten 14/15-tel der Ganerbschaft, der Rest fiel an die ehemaligen Hübner. Die Waldganerbe von rund 635 Hektar oder 2539 Morgen wurde wie folgt aufgeteilt: Hanhofen 189 Hektar, Dudenhofen 139 Hektar 12 Ar, Harthausen 99 Hektar, Gommersheim 89 Hektar, Geinsheim 52 Hektar, Haßloch 46 Hektar, Böhl 18 Hektar, Iggelheim 137 Hektar und die Hübner über 46 Hektar.
Der Schlußakt erfolgte am 10. Juli 1820. Damals versteigerte die Gemeinde den an sie gefallenen Anteil an die 174 Bürger. Jeder Bürger erhielt 330 Ruthen Wald, Feld und Wiesen zugesprochen und sollte dafür 40 fl zur Tilgung der Gemeindeschulden an die Gemeindekasse zahlen.
Quelle: Fitz Klotz in "Ortsgeschichte der Gemeinde Dudenhofen"; Hrs. 1964 (S. 195-198)
Siehe dazu auch:
Gangolf Bettag in Rheinpfalz-Pressebericht v. 12.12.2018
Bäche, Dole, Brunnen und Brücken
BÄCHE UND DOLE
Drei Wasserläufe durchfließen den Ort: Speyer-, Woog- und Krebsbach. Der mittelalterliche Ort lag dicht am Alt-, Nieder-, Kirch-, Mühl- oder Woogbach. Die Bezeichnung Altbach unterschied ihn vom „Neubach". Bei Hanhofen wird der Speyerbach von alters her getrennt. Im „Bacheid", den die „Bacheicher" von Stadt und Bistum schwören mußten, heißt es: „Item
die unsern sollen schweren, also wann die Bach an dem Gescheid bresthaft würdt und ich dazu berufen werde, so soll ich die Bach helfen eichen und scheiden mit den andern dreyen Geschworenen, meinen Gesellen, also daß drey Theil der Bäche zu der alten Bach und zwey Theil zu der neuen Bach zur Statt Speyr zugehen sollen, und das tun, nach meinem besten Sinnen und Verstandnuß und als das von alters her kommen ist, ohne Gefehrde, als mir Gott helfe und alle Heiligen." Am 13. Juni 1443 erklärten Hans Spangel, Burgvogt zu Hanhofen, und Hensel Cleynlin, daß die Bacheicher vom Bischof und der Stadt Speyer gesetzt worden seien. An Stelle des Bischofs habe Hensel Lichtenstein, damals Schaffner zu Kirrweiler, geschworen, dafür zu sorgen, daß 1/3 des Wassers auf den alten Bach, der durch Hanhofen fließe, und 2/3 auf den neuen Bach, der außerhalb Hanhofen hinfließe, gehen solle.
Wann das Bett des Neubaches gegraben wurde, ist nicht bekannt. Die Meinungen gehen darüber auseinander.
Der dritte Wasserlauf, heute Krebsbächlein genannt, hat seinen Ursprung im Hainbach. Es ist kaum zu glauben, daß dieses kleine Rinnsal nördlich des Orensberges seinen Anfang nimmt und bei Gleisweiler in die Ebene tritt. In einer Dole unterquert es den Neubach. Hier sei auch der Modenbach erwähnt, der ursprünglich - bevor es den Neubach gab - westlich von Dudenhofen in den Woogbach ging.
Im Weistum werden nur „die obere Speyerbach" - der Neubach also - und „das kleine bächlein" angeführt. Von dem letzteren heißt es: „Von dem Woog des Maulbronner Klosters am oberen Speyerbach" soll „ein klein bächlein neben dem dorff hingehen alß viel, alß zwo zieglen über einander gestürzt wasser ertragen mögen, und kein sayen oder flechten für solchen ußgang setzen, und wär es, daß jemandts solches bächlein abschlüge ohne erlaubung mein gnädigen herrn zu und von Speyer und des gerichts zu Dudenhoffen, der sey der gemeind verfallen zehen schilling heller". 1524 wird ein Acker erwähnt, der auf den „Gran-Bach« stößt. Im Streit Speyer gegen Dudenhofen 1549 erklärten die Dudenhofener, „die von Speyer hätten von alters her die Bach, so durch Speyer fließt, die Granbach genannt, gefegt von der oberen Galgmühle bis an den langen Stein, darum aber Spen (Streit) entstanden, wer hinauf weiter bis an das Hanhofer Gescheid fegen sollte“. 1646 mußte der Rat den Granbach „vom langen stein an bis an das Hanhofer Gescheid butzen lassen und den Staden auf der Dudenhofer Seiten auch halten“, das heißt das Bachufer herrichten lassen. Hie und da kam es vor, daß die Bachufer beschädigt wurden. So berichtete der Altermeister am 1. September 1632 dem Rat, „daß die Dudenhofer Schelmen die Bach nach ihrem Gefallen abschlagen“, um Krebse zu fangen. „Dadurch beschädigten sie das Gestat“ (Ufer). Er wüßte aber nicht, auf welchen „Befehl sie das taten“. Am 30. Juni 1680 meldeten die Bauherren dem Rat, daß der Bach „abgeschlagen“ (umgeleitet) werden müsse, da am Bescheid, der Krebs- und 12-Mannsdole, Reparaturen erforderlich seien. Am 3. Juli zeigte der Bauherr an, daß an der 12-Mannsdole „auf unserer Seite der Staden Schaden gelitten“. Der Rat gab Anordnung, die Schäden auszubessern. 1698 wurde der Bach wieder „gefegt". Am 1. August berichtete Bürgermeister Rützhaub dem Rat, „welcher Gestalt die Bach zu fegen jüngsthin von der Dudenhofer Wart bis an die Hofbrücke vor 60 fl und 1 Malter Mehl und gestern von der Hofbrück bis an den Scheid zu Hanhofen vor 160 fl und 1 Malter Mehl, sodann 4 Maß Wein verdingt worden. Ob nicht zur Beihilf die Bürgerschaft anstatt des Frons zu belegen“. Der Rat beschloß daraufhin: „Ja, und muß der Bürgerschaft angekündigt werden“. Am 15. August wurde im Rat ein Schreiben des Oberamts Neustadt „wegen Säuberung des Baches“ verlesen. Man beschloß, das Oberamt davon zu verständigen, daß die Stadt bis Hanhofen säubern lasse, „weil man die Bach bald wiederum hier zu haben nötig befunden«. Zwei Tage später meldet das Protokoll, daß die Seegräber in acht Tagen mit dem Bach fertig seien, sie bräuchten aber dazu „Letten und Wasen«. Man solle daher „die Dudenhöfer begrüßen und ansprechen“, das heißt, man sollte sich mit deswegen besprechen. Der Bauschaffner mußte schließlich nach Hanhofen zum Amtmann von Marientraut und „selbigen darum begrüßen“. Schon am 26. August hatten die städtischen Seegräber den Bach bis zum Hanhofer Gescheid „gefegt“.
Aber am 12. November mußte Konsul Rützhaub dem Rat berichten, daß die 12-Mannsdole „wieder aufgebrochen und dadurch verursacht hätte, daß die Bach ausgebrochen und das Wasser aus der Stadt geblieben sei. Die Bauern weigerten sich, den Staden zu reparieren, sie hätten ihren Dohl machen lassen müssen und prätendierten (forderten), die Stadt sollte den Staden machen lassen“. Wegen dieser Sache wurde der Rat beim Amtsschreiber von Marientraut vorstellig. Dem Rat blieb aber nichts anderes übrig, als den Schaden zu beheben unter „Zuziehung der Müller, und weil die Seegräber daran Schuld tragen sollen, so kann man sich inkünftig des Schadens an ihnen erholen“, das heißt, an sie halten.
Im Juni 1699 meldete das Ratsprotokoll, „daß der Grabenmeister den Bruch an der Bach zugemacht habe, es sei aber noch einer oberhalb der Hofbrück“. Die Frage sei nun, wer diesen zuzumachen habe. Man glaube, auch das Allerheiligenstift zu dieser Arbeit heranziehen zu können, „weil dieses von der Galkmühle bis zum Langenstein die Bach in Ordnung zu halten hat". Das Allerheiligenstift war nämlich Besitzer der Galgmühle. Der Beständer der Mühle wollte aber - wie das Protokoll am 2. August 1699 meldet - „nicht weiterfegen«. Daraufhin drohte der Rat: „Der Ober-Galkmüller soll bei Turmstrafe fegen soweit ihm gebührt, an den Langenstein im Saulager". Am 23. September 1699 zeigte der „Bachmann" dem Rat an, „daß das Wasser an der Hofbrück wieder ausgebrochen und laufe mit voller Gewalt in Dudenhofen". 1720 „ruinierten die Dudenhöfer die Bach". Offenbar hatten einige Bürger die Ufer beschädigt. 1747 gehörte zum Besitz des Pfarrgutes eine Wiese beim „Krumbach". 1792 heißt es in einer Güterbeschreibung „die Hof- oder Grumbach.
Von der 12-Manns-Dole ist zum ersten Male 1602 die Rede. Damals hatte die Gemeinde ohne Wissen des Oberamtmanns von Marientraut beim Bau einer neuen Dole einfach den Bach „abgeschlagen". In der Stadt blieb das Wasser aus und die Mühlen standen still. Daraufhin kam es zu einer Auseinandersetzung mit der Gemeinde. Diese wehrte sich und erklärte, ihre Wiesen würden durch den Bach überschwemmt. Am 3. November trafen sich die Vertreter der Stadt mit dem Oberamtmann und dem „Gericht“ an der 12-Mannsdole. Die Stadt hielt der Gemeinde vor, daß die beiden Dole - die kleinere von ihnen war älter und ist wohl die Krebsdole - ohne Wissen des Rats eingesetzt worden seien. Erst 1640 konnte die neue Dole, im Beisein der städtischen Vertreter, eingesenkt werden. Um diese Dole - 12-Mannsdole und Krebsdole - kam es immer wieder zu Streitereien mit der Stadt.
Die 12-Mannsdole hat ihren Namen - wie der 12-Mannsgarten - von den zwölf Beständern des Maulbronner Hofgutes, das ja ganz in der Nähe lag. Die Krebsdole erscheint unter diesem Namen erst 1628. Schon 1680 entstand wegen der 12-Mannsdole ein neuer Streit. Die Stadt stand auf dem Standpunkt, daß die Dole von den Bauern zu „halten sei, der Staden aber auf der Stadt Seiten der Rat und jener Seiten die Bauern reparieren“. Damals waren nämlich an den Bachufern einige Schäden auszubessern.
1698 - als die Bürger wieder in die Stadt zurückkehren durften wollte der Rat die 12-Mannsdole reparieren lassen, „so sonst denen Dudenhofern zukommt“. Das Ratsprotokoll von 1699 gibt außer der Erwähnung der Dole eine Erklärung des Namens. Es heißt da: "Den Dohl müssen die Zwölfmann bauen und halten, den Staden aber uf beiden Seiten die Stadt und 12 Mann gemeinschaftlich reparieren“.
Wie schon erwähnt, war im November 1698 der Bach bei der 12-Mannsdole ausgebrochen. Die Gemeinde ließ die Dole machen, den Bachstaden zu reparieren aber weigerte sich. Am 22. November trafen die Vertreter der Stadt mit den Bauern an der 12-Mannsdole. Man hatte aber „viel Widersprechens von den Dudenhöfern gehabt, doch mit ihnen nichts ausrichten können, wird also die Reparation nur auf die Stadt kommen“.
Im Juli des nächsten Jahres w der Bach an der 12-Mannsdole wieder ausgebrochen. „Man vernehme, die Dudenhöfer wollten den Dohl entweder neu legen oder reparieren, aber nicht eher (als), die Stadt lege dann auch Hand mit an.“ Die Gemeinde verlangte also, daß die Stadt sich am Bau beteilige. Dazu traf man sich am 20. Juli morgens 6 Uhr an der 12-Mannsdole. Gemeinsam behob man den Schaden. Am 29. Juli meldet das Protokoll: „Die Dudenhöfer arbeiten heute am 12-Mannsdohl nicht.“ Sie gaben an, „sie hätten 2 Tag ohne unserer Leute Hilfe gearbeitet, desgleichen sollte man auch tun, bis Dienstag wollten sie wieder mit Hand anlegen“. Der Rat mußte sich damit abfinden, beschloß aber: Sollten sie aber nicht kommen, müssen die unsrigen auch von der Arbeit gezogen werden.“ 1721 mußte die Krebsdole gereinigt werden. Bürgermeister Kümmich berichtete dazu am 18. Juni dem Rat, daß auf Grund der „Protokolli der Rat den Krebsdohl allein müßte reparieren lassen“. Zur Reparation der 12-Mannsdole dagegen müßte Dudenhofen „einige Mannschaft stellen". Dazu meinte Herr Wachlatz, man habe einst die Krebsdole mit „denen Dudenhöfern gebutzt, die Dudenhöfer sollten ihn diesmal allein butzen, weil solcher außer eines Rats Territorio gelegen“. Dagegen waren die beiden Ratskonsulenten der Auffassung, „man sollte aus bewegenden Ursachen den Krebsdohl reparieren lassen“. Die Müller zeigten aber am 25. Juni dem Rat an, daß die Krebsdole „gar zugedammt worden“. Daraufhin beschloß der Rat, die Krebsdole „ohnbemerkt zu besichtigen, ob er schadhaft", und dann den Oberamtmann von Marientraut davon zu benachrichtigen, „ob man sich in der Güte miteinander setzen könnte“.
Wie das Ratsprotokoll dann am 20. August 1721 berichtet, hätten die Dudenhofener die Krebsdole schon putzen lassen, „es wäre ihnen aber von der Regierung inhibition (Verbot) geschehen, weilen dieselbe ein alt Dokument gefunden, daß die Stadt solchen müßte reparieren lassen". Der Rat meinte dazu resignierend, „weilen man nun solches ohnedem wisse, würde wohl Anstalt dazu müssen gemacht werden". Am 23. August rieten die Ratskonsulenten, „man sollte denen Dudenhöfern sagen lassen, weil in wenigen Wochen die Bach zu Winzingen würde abgeschlagen, wollte man bis dahin die völlige Reparation des Krebsdohles verschieben, inmittelst (währenddessen) aber den Staden so gut als möglich ausbessern und die Bach wieder laufen lassen". Daraufhin ließ der Amtsverweser von Marientraut den Bach wieder abschlagen und „nichts als das Harthauser Bächlein rinnen (wohl der Modenbach gemeint), und zwar solange, „als er einen Befehl seiner Regierung habe". Der Domdechant erklärte dazu am 27. August vermittelnd, „es komme nur darauf an, daß die Stadt sich erkläre, den Krebsdohl unfehlbar reparieren zu lassen, dann werde die Bach wieder laufen". Inzwischen hatte allerdings der städtische Grabenmeister „die Schiedbretter wieder aufziehen lassen, sodaß die Bach wieder laufen konnte".
1820: ließ die Gemeinde die 12-Mannsdole neu erbauen.
1870: errichtete die Gemeinde um 49 fl am Woogbach eine Waschbank.
1871: brach der Speyerbach infolge des starken Eisganges aus seinem Bett. Die Gemeinde schloß zur Wiederherstellung der Ufer 648 fl vor, die sie erst nach drei Prozessen mit dem kgl. Triftamt in Neustadt, der Stadt Speyer und den Dudenhofener Mühlenbesitzern zurückbezahlt bekam.
Am 21. November 1882 brachen beide Bäche aus und zerstörten Brücken und Stege, alle Gärten, die an sie stießen und die Scheuer der Neumühle. Im Februar 1903 entstand wegen der Reinigung des Speyerbaches zwischen Speyer einerseits und den Gemeinden Dudenhofen, Hanhofen und Harthausen andererseits ein Rechtsstreit. Die Stadt wollte den Gemeinden die Bachreinigung in ihren Gemarkungen zur Auflage machen.
BRUNNEN
Auf dem Speyerer Flurplan von 1525 erkennt man in der Dorfmitte einen großen Ziehbrunnen. Ob es ihn damals wirklich gab, oder ob er dem zeichnerischen Einfall des Malers entsprungen ist, sei dahingestellt. Ohne Zweifel gab es schon in alter Zeit infolge der günstigen Grundwasserverhältnisse Brunnen. Im Urkataster sind mindestens drei zu erkennen. Im 19. Jahrhundert entstanden weitere gemeindeeigene Brunnen: 1864 im Oktober bei Albert Ofer II. in der Straße nach Harthausen 177 fl — 1865 in der Rottstraße und am Schulschwesternhaus 514 fl — 1868 im Mai in dem Hinterweglein 175 fl — 1885 im April in der Rinngasse 350 M — 1904 im August neue Bohrbrunnen im Pfarrhof und im Eichgartenweg um 175 M.
Seit 1956 liefert ein eigenes Wasserwerk das notwendige Wasser.
Früher soll am Schifferstadter Weg ein schwefelhaltiger Brunnen gewesen sein.
BRÜCKEN UND STEGE
Nach dem Weistum mußte die Hofbrücke von den „herrn des Maulbronner hoffs in baw" gehalten werden, „daß niemand schaden darüber geschehe". Über das „Kleinbächlein", das heutige Krebsbächlein, ging ein Steg. Im Weistum steht darüber: „Die gemein weist auch forder ein deuch und damm und steeg über daß klein bächlein, daß ein bidermann möge ein malter guthß uff einem pferdt darauff führen und darneben gehen möge ohn schaden". Im Schadensfalle kann sich die Gemeinde an das Vermögen des Täters halten, um damit „den Steg und damm zu bessern". Auf dem Flurplan von 1525 sind die Hofbrücke und die Brücke über den Woogbach zu erkennen. 1594 beantragte die Gemeinde, daß der Rat „das Brücklein" machen lassen solle. Außerdem sollte der Bach bei Dudenhofen so „viel (als) möglich geputzt und bei der Brück bord läng gefaßt werden". 1616 ist die Brücke baufällig und soll auf Ratsbeschluß vom 27. Juli repariert werden. Ganz eindeutig geht die Zuständigkeit des Rates aus dem Protokoll vom 18. Oktober 1636 hervor. Dort heißt es: „Diehlbrück bei Dudenhofen muß ein Rat machen und erhalten lassen". Damals hatte nämlich der Oberschultheiß von Marientraut begehrt, „daß man die Diehlbrück vor der Dudenhofer Wart, welche ganz baufällig, reparieren lassen solle, dann es einem Rat gebührte". Diese Brücke lag ja in dem von der Stadt beanspruchten Gebiet. Der Rat gab dem Bauschaffner Anweisung, die Brücke durch den Grabenmacher besichtigen zu lassen.
1665 verlangte der Dudenhofener Anwalt, „daß das Bauamt die Dielbrück nebst dem Weg machen lassen solle, und zwar um des Zolls willen". Noch 1738 wurde die Dudenhofener Brücke durch das städtische Bauamt repariert.
Im 19. Jahrhundert ist die Herrichtung der Brücken allein Aufgabe der Gemeinde. 1846 wurden die Brücken über den Krebsbach und den Speyerbach, die durch das Hochwasser im Juni „ruinös" geworden waren, wiederhergestellt.
Quelle: Fritz Klotz in "Ortsgeschichte der Gemeinde Dudenhofen"; Hrsg. 1964 (S.221-227)
Wege und Straßen
Für den Unterhalt der Wege und Straßen hatte von alters her die Gemeinde zu sorgen. Im Weistum ist verschiedentlich von Wegen die Rede. Zur Maulbronner Mühle zog ein „gemeiner Allmentweg“, und „die gemein weist fürther ein weeg hinter des pfarrs hauß, wann dieser pfarr oder ein anderer pfarr wolt haben ein pfundt heller von der gemeind, so soll er uffthon die gaß hinter seinem hauß, die mit vier steinen untersteint ist, soll halte beder häyer (den Hegezaun) uff seyn kosten, darhin zu reidten arm und reich, wasser und weeg zu brauchen nach aller nothdurfft". Weiter nennt das Weistum einen „weeg zu der leimengruben, denselben weeg soll man auch halten wie ein andern gemeinen weeg, und war es sach, der den acker hat die leimengrub, dieselbig grub soll mann auch nit versperren mit distel oder dorn, wär es sach, so solches geschehe, so hat arm und reich uff den acker zu fahren und leimen zu laden nach aller seiner notdurfft".
Besondere Sorge machten die großen Überlandstraßen, über die die schweren Kaufmannswagen rollten. Die Straße von Speyer über Dudenhofen nach Neustadt war eine solche Landstraße. Auf ihr übte die Kurpfalz bis zur Dudenhofener Warte das Geleitsrecht aus. Ihre Unterhaltung wurde, wenn es notwendig war, vom Amt angeordnet. Oft entstanden aus schmalen Wegen neue Straßen. So begann ursprünglich die Iggelheimer Straße nicht wie heute am „rauschenden Wasser", sondern erst an der Wormser Warte. Aus einem unbedeutenden Weg wurde um 1580 der „neue Iggelheimer Weg“, die heutige Iggelheimer Straße. Ähnlich ging es mit der alten Landstraße nach Worms, die bis ins 17. Jahrhundert hinein der alten Römerstraße folgte. Im 30jährigen Kriege suchte man eine Abkürzung, und so entstand der „Mansfelder Weg" zwischen Rehhütte und Wartturm, die heutige Bundesstraße 9.
Das Ratsprotokoll vom 29. August 1665 berichtet, daß der Anwalt von Dudenhofen angezeigt habe „daß ihm in der bischöflichen Canzlei anbefohlen worden, daß wegen des Zolls zu Dudenhofen die Straße von da über die Dielbrück alhero künftig gebraucht werden solle, mit Begehren, die Bauherren sollen selbigen Weg (die Straße nach Dudenhofen) und Brück machen lassen. Sie wollen die andere Straße verhauen", d.h. einen Nebenweg versperren lassen.
Im April 1673 mußten die drei Amtsdörfer Berghausen, Dudenhofen und Hanhofen „zur Verbesserung des Weges gegen die Wart zu fronen". Damals trat das Amt an den Rat der Stadt heran, damit dieser sich an den Wegebauarbeiten beteilige. Die Speyerer aber, „welche dazugesagt worden, kämen gar langsam dazu". Einige Bürger maulten sogar: „Wenn die Ratspersonen mit ihren Fuhren den Anfang machten, würden auch sie dazu aufgemahnt". Der Rat ließ daraufhin die Säumigen „durch einen Knecht beschicken", d. h. er ließ sie nochmal auffordern, mit den Fronfuhren zu beginnen.
Im März 1682 zeigten die beiden städtischen Feldschützen dem Rat an, „daß diejenigen, so von der Dudenhofer Wart hereinkommen, über die besamten Äcker fahren". Dadurch würde ein großer Schaden verursacht. „Der Dudenhofer Weg aber könnte nicht gebraucht werden". Daraufhin beschloß das Bauamt den Weg herrichten zu lassen und den „Herrn Amtmann zu Marientraut, Herrn von Bois, ersuchen, die Hand mit anlegen zu helfen".
1710 beschwerten sich die Dudenhofener beim Rat über den „schlimmen Weg bei der Dudenhofer Wart". Das Bauamt mußte eine Wegbesichtigung vornehmen.
1719 protestierte der Rat gegen die „neuerliche Straße, welche beim Rinkenberger Hof von der Wormser Straße ab und vorbei sofort auf und durch Dudenhofen gehet, ein solcher Nebenweg ist und vor alters niemahlen gewesen, sondern allererst in den letzten Jahren des 30jährigen und nachgefolgten französischen Kriegen gesucht und gebraucht worden“. Auf dieser Umgehungsstraße war es den damaligen Fuhrunternehmern möglich geworden, die Stadt zu umgehen und dabei einige Pfennige Zoll zu ersparen. Kein Wunder also, wenn die Stadt gegen diesen „Nebenweg" vorging. Tatsächlich verlor dieser Weg bald darauf seine alte Bedeutung. In Dudenhofen dagegen hätte man ganz gerne die Beibehaltung dieses Weges gesehen, weil dann die Handelsfuhren rheinauf- und rheinabwärts über Dudenhofen gezogen wären. Ohne Zweifel wäre diese Straße für Dudenhofen von Nutzen gewesen. Übrigens zogen 1703 über diesen Weg die Truppen des Grafen von Nassau-Weilburg und des Erbprinzen von Hessen-Kassel in die Schlacht am Speyerbach am 15. November 1703. General von der Schulenburg spricht von diesem Weg in seinem Bericht an die Generalstaaten von einer „grande chaussee“, einer großen Straße. Heute ist sie nur noch ein stiller Waldweg.
1721 befahl der Rat, daß die Landkutschen nicht über Dudenhofen fahren sollten. 1786 erfolgte eine Generalüberholung der Dudenhofener Straße. Mit den Arbeiten wurde im Juli begonnen. Am 23. Dezember waren sie beendet. Die ganzen Straßenbaukosten betrugen 2239 fl.
Die Ortschronik erwähnt eine ganze Reihe von Straßen, die im vergangenen Jahrhundert hergerichtet wurden:
-1825 Straßenbau nach Neustadt, 1826 beendet -
-1829 Anlage einer Pappel-Allee nach Hanhofen, 76 fl -
-1834 Erhöhung der Hauptortsstraßen -
-1848 Verbindungsweg nach Berghausen zur Straße ausgebaut, Kosten 1132 fl -
-1853 Herstellung von Rinnenpflaster in der Mühl-, Rott- und St. Klara-Straße -
-1859 Herstellung der Distriktsstraße nach Harthausen, die Gemeinde gab dazu 1700 fl -
-1861 im September erhielt die Mühlgasse ein Rinnenpflaster um 705 fl -
-1868 im Mai wurde das Hinterweglein zu einer „Gasse" ausgebaut, 211fl, im September erhielt die Gommersheimerstraße um 660 fl ein Rinnenpflaster -
-1869 im Oktober Rinnenpflaster in der St. Klarastraße um 760 fl -
-1870 Rinnenpflaster in der Hintergasse um 848 fl, Verbindung der Rott- mit der Gommersheimerstraße -
-1871 Rinnenpflaster in der Rottstraße 864 fl -
-1874 im März Rinnenpflaster in der Rottgasse, 238 fl -
-1883 Rinnenpflaster in der Speyerer-Straße auf der Bredel'schen Seite
-1884 Rinnenpflaster in der Speyerer-Straße um 1212 M -
-1902 Rinnenpflaster vom Pfarrhaus bis zur Distriktsstraße wird neu hergestellt, der Weg wird um 25 cm höher gelegt, Kosten 4200 M -
-1904: im Juni wird die Rinne am Eingang der Mühlgasse höher gelegt, der Durchlaß entfernt. In der Gommersheimerstraße wird eine neue Straßenrinne hergestellt, auch an der Breiten-Straße, Kosten 5200 M.
Quelle: Fritz Klotz in "Ortsgeschichte der Gemeinde Dudenhofen"; Hrsg. 1964 (S. 227-230)
Siehe dazu auch:
Bettag Gangolf; Dudenhofener Flur- und Straßennamen (Bd. 8; 2014)
Kirche & religiöses Leben
Einleitungstext zu Pfarrkirche, Friedhof, Kapellen, Kreuze, Pfarramt, Pfarrer ... folgt.
Pfarrkirche St. Gangolph
(nebst Vorgängerkirchen)
Die mittelalterliche Kirche
Die mittelalterliche Kirche wird zum ersten Male in einer Urkunde von 1292 erwähnt. Sie stand westlich des Pfarrhauses und war vermutlich geostet, das heißt der Chor lag im Osten. Ihr ungefähres Aussehen vermittelt uns der Speyerer Flurplan von 1525. Im Jahre 1583 erklärte der Kirchendiener anläßlich der Visitation, „es gei wohl vonnöten, daß die Kirche gebaut werde", dagegen sei der Turm in einem guten baulichen Stand. 1616 wird die Kirche als baufällig bezeichnet. Das Dachwerk war sehr beschädigt. Unklar blieb, wer für die Baukosten aufzukommen hatte. Angeblich fehlten die entsprechenden Dokumente. Die Gemeinde bat um eine Unterstützung, da die Einnahmen „in diesem dürren magren Sant orth ganz geringschätzig“. 1623 - wenige Jahre nach dem Ausbruch des 30jährigen Krieges - wurde das Dorf samt Kirche verwüstet und niedergebrannt. Die Gewölbe des Langhauses und der Turm stürzten ein. Lediglich der Chor blieb erhalten. Der Schultheiß bat das Domkapitel, den Zehntherrn von Dudenhofen, um den Wiederaufbau. Dieses lehnte mit dem Bemerken ab, wenn es auch Zehntherr von Dudenhofen sei, so wäre es doch nicht zum Bau der Kirche verpflichtet. 1628 weigerte sich der Schultheiß, den Zehnten an das Domkapitel zu liefern. Das Kapitel lehnte wiederum eine Baupflicht ab, da Dudenhofen eine Filiale von Heiligenstein sei. Man gewährte nur eine „milde Beisteuer". Erst 1664 durfte die Gemeinde den Zehnten behalten, um damit einen Teil der Baukosten tragen zu können. Sie betrugen 441 fl, wovon der Bischof den größten Teil, nämlich 300 fl, beisteuerte, den Rest gab die Gemeinde.
Schon 1701 war die Kirche wieder reparaturbedürftig. Auch damals blieb unklar, ob der Zehntherr oder die Gemeinde zum Bau verpflichtet sei. 1746 berichtete der Domkeller Koch, daß er auf Anordnung des Bischofs die ruinöse und reparaturbedürftige Kirche besichtigt habe. Die Frage sei nun, ob man die Kirche reparieren oder durch einen Neubau ersetzen solle. Der Schultheiß erklärte, die Kirche sei alt, ruinös und viel zu klein. Auf der Weiberseite, da die Erde mit vielen Gewässern angefüllt sei, die Stühle fast immer im Wasser stehen. Öfters geschieht es, daß viele der hl. Meß gar nicht beiwohnen und sich nur mit der guten Meinung begnügen müssen, auf dem Friedhof solche hören zu wollen“. Die Fenster seien viel zu niedrig angesetzt, sodaß es leicht geschehen könnte, daß die Kirche von Räubern beraubt würde, wie es auch schon durch boshaftes Räubergesindel geschehen ist“. Daraufhin wurde die alte Kirche doch wieder repariert: 1747—50 das Kirchendach, 1752 die Langhausfenster und die Sakristeitüre. Trotzdem hörten die Klagen nicht auf. 1766 schrieb der Pfarrer, daß im Winter das Wasser in den Kirchenraum dringe und dadurch unter der Gemeinde Fieber, Hals- und Zahnweh aufträten. Die Kirche sei zu klein, man könne nicht verlangen, daß die Leute während des Regens und der Kälte auf dem Friedhof Messe und predigt anhören sollten. So ließ sich ein Neubau nicht weiter hinausschieben.
Bei der Visitation von 1583 wurden drei Altäre angeführt. Der Hochaltar stand im Chor. Die geschnitzte Altartafel zeigte die hl. Jungfrau Maria, St. Gangolph, St. Johannes den Täufer und St. Barbara. Auf dem linken Seitenaltar stand das mit einem Ornat bekleidete Bild der hl. Jungfrau. Auf der Epistelseite befand sich der St. Sebastians-Altar, ebenfalls mit einem geschnitzten Altarbild, das den Heiligen darstellte, versehen. Dieser Altar war von dem Schultheißen Claus Seiler und den Geistlichen Johann Guldbecher - zuvor Pfarrer in Dudenhofen - und Gangolph Gertner gestiftet worden. Claus Seiler hatte dazu im Jahre 1504 einen größeren Betrag gestiftet. Am zweiten Fastensonntag 1550 wurde der St. Sebastiansaltar konsekriert. Die übrige Ausstattung der Kirche war zwar vollständig, aber den Verhältnissen der Pfarrei entsprechend, bescheiden.
Ein Bildnis des Kirchenpatrons wird schon 1392 erwähnt. Es heißt in der Urkunde, die Heiligenpfleger verpflichten Sidi, von dem Opfer, das „zum Buwe für das Bild Sant Gangolff uf den Kirwihetage" alljährlich gespendet wird, dem Pfarrer 1 Pfund Heller zu verabreichen, wie nicht minder die Eier, die „uf denselben Tag für das Bilde geben werdent". Bei der Visitation von 1683 wurde festgestellt, daß die drei Altäre nicht geweiht waren. Reliquien, Tabernakel, Lampen usw. fehlten. Die Ausstattung war armselig. Nach dem Visitationsbericht von 1701 war der Hochaltar dem hl. Gangolph, die Nebenaltäre der hl. Jungfrau Maria und dem hl. Antonius von Padua geweiht. Offenbar hatten die Franziskaner den hl. Antonius dem Ortspatron Sebastian vorgezogen. Später, als wieder Weltgeistliche die Pfarrei versahen, ist dieser Altar wieder dem hl. Sebastian geweiht. Am 27. Juni 1723 wurden endlich die drei Altäre durch den Weihbischof Cornelius von Beyweg (1701 bis 1744) konsekriert. Ein besseres Bild über die Kirchenausstattung gibt der Visitationsbericht von 1739: „Das Ciborium war von schlechtem Zinn, sein Deckel schloß nicht genau". Der Tabernakel „ist gut und wohlgemacht und so groß, daß er die Altarplatte im Chor gänzlich verdeckt. Im Chor hängt eine Ampel. Sie brennt nicht allezeit, weil die Kirche ohne Ölgülten nicht mehr bekommt als 9 Pfund. Der Taufstein steht im Chor vor der Epistelseite, ist mit einem alten, schlechten Tuch bedeckt mit einem Bildnis der hl. Maria Magdalena, der Kessel muß notwendig verzinnt werden. Das hl. Öl wird in der Mauer aufbewahrt, wo auch die hl. Eucharistie aufbewahrt wird. Die alten Altarbilder sind durch andere, die vorstehen, mehrenteils verdeckt. Das Kirchenpflaster ist sehr schlecht und ungleich. Der Beichtstuhl ist auch schlecht, er ist mit keinem andächtigen Bildnis versehen". Da kein Paramentenschrank vorhanden war, wurden die kirchlichen Gewänder und Geräte in einer Kiste aufbewahrt, „so bei dem Schulmeister in der Schulstube steht". Die Paramente seien gut und „etliche sauber, die Monstranz ist von Kupfer, vergoldet und sauber". Es fehlten die Kniebank für den „Pastor" und das Handwaschbecken.
Ein „Inventarium“ von 1739 führt folgende Gegenstände auf: 2 silberne Kelche mit Patenen, übergoldet, 1 kupferne, zierübergoldete Monstranz, 1 zinnernes Ciborium, 3 zinnerne hl. Öl-Büchsen in einer Kapsel verschlossen, 2 Paar Meß-Kännchen mit einem Lavor, 2 kupferne Weih-Kessel mit einem Aspergill, 1 kupferner Taufkessel in dasigem Taufstein eingeschlossen, 2 messingne Rauch-Fässer, ein altes und ein neues, mit einem Schifflein und 2 Löfflein, 3 Meß-Sche11en an den 3 Altären, 1 ewige Lampe von weißem Blech, 2 geweihte Glocken, 4 messingne Leuchter und 8 hölzerne Leuchter, eine neue Casel (Meßgewand), vielfarbig, von Atlas, mit Zugehör, eine rote Casel von Seiden und Zugehör, 2 weiße, etwas alt, mit Zugehör, eine von Kattun und blauen Schnüren, neu und mit Zugehör, eine grüne, alt, doch mit Zugehör, eine braune, alt, mit Stola, Manipel und Kelch-Tuch, eine schwarze von Hanauer-Zeug, neu, mit Zugehör, 2 Alben mit Humeralia und Cingula, eine alt, die andere neu, 2 Chorröck für den Pfarrer, einer alt, der andere neu, samt Kragen und Birett, 4 blaue, tuchene Röcklein für die Meßdiener samt 4 weißen von Leinwand, 5 Corporalia, 6 Palla, 8 Purificatoria, 2 große Fahnen von Damast und 2 Chorfähnlein samt einem Himmel und Baldachin, die Kranken zu providiren (versehen), 6 Röck für das Muttergottesbild und so viel Schleier, 2 Bücher, ein altes und ein neues, worinnen verzeichnet sind die Einkünfte und Kapitalien samt der Unterpfänder, wie auch die Kirchengüter und Almosen, 2 Missalia und ein Choral-Buch, 2 Pfarrbücher, ein altes und ein neues, worinnen notiert sind die Getauften, die Copulierten, die Verstorbenen, die Gefirmten und die Unbekehrten, 2 deutsche Evangelienbücher". Das oben erwähnte Muttergottesbild erhielt 1726 einen „taftenen Rock" zu 3 q. Das Inventar von 1746 zählt außer diesen Gegenständen u. a. noch sechs „Kruzifix-Bilder" und ein Prozessionskreuz auf. 1745 wird dann ein Sebastiansbild - von dem Speyerer Bildhauer um 18 fl gefertigt - und 1747 ein Totenkreuz erwähnt.
Die barocke Kirche
1767 wurde die Baufrage erneut aufgeworfen. Die Schwierigkeiten waren aber nicht geringer geworden; denn nach alter Bestimmung hatte die politische Gemeinde für den Kirchturm, die Kirchenverwaltung oder „der Heilige" für den Chor und das Domkapital - das eine Baupflicht nicht mehr ablehnen konnte - für das Langhaus aufzukommen. Das Domkapitel weigerte sich anfänglich, da es in den Jahren zwischen 1744 und 1766 über
78 000 fl für Kirchen- und Pfarrhausbauten bzw. Reparaturen ausgegeben hatte. Schließlich gab es aber doch nach, da seine Gründe nicht stichhaltig waren und auch der Fürstbischof ständig auf einen Neubau drängte.
Am 12. September 1768 meldeten Pfarrer Neuhaus und die Gemeinde, daß vor ihnen der „achtbare hohe domkapitularische" Maurermeister Johann Georg Hotter (gestorben 1781) von Speyer erschienen sei und ihnen eröffnet habe, daß er von Domkeller Koch geschickt worden sei, um zu vernehmen, ob sie mit dem Riß (Plan) einverstanden seien, der übrigens auch durch Seine Eminenz gutgeheißen worden wäre. Die Dudenhofener willigten ein. An Bargeld hatte die Kirchenverwaltung nur 1850 fl, davon durften zum Chorbau 800 fl bereitgestellt werden. Am 11. Januar 1768 hatte Maurermeister Hotter einen „Überschlag über das Dudenhöfer Kirchenbauwesen" vollendet. Darnach sollten die Gesamtausgaben 7556 fl betragen. Nach Hotters Plan sollte das mit einer Flachdecke versehene Langhaus sechs Fenster, der etwas erhöhte Chor vier Fenster und eine Sakristeitüre erhalten. Die Böden sollten mit Platten belegt werden. Die drei Sakristeifenster sollten mit Traljen verwahrt werden. Drei Altäre waren vorgesehen. An Baumaterial waren erforderlich: für das Langhaus 29 200 Ziegelsteine, das Tausend zu 10 fl, für den Turm 110 Klafter und für den Chorbau 40 Klafter Steine.
Im März 1768 war der Bauplatz der neuen Kirche schon abgesteckt. Kurze Zeit darauf scheinen auch die Bauarbeiten begonnen zu haben. Leider sind an „Ausgabeverzeichnissen" nur noch die des Langhauses, für das ja das Domkapitel verantwortlich war, vorhanden. Es beginnt mit dem Eintrag: „9. Oktober 1767 - dem Winckler das zum Kalklöschen nötige Gerät (herbeizuschaffen) 30 xr" und endet: „27. August 1770 - dem Nagelschmied 27 fl 56 xr". Für das Langhaus mußten vom Domkapital 5956 fl aufgebracht werden. Die Hausteine lieferte Steinhauermeister Seelmann von Deidesheim. Sie wurden durch die Rödersheimer Bauern nach Dudenhofen gebracht. Die Ziegelsteine fertigten „der Ziegler von Lingenfeld" und der „Ziegler von Winzingen". Der „Deidesheimer Glaser" erledigte die Glaserarbeiten. Weiter wird ein gewisser Winckler genannt, vermutlich ein Speyerer, der die Kalkarbeiten ausführte, dann Zimmermann Flerschütz und Meister Stöckinger (für Latten), beide aus Speyer. Meister Hotter erhielt für seine Arbeit am Langhaus 305 fl.
Ganz ohne Aufregung verlief der Kirchenbau nicht, da das Baumaterial von Speyer, Lingenfeld, Winzingen und Deidesheim herbeigefahren werden mußte. Daher hatte fast jeder Einwohner seine Fronfuhren zu leisten. Wie immer gab es einige, die sich drücken konnten und die „anderen Mitchristen allein am Joch ziehen lassen". Ein Teil der Bürger beschwerte sich, „es seien in der Gemeinde 12 Haushaltungen von den Fronden befreit, daß diese aber mit ihren Fuhren um Lohn fahren und ziemlich Geld verdienen". Auch mit dem Baugeld gab es manche Sorge. Die Regierung genehmigte daher eine Kollekte in den hochfürstlichen Ämtern Bruchsal, Kißlau, Grombach, Rothenberg, Philippsburg, Waibstadt, Neckarsteinach, Kirrweiler, Deidesheim und Marientraut: „Man wende sich an sie, die anvertrauten Amtsgemeinden, davon bekannt zu machen und sie zu bewegen, daß man der Dudenhofer Gemeinde mit einer milden Beisteuer unter die Arme greife". Sofort erhob dagegen der Schifferstater Ober- und Unterfauth Einspruch: „Die Dudenhofer wollten dabei nur Geld verdienen. So habe der Schultheiß von Dudenhofen sämtlichen Marientrauter Amts-Stabhaltern auf ihre eingewandte Unmöglichkeit dreist unter das Gesicht geredet, man müsse Steine beifahren und er würde uns schon dazu bringen. Als sie mit ihrem Kirchenbau in Schulden gesteckt hätten, sei es ihnen nie eingefallen, eine andere Gemeinde mit Fronden zu belasten."
Am 30. Juni 1769 hatte Pfarrer Neuhaus die Erlaubnis zur Grundsteinlegung erhalten. Diese erfolgte am 12. Juli 1770 unter der Assistenz der Speyerer Karmeliterpatres Friedrich, Markuns, Heinrich und Valentin. Am Tage darauf erhielt Neuhaus auch die Erlaubnis, die Kirche zu „benedicieren". Die Kirchweihe fand dann am 16. September 1770 statt. Auch hier assistierten wieder die Karmeliterpatres.
Nach der Weihe wurde die alte Kirche abgerissen und der anfallende Bauschutt gegen den Bach zu hingeschüttet. Pläne über diesen Kirchenbau sind nicht mehr erhalten. Das Pfarrarchiv besitzt aber einen Grundrißplan der jetzigen Kirche, in den auch der Riß der alten Kirche eingezeichnet ist. Das saalartige Langhaus war demnach 24,5 Meter lang und 14,5 Meter breit, der dreiseitige Chor so breit wie das Langhaus und 5 Meter tief. An die mittlere Chorseite war die Sakristei angebaut (5,5 mal 5,5 Meter). Die Gesamtlänge der Kirche betrug etwa 40 Meter.
Bis zur französischen Revolution traten bei der Kirchenausstattung wohl kaum größere Verluste ein. 1770 bat der Pfarrer das Generalvikariat um Erlaubnis zur Anschaffung von Chorfahnen, Standarten, eines Himmels, eines Beichtstuhles und einer Kommunionbank. Daraufhin verlangte das Vikariat eine Vermögensaufstellung der Kirche. Man konnte aber nur einen Überschuß von 77 fl aufweisen. Daher erklärte das Vikariat am 11. Januar 1780: „Da jedoch die Kirche zum Chor- und Sakristeibau beigetragen hat, so möchte jährlich zur Anschaffung von Kirchenparamenten und Gerätschaften ein Überschuß von 36 fl bis 41 fl sein". Schließlich erhielt die Pfarrei die Erlaubnis zum Kauf von Kirchenfahnen und Standarten. Die Ausgaben sollten aber für das Rechnungsjahr nicht mehr als 36 fl betragen, „die Anschaffung von Himmel, Beichtstuhl und Kommunionbank sei allerdings Sache der Gemeinde". 1781 entstand zwischen der Gemeinde und den Kirchenpflegern ein Streit, wer die angeschafften Standarten bezahlen sollte. Am 2. Juli 1782 wurde der Streit zugunsten der Kirchenpfleger entschieden. 1774 hatte der Schafknecht Joh. Lang, geboren in Obersheim, ein Muttergottesbild gestiftet. Es hatte 34 fl 49 xr gekostet (5 fl 30 xr dem Bildhauer, 1 fl 4 xr für Zepter, Weltküglein und 2 Kronen dem Dreher und Bildhauer, 2 fl 24 xr dem Maler, das Bild zu fassen, 22 fl 39 xr für Schleier, karmesinrotes Kleid, das in Mannheim gefertigt wurde).
Aus dem Nachlaß des verstorbenen Weihbischofs Buckel hatte Pfarrer Neuhaus zwei Tragaltäre erworben. 1780 werden zwei kleine und zwei große Chorfahnen, ein großes Kruzifix für Prozessionen, ein Totenkreuz und ein schwarzes Totentuch erwähnt. 1818 erhielt die Kirche einen neuen Hochaltar mit sechs Säulen, 1820 die Seitenaltäre. Sie wurden 1856 von dem Vergolder Schmitt in Speyer um 406 fl gefaßt. Im Kirchenschiff standen 30 Bänke, im Chor zehn für die Knaben und zwei Stühle mit „Türchen". Auf der Emporbühne - sie ruhte auf vier starken, fast drei Meter hohen Holzpfeilern - Reste von ihnen sind noch im Seitengebäude des Anwesens Landauer Straße 14 zu finden - stand die Orgel. Sie hatte 13 Register und wurde 1854 durch den Orgelbaumeister Schlimbach in Speyer umgebaut. Ob die alten Glocken 1794 - wie es fast überall geschah - von den plündernden Sansculotten vom Turm heruntergeholt wurden, ist nicht bekannt. 1825 weihte Pfarrer Harder eine neue Glocke. Als 1837 eine Glocke zersprang, schaffte die Gemeinde eine neue an. Sie wurde von dem Glockengießer Springkorn in Frankenthal um 167 fl gegossen und am 15. September 1837 durch Dekan Brückner von Harthausen geweiht. 1851 erhielt der Glockenturm weitere drei Glocken. Sie waren von den Gebrüdern Hamm in Frankenthal um 2327 fl gegossen worden. Man weihte sie auf die Namen St. Maria, St. Martin und St. Laurentius.
Bedauerlicherweise sind fast alle Ausstattungsstücke - vor allem die Altäre und der dazugehörige Figurenschmuck - beim Abbruch der alten Kirche verschleudert worden. Bekannt ist, daß eine beschädigte Barockfigur - der hl. Sebastian - noch in den 30er Jahren auf dem Kirchenspeicher lag. Sie wurde renoviert und kam ebenfalls von Dudenhofen fort.
Die jetzige Kirche
Kaum einhundert Jahre alt, konnte die Kirche von 1770 die Gläubigen nicht mehr fassen. Zuerst wollte man - nach den Plänen des Ing. Hauptmanns Michel um 2800 fl - ähnlich wie in Geinsheim - die alte Kirche durch ein Querhaus vergrößern. Dieser Plan fand keine Zustimmung. Daraufhin beauftragte man den Speyerer Architekten Schoeberl mit der Bauplanung. Dessen Plan sah - mit Ausnahme des Turmes - einen vollständigen Neubau vor und erhielt die Zustimmung von Regierung und Ordinariat. Daraufhin konnten am 14. Dezember 1876 die Bauarbeiten ausgeschrieben werden. Die Baukosten - sie mußten von der Gemeinde aufgebracht werden - sollten 65 000 Mark nicht übersteigen.
Die Maurer- und Steinhauerarbeiten übernahm die Fa. Gebrüder C. G. Maßa, Otterberg, die Zimmermannsarbeiten der Zimmermeister Gerbes, Berghausen, die Schieferarbeiten Dachdeckermeister Bechtel, Speyer, die Schreinerarbeiten Fr. Dasch, Speyer, die Schlosserarbeiten der Mechaniker Schotthöfer, Otterstadt, die Glaserarbeiten Glasermeister Gareinz, Haßloch, die Tüncherarbeiten Malermeister StÜtze1, Speyer und die Spenglerarbeiten der Spenglermeister Bernatz in Speyer.
Da die alte Kirche - bis auf den Turm und Teile der Westmauer - zum 1. Februar 1877 abgebrochen sein mußte, wurde der untere Saal im gegenüberliegenden Schulhaus zum Gottesdienst hergerichtet. Am 25. Januar, einem Donnerstag, feierte die Gemeinde in der alten Kirche das letzte Meßopfer. Anschließend wurde das Sanktissimum in Begleitung der Gemeinde und Kirchenräte in das Schulhaus übertragen.
Noch am gleichen Tage begann die Ausräumung der alten Kirche. Einige Tage darauf erfolgte der Abriß.
An Ostern reichten die neuaufgeführten Mauern schon bis zu den Fensteröffnungen. Am Ostermontag - es war der 2. April 1877 - legte Pfarrer Becker unter der Assistenz seiner Amtsbrüder von Heiligenstein und Berghausen den Grundstein „in die Ecke vom Eingang rechts neben der Wohnung von Johannes Kinscherff". In den Grundstein kam ein Fläschchen Wein, „1876-er Dudenhofener", die neuen Reichsmünzen von 1 Pfennig bis zu 1 Mark und die Urkunde:
„Die alte Kirche, anno 1770 erbaut, wurde im Februar 1877, weil der angewachsenen Katholikenzahl nicht mehr Raum genug bietend, bis auf den Thurm abgerissen und mit dem Neubau der kath. Kirche, 35 m lang und 14,20 m breit, begonnen. Der Thurm erhält eine schönere Facade. Den Kostenaufwand für den Bau bestreitet die politische Gemeinde, der Betrag selbst findet sich in der Gemeinderechnung pro 1877 und 1878 constatiert.
Zum Zustandekommen des Baues, welcher während des XXXI. Jahres des Pontificats Sr. Heiligkeit Papst Pius IX., unter der segensreichen Regierung Sr. Majestät König Ludwig II. von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein, unter dem Regierungspräsidenten der Pfalz Sr. Excellenz Staatsrats von Braun und unter dem Capitularsvikariate des Bisthums Speyer - sede vacante - Herr Domprobstes J. P. Busch erstand, haben durch ihre Amtstätigkeit mitgewirkt: 1. Ludwig Roemmich, kgl. Regierungsrath und Bezirksamtmann zu Speyer, Ritter des Verdienstordens vom hl. Michael, 2. Joseph Becker, Pfarrer zu Dudenhofen, 3. Martin Bredel, Bürgermeister daselbst, 4. Schreiner Peter Adam, Adjunkt, 5. Beck Elias 11., Gemeinderat (ebenso Nr. 6 bis 20), 6. Beck Elias III., 7. Bettag Franz Jakob, 8. Bettag Lukas, 9. Holdermann Johannes I., 10. Holländer Johannes II., 11. Horländer Johann Adam, 12. Horländer Lorenz I., 13. Kappner Martin III., 14. Kinscherff Nikolaus III., 15. Kinscherff Peter, 16. Klein Veit II., 17. Kolb Martin, 18. Lehr Johannes II., 19. Walther Lorenz, 20. Zerf Nikolaus, 21. Groß Jakob, Gemeindeschreiber, 22. Schmitt Lorenz, Fabrikratspräsident, 23. Kinscherff Elias, Kirchenrechner, 24. Kinscherff Joh. Gangolph, Fabrikrat, 25. Endres Georg, Schullehrer, 26. Eyer Joseph, Schullehrer, 27. Menges Dominica und 28. Christmann Benedicta, Schulschwestern (dann folgen die Namen der Bauunternehmer).
Der liebe Gott segne den Bau und alle, welche darin Schutz suchen.
Also beurkundet und vorgelesen (Es folgen die Unterschriften).
Sämtliche Schulkinder erhielten zur Feier des Tages Brezeln und alle bis dahin am Bau beschäftigten Arbeiter je eine Mark Trinkgeld.
Der Bau schritt flott voran. Ende Juni war das Dach gedeckt. Beinahe wäre bei den Arbeiten ein Todesfall zu beklagen gewesen. Der Baumeister Carl Maßa stürzte beim Bau der Emporbühne vom hohen Gerügt. Wie durch ein Wunder kam er mit leichten Verletzungen davon. Der Chronist, Pfarrer Becker, schrieb dazu: „Gott schützte ihn als braven Meister“.
Bei Vergabe der Arbeiten war der 1. November 1877 als Fertigstellungstermin angegeben worden. Er wurde eingehalten, und so konnte am 10. November 1877 durch Pfarrer Becker die neue Kirche vorläufig benediziert und zugleich „das Kirchweihfest zum erstenmale feierlich abgehalten werden".
Nach der Ortschronik betrugen die Kirchenbaukosten „einschließlich Reparatur der Turmuhr, der Orgel durch Schlimbach, der Herstellung von 3 Altären und eines Blitzableiters 77 737 Mark, welche aus Mitteln der Gemeindekasse bestritten wurden, nachdem zu deren völligen Aufbringung ein Darlehen von 13 721 M aufgenommen war, welches im Jahre 1886 seine letzte Rückzahlung fand“.
Am 20. Oktober 1878 hatte der neuernannte Bischof - bei der Grundsteinlegung war der Bischofssitz ja noch verwaist, daher die Bemerkung in der Urkunde: „sede vacante“ - Joseph von Ehrler „die Freundlichkeit, seine erste bischöfliche Funktion in Dudenhofen durch die feyerliche Einweihung der neuen Kirche vorzunehmen. Die Bürger von Dudenhofen rechneten es sich nicht zur geringen Ehre an, die Ersten zu sein, welche den neuen Bischof in ihrer Mitte begrüßten“.
Zur Ausstattung der Kirche brachte die opferwillige Bevölkerung über 8 000 M (die Ortschronik spricht sogar von 12 000 M) zusammen. Die Herstellung der neuen Altäre und der Kanzel übernahm in den Jahren 1877/78 um 8 000 M der Münchener Bildhauer S. Sprenger. Weitere Ausstattungsstücke waren: eine Christusfigur über dem Portal von Bildhauer G. Renn, Speyer, um 342 M, die Kreuzwegstationen von J. Deplaz, Regensburg, um 865 M, eine Herz-Jesu- und Marien-Statue von Bildhauer Janßen, Köln, um 286 M, ein neuer Taufstein von Lorenz Vonderschmitt um 120 M, ein Deckel und eine Schüssel dazu von Blechschmied Walter um 25 M.
Die alte Orgel wurde in die neue Kirche übernommen. Sie wurde 1930 durch eine neue der Fa. Gebrüder Späth in Enntach/Mengen ersetzt. Im März 1881 erhielt die Kirche 2 neue Beichtstühle, für deren Kosten - 450 M - die Gemeinde aufkam, ebenso übernahm sie im April 1885 die Kosten - 1496 M - für die Beseitigung des Hausschwammes.
Es würde zu weit führen, alle die opferwilligen Bürger der Gemeinde anzuführen, die zur Ausstattung der Kirche beigetragen haben. Manche gaben viel, manche wenig, und nur einige schlossen sich - oft nur aus fadenscheinigen Gründen - aus.
In den Jahren 1906/07 führte der Mannheimer Glasmaler Joh. Kniebitzsch die großen Glasfenster aus:
1.Rosenkranzkönigin mit hl. Dominikus und Katharina (gestiftet von Familie Joh. Walter 1906)
2.hl. Josef (Familie J. Walter 1906)
3.Mutter Anna und Maria (Anna Schanninger geb. Kornstein 1907)
4.Aloisius (Elias Beck und Christina Zürker 1907)
5.hl. Barbara (Adam Grundhöfer und Barbara Kinscherff 1907)
6.Antonius (Familie Ferdinand Klein 1907)
7.Maria Magdalena
8.Guter Hirte (gestiftet zum Andenken an Johannes Holdermann, gestorben 15. 12. 1906)
9.hl. Elisabeth (Elisabeth Schwind 1907)
10.hl. Franziskus (gestiftet von den Mitgliedern des 3. Ordens, 1907).
Im 1. Weltkrieg, am 21. September 1917, wurden die 3 Glocken vom Turm heruntergeholt, um eingeschmolzen zu werden. Die Orgelpfeifen entgingen dem gleichen Schicksal, da sie - wie das Orgelgehäuse - aus der Zeit vor 1820 stammten.
Am 1. Juli 1923 weihte Bischof Ludwig Sebastian 4 neue Glocken auf die Namen: St. Pius (365 kg), St. Ludwig (260 kg), St. Gangolph (870 kg) und St. Sebastian (520 kg). Sie wurden im 2. Weltkrieg vom Glockenstuhl herabgeholt und wie ihre Vorgängerinnen eingeschmolzen.
Am Freitagabend - es war der 23. März 1945 - ein Tag bevor die Amerikaner in Dudenhofen einzogen, zerstörte ein Granattreffer 2 Kirchenfenster mit den Bildnissen der Apostelfürsten Petrus und Paulus. 1950 erhielt die Kirche wieder neue Glocken. Gegossen wurden sie von der Fa. Juncker in Brilon. Ihre Namen sind: St. Gangolph (1490 kg, d'), St. Sebastian (880 kg, f'), St. Maria (610 kg, g') und St. Joseph (370 kg, b').
Quelle: Fritz Klotz in "Ortsgeschichte der Gemeinde Dudenhofen"; Hrsg. 1964 (S. 65-78)
siehe dazu auch:
Festschrift „100 Jahre Katholische Pfarrkirche St. Gangolf Dudenhofen“ (Hrsg. 1977)
Pfarrer von Dudenhofen
Von 1392 bis 2022
Die Bistumsmatrikel des Bischofs Mathias Ramung - etwa zwischen 1468 und 1470 entstanden - erwähnt eine "plebania in Dudenhoven". Sie gehörte zum Archidiakonat des Domprobstes und war dem Landdekanat Weyher unter Rietburg zugeteilt (ab dem 16. Jarhundert bis zum Untergang des Hochstifts Speyer zählte Dudenhofen zum Landkapitel Hambach). Da nun der Domprobst begreiflicherweise die Seelsorge in Dudenhofen selbst nicht ausüben konnte, ließ er sich durch einen Pleban, einen Leutpriester, vertreten. Daher der Name "plebania".
Nach Klotz (sh. "Ortsgeschichte der Gemeinde Dudenhofen") wird 1392 zum ersten Male ein Pfarrer von Dudenhofen genannt. Er hieß David. Die Bezeichnung "Pfarrer" kommt allerdings von "Pfarrherr" und nicht von "Parochus", dem Inhaber einer "parochia", einer Pfarrei. Der erste Pfarrer von Dudenhofen, David, war also ein Pleban, ein Leutpriester.
1392: Pfarrer David
1427-1445: Pfarrer Johann Grydel
1445-1461: Pfarrer Johann Viator oder Gochdzheimer aus Bruchsal
1461 (?)-1498: Pfarrer Magister Hans Hoersch aus Dinkelsbühl
1498-1532: Pfarrer Johann Behemer aus Rechtenbach
1523-1530: Pfarrer Johann Guldenbecher aus (Bad) Dürkheim
1532-1538: Pfarrer Johannes Finck
1538-1539: Pfarrer Peter Hartrmann, zuvor Pleban in Altrip
1540: Pfarrer Bartholomäus Treygenfels
-1583-: Pleban Hugo Müller
-1683-: Pfarrer Leonhard Jäger
-1687-: Pfarrer Friedrich Zorn, Guardian der Franziskaner
-1701-: Pater Michael Graf
-1715-1718: Pater Lucius Azger
1718: Pater Vinzenz Bihler
1718-1721: Pater Anton Ertel
1721-: Pater Vinzenz Bihler
1721: Patres Felix Neff und Seraphim Gladbach, Pfarrverweser
1722: Alumnus Servatius Siebert, Pfarrverweser
1722-1724: Pfarrer Samuel Besel aus Mergentheim
1724-1727: Pfarrer Sebastian Gensler
1729-1731: Pfarrer Eberhard Riedlinger
1731-1742: Pfarrer Valentin Berninger
1742-1776: Pfarrer Emanuel Neuhaus aus Olpe
1776-1784: Pfarrer Johannes Faschon
1784-1793: Pfarrer Bernhard Freybott aus Harthausen
1793-1797: Pfarrer Franz Gabert
1797-1809: Pfarrer Adam Schleiffelder
1809-1820: Pfarrer Georg Nunn
1820-1825: Pfarrer Nikolaus (von) Weis, später Bischof von Speyer
1825-1842: Pfarrer Franz Harder
1842-1852: Pfarrer Karl Wies
1852-1854: Pfarrer Georg Mädge
1854-1869: Pfarrer Johannes Köhr
1869-1888: Pfarrer Josef Becker
1888-1899: Pfarrer August Düffels
1899-1913: Pfarrer Johannes Stamer
1913-1919: Pfarrer Ludwig Bauer
1942-1972: Pfarrer Walter Andreas Helfrich
1972-1996: Pfarrer Otto H.
1996-2011: Pfarrer Markus Hary
2011-2020: Pfarrer Josef Oskar Metzinger
seit 10/2021: Pfarrer Dr. Jens Henning
Quellen: Karl Heinz Debus in "850 Jahre Ersterwähnung Dudenhofen"; Hrsg. 2008 (S. 185/186 nach Fritz Klotz "Ortsgeschichte der gemeinde Dudenhofen"; Hrsg. 1964 (S. 84-90); aktuelle Ergänzungen durch Clemens Keller
Als die Pfarrer noch „exerziert" wurden
Seelsorger hielten es in Dudenhofen nicht lange aus - Von Unzucht und Höllenqualen
Im Verhältnis zwischen Pfarrer und Pfarrei scheint die Zeit trotz aller Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte stehengeblieben zu sein. Jedenfalls vom Blickwinkel der Kanzel aus. Einige „Ursünden" tauchen in den Berichten der Pfarrer von Dudenhofen seit 1392 immer wieder auf. Doch statt die „verderblichen Einflüsse" zu meiden, vermehrten die Bauern noch die „Höllenqualen" ihrer Hirten.
Die besondere Aufmerksamkeit der Geistlichkeit galt - wie könnte es anders sein - der Gefährdung von Sitte und Moral. Ganz oben auf der Liste des Sündenregisters standen „die liederlich und nur halbangekleideten Weibspersonen". Gefolgt von den jungen Burschen, deren „nächtliches Umhervagabundieren auf der Gaß ziemlich in Schwung ist." So mancher Pfarrer konnte keinen Seelenfrieden finden, weil „das junge Volk beiderlei Geschlechts gegen die Nacht in einem Haus zusammenkomme, esse und trinke, ihre Kurzweil und Mutwille hätte".
Auch die Eltern gaben Grund zur Klage. Durch deren Schuld „werde die Christenlehre bei der Jugend ziemlich stark vernachlässigt". Machtlos waren alle Predigerworte zur „Kerwe", bei der es regelmäßig zu „großen Schlägereien" kam. Selbst die Androhung einer Verlegung des Kirchweihtages um „unnötige Ausschweifungen zu verhindern", hatten keinen Erfolg. Da konnte nur noch die Gendarmerie helfen: „Bei der Kirchweih in Dudenhofen müsse die Wache auf der Warte verstärkt werden, weil allerlei Streithändel der Bauern zu befürchten stehe". Einige Pfarrer sahen die „Sünden" in einem milderen Licht: „Durch die immer wieder neu in die Pfarrei kommenden Fremdlinge würden die Schäflein von verschiedenen Seuchen infiziert". War der Herr Pfarrer gar zu streng, wurde er selbst zur Zielscheibe des „Frevels". 1724 beschlossen die Dorfbewohner, ihrem Seelsorger keine Wohnung mehr zu geben. In der Wirtschaft „Krone" einlogiert, sah er sich allerlei „Mißhandlungen" ausgesetzt. Man gab ihm ein winziges Zimmer, das so winddurchlässig war, daß er darin kein Licht anzünden konnte. Im Winter sperrte man ihm sogar den Ofen. Der Kronenwirt drohte, „ihn, den Pfaffen, so zu exerzieren, wie er wolle".
Damit nicht genug der „Höllenqualen". Der Gottesmann beschwerte sich, daß „er weder im Haus noch außerhalb eine Gelegenheit habe, wo er sich sicher und ehrbar der natürlichen menschlichen Verrichtungen bedienen könne, da das Haus ein öffentliches Wirtshaus sei, darin alle vom Orient und Okzident kommenden Juden und Christen einkehren. Unter diesen Umständen könne er sich kaum den geistigen Funktionen widmen". Dieser Hirte hatte wohl noch unter den Nachwirkungen seines allzustrengen Vorgängers zu leiden. Pater Lucius las den „Bauernlümmeln" gar zu kräftig die Leviten. Über ihn berichtet die Chronik: „Er habe am letzten Sonntag in Gegenwart vieler Fremder von der Kanzel herab die Gemeindsleute beschuldigt, daß sie Grenzsteine ausgrüben, die Zehntabgaben stehlten oder zu klein machten. Ein Teil würde nachts die Häuser berauben und Stühle, Bettladen und Bänke fortschaffen. Der Oberschultheiß und der Amtsschreiber hätten zwar weißes Papier, aber schwarze Gewissen. Pater Lucius sei daher in solcher Furie ganz erbost zum Altar gegangen. Kurz vor der Wandlung habe er das Rauchfaß so geschüttelt, daß die Kohle auf den Altar gesprungen und dabei drei Blätter des Meßbuches und des Altarbuches angebrannt worden seien".
Kein Wunder, daß es die Pfarrer in diesem Sündenbabel nicht lange aushielten. Lebten sie dennoch einmal kurzzeitig in Frieden mit den Sündern, liest sich das so: „In vielen Jahren ist in Dudenhofen kein Gottesdienst gehalten worden als jetzt. …, die Buben auf der Weid' bei dem Vieh und die Mädchen, die in das Gras gehen, die heben die Bücher in den Händen und beten . . ., wo vorher bei den Herren Franziskanern allerhand Unzucht getrieben".
Eine derart wundersame Wandlung der Dorfjugend konnte für den Bischof nur im Bunde mit dem Teufel geschehen. Soviel Harmonie regte seinen Argwohn. Wurde der Pfarrer nicht von den Bewohnern vertrieben, besorgte das der Bischof. Nach einer Visitation traf ihn der Bannstrahl, weil er sich „ungebührlich und ärgerlich verhält".
Längst vorbei die Zeiten, da ein Pfarrer notierte: „Er wisse nicht, wie lang er bleibe, da ihn die Pfarrei abschrecke, einmal wegen der geringen Einkünfte, zum anderen wegen der Herzenshärte und der hemmungslosen Rebellion des Volkes". Heute undenkbar, daß ein Hirte ausruft: „O Gott, wieviel habe ich in den Jahren ausgehalten, auch von dem Zulauf der Speirer dorthin?"
Quelle:
Reinhold Horländer in „Dudenhofener Heimatbrief 1995“, S. 7/8
Gemeinde & Dorf
Einleitungstext und weitere Beiträge zu Verwaltung, Politik, Feuerwehr, Strom- Wasser- und Gasversorgung folgen noch.
Die Ersterwähnungsurkunde Dudenhofens
Vortrag von Karl Heinz Debus
In und bei Dudenhofen lebten nachweislich schon vor über 5000 Jahren Menschen, worüber Frau Stadler einen fundierten, aber leicht verständlich geschriebenen und noch erhältlichen Band mit allen bekannten Objekten im Bild herausgegeben hat. Seinen heutigen Namen erhielt Dudenhofen wohl erst vor etwa 1500 Jahren durch Neusiedler, darunter wohl ein Dudo, worüber aber die Quellen schweigen.
Faßbar wird der Ortsname erst vor genau 850 Jahren in einer - und das kann noch lange nicht jede Gemeinde vorweisen - im Original erhaltenen und mit einem vollständigen Siegel versehenen Kaiserurkunde vom 8. Januar 1156, in der Dudenhofen als Tůtinhouen erstmals erwähnt wird. Kaiser Friedrich l. (1152-1190), auch Barbarossa genannt, hat darin - wohl auf Betreiben des Speyerer Bischofs Günther von Henneberg (1146-1161 der auch als erster in der Zeugenreihe genannt wird - dem erst kurz zuvor errichteten Zisterzienserkloster Maulbronn, seinen Besitz bestätigt und es in kaiserlichen Schutz genommen. Urkunden aus dieser Zeit sind nach so vielen Jahrhunderten meist verloren oder allenfalls nur aus einer Abschrift oder lediglich durch eine Erwähnung bekannt.
Die im frühen Mittelalter noch vorhandene Schreib- und Lesefähigkeit war bis 1156 längst abhandengekommen, und von Karl dem Großen (768-814) wird kolportiert, er habe versucht, lesen zu lernen, indem er vor dem Einschlafen ein Buch unter sein Kopfkissen legte. Bis in höchste Regierungskreise Deutschlands verhandelte man im 12. Jahrhundert nur mündlich. Die Unfähigkeit zu lesen und zu schreiben reichte teilweise bis ins 14. Jahrhundert. Damals bestieg mit Karl IV. ein König den Thron, der an der Sorbonne in Paris studiert hatte und 1386 in Heidelberg die erste deutsche Universität förderte. Zuvor stand Barbarossas Enkel Friedrich 11., der von 1198 bis 1250 regierte, der Gelehrsamkeit nicht fern.
Die Kunst des Lesens und Schreibens blieb lediglich in der Kulturinstitution der katholischen Kirche ununterbrochen erhalten. Aber selbst bei mittelalterlichen Klerikern mangelte es nicht selten an Lese- und Aussprache-, vor allem an Verstehensfähigkeiten in der lateinischen Sprache. Neben dem Klerus erlernten Juden und junge adlige Damen, vor allem Klosterfrauen, lesen und schreiben. Sie pflegten die schöne Literatur und übten sich auch in Dichtkunst, Philosophie und Theologie wie zum Beispiel Roswitha und Hildegard, Klosterfrauen in Gandersheim und Bingen. Im 14. Jahrhundert konnten vereinzelt auch einige Adlige lesen, aber nur mit lauter Stimme und sollen deshalb hin und wieder bei Erhalt eines wichtigen Briefes ihre Gäste des Saales verwiesen haben. Die Klöster und Kirchen, etwa für ihre liturgischen Bücher, und dieselben wie auch die Adligen bis zur höchsten Spitze hatten für ihre Verwaltung Schreibstuben eingerichtet; so besaß auch der Kaiser eine Kanzlei, in der die verschiedenen Urkunden ausgefertigt wurden.
Im Unterschied zur Gegenwart, zumindest hier in Europa, konnten vor 850 Jahren bei uns nur die wenigsten lesen und schreiben. Beschreibstoff und Schreibstift gibt es heute so gut wie umsonst, und so wird viel Erhebliches und noch mehr Unerhebliches geschrieben.
Seitdem man etwa 100 vor Christus in Pergamon in der heutigen Westtürkei die Bearbeitung von Kuhhaut zu Beschreibstoff erfand, hat der nach Pergamon als Pergament bezeichnete Schriftträger den teure und ein kompliziertes Herstellungsverfahren erfordernden ägyptischen Papyrus wie auch Einritzungen in Stein oder Holz abgelöst und trat seinen Siegeszug durch Europa an. Zunächst gab es keinen Materialmangel. Noch bis 1156 und darüber hinaus verwandte die kaiserliche Kanzlei, so auch in unserer Urkunde, eine komplette Ochsenhaut für ein solches Rechtsgeschäft. Bald nach 1156 aber wurden Pergamente so teuer, daß man nur kleine Stücke herausschnitt, um gerade das Rechtsgeschäft in kleinster Schrift und kürzestem Wortlaut darauf unterzubringen. So war man äußerst dankbar, als etwa 150 Jahre nach unserer Urkunde eine schon ältere chinesische Erfindung auch zu uns kam, das Papier, das auch im 21. Jahrhundert noch nicht restlos durch die EDV ersetzt wurde, sonst würde ich meinen Vortrag vom Laptop halten.
Auch heute kann nur gelesen werden, was mit den unterschiedlichsten Medien zuvor geschrieben oder auf einen dauerhaften Träger gebracht wurde. So dokumentierte Mitteilungen sind in der Regel kurzlebiger und subjektiveren Auswahlkriterien unterworfen als Zeugnisse von wirtschaftlichem oder rechtserheblichem Wert, wie zum Beispiel Kaufverträge.
Schriftstücke richten sich entweder an alle und sind für alle verbindlich, so Gesetze, oder betreffen als Privatbriefe nur den Empfänger, aber nicht die Allgemeinheit, oder sie richten sich zwar an einzelne Personen oder Personengruppen, sind aber für alle verbindlich; letztere nennt man Urkunden. Auch die heutigen Notariatsurkunden gehören hierher. In Grundstücksangelegenheiten etwa überprüft der Notar zunächst die Rechtmäßigkeit und beurkundet dann öffentlich das Rechtsgeschäft, das allen bekannt sein und von allen respektiert werden soll. Eine solche Urkunde an eine Privatinstitution mit Rechtsbindung für die Allgemeinheit liegt in dem Privileg von 1156 vor.
Bevor wir uns nach diesen Vorbemerkungen, die uns bis ins Jahr 2006 geführt haben, ausführlich mit der Urkunde von 1156 beschäftigen, ist noch kurz auf die damalige Sprache einzugehen. Im 12. Jahrhundert unterhielten sich die Leute auf deutsch oder ihrem jeweiligen Dialekt, doch die Sprache der feierlichen Handlungen war - wie auch in unserer Urkunde von 1156 - Latein. Das gilt zum Beispiel für die Liturgie, in der nach erfolglosen Versuchen zu Beginn des 9. Jahrhunderts erst in der Reformation und in der katholische Kirche erst mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil vor weniger als 50 Jahren Latein durch die Muttersprache verdrängt wurde. Seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert löste auch in den Verwaltungskanzleien, zunächst in den weltlichen, nur zögerlich in den kirchlichen, nach und nach die deutsche die lateinische Sprache ab, wobei im 15. Jahrhundert die Prager Königskanzlei richtungsweisend wurde. Diese bediente sich zuvor noch bis ins 15. Jahrhundert ausschließlich der lateinischen Sprache.
So beginnt die Urkunde Friedrichs l. zugunsten von Maulbronn in einem den älteren Katholiken unter Ihnen wie auch denjenigen, die in der Schule Latein gelernt haben, durchaus vertrauten Sprachrhythmus und Tonfall: In nomine sancte et individue Trinitatis. Fridericus Dei gratia Romanorum imperator et semper augustus.
Der Inhalt der Urkunde ist kurz erzählt: Am 8. Januar 1156 nimmt Kaiser Friedrich l. in Speyer das Zisterzienserkloster Maulbronn in seinem besonderen Schutz und bestätigt ihm all seine damaligen Besitzungen, darunter – wie Ihnen seit Jahresbeginn von Briefköpfen, Einladungen und Sonderstempeln der Gemeinde bekannt – auch Land in Dudenhofen, oder wie es in der Aufzählung der Klostergüter im Linksrheinischen bei Speyer auf Latein heißt; grangiam, das ist ein großes Hofgut, de Marrenheim, eine aufgelassene Siedlung bei Heiligenstein, grrangiam de Otterstaht, vineas, das sind Weinberge in Hagenbach, das heutige Hagenbach oder vielleicht auch Hambach bei Neustadt, terram, das ist ein Stück Land, in Tůtinhouen, terram in Heinhouen, und dann geht es mit rechtsrheinischen Liegenschaften weiter.
Wegen der Wichtigkeit der königlichen Beurkundung zugunsten des Klosters Maulbronn für die Geschichte Dudenhofens sei der Wortlaut … in deutscher Übersetzung hier wiedergegeben:
(C.) Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit. Friedrich, von Gottes Gnaden römischer Kaiser und allzeit erhaben.
Den Wünschen von Mönchen gegenüber ist es angebracht, eine geeignete Übereinstimmung zu finden, auf daß die treue Verehrung einen raschen Erfolg bewirkt.
Deswegen, geliebte Maulbronner Klosterbrüder im Herrn, stimmen wir gnädig Euren gerechten Forderungen zu und nehmen das Kloster der seligen Gottesgebärerin Maria, der immerwährenden Jungfrau, wo Ihr Euch dem Gottesdienst hingebt, unter unseren Schutz und sichern in unverbrüchlicher Festigkeit zu, es unter kaiserlichem und königlichem Schirm zu schützen. Mit dem Privileg des gegenwärtigen Schreibens legen wir öffentlich fest: Alle Besitzungen und alle Güter, die das Kloster zur Zeit oder zukünftig auf gerechte und kanonische Weise sein Eigentum nennt, die es durch die Freigebigkeit von Kaisern, Königen und Päpsten oder durch Schenkungen von Fürsten oder anderen Getreuen oder sonstwie durch Gottes Gnade auf gerechte Weise erlangen konnte, soll Euch und Euren Nachfolgern fest und ungeschmälert verbleiben.
Als diese Güter führen wir wörtlich auf
Zunächst natürlich den Ort Maulbronn mit all seinen Zugehörungen,
[2] den Großhof (Grangie) Löchgau bei Besigheim,
[3] den Großhof Bonlanden, heute aufgegeben (wüst), auf der Gemarkung von Weissach bei Ludwigsburg,
[4] den Großhof Eckenweiher bei Maulbronn,
[5] den Großhof Elvingen oder Elfinger Hof bei Mau/bronn,
[6] den Großhof Knifflingen bei Maulbronn,
[7] den Hardhof genannten Großhof bei Mosbach,
[8] den Großhof Malsch bei Wiesloch,
[9] den Großhof Linkenheim bei Karlsruhe,
[10] den Großhof Altlußheim,
[11]den Großhof Marrenheim, wüst, südlich Speyer,
[12] den Großhof Otterstadt sowie
[13] Weinberge in Hagenbach und Ländereien in Tůtinhouen, Ländereien in Heinouen, Ländereien in Ketsch, Ländereien in Mörsch, Ländereien in Bickesheim bei Rastatt, Ländereien in Würmersheim bei Rastatt, Ländereien in Sigewarteswilere, ein unbekanntes Siegwartsweiler, und Ländereien in Vilmutebahc, dem Füllmenbacher Hof bei Maulbronn, [jeweils] mit Weinbergen, Wiesen, Gewässern und Wasserläufen, mit Weiden, Wäldern, Zehnten sowie allen anderen Zubehörden.
Wir beschließen also, daß es gar keinem gestattet ist, das genannte Kloster - wenn auch - unüberlegt zu stören, ihm Güter oder Besitzungen zu entfremden, genommenes Gut zurückzubehalten, es zu verringern oder auf welche Weise immer zu belasten, sondern daß die Güter alle vollständig denen erhalten bleiben, für deren Verwaltung und Unterhalt sie zu künftigem Nutzen jeder Art übertragen worden sind. Auch legen wir durch kaiserlichen Erlaß feierlich fest, daß die oftgenannte Kirche [von Maulbronn] außer uns und unseren Nachfolgern im Reich keinen Schutzvogt haben soll. Fürwahr soll von Euren Werken, die Ihr mit eigenen Händen und auf eigene Kosten pflegt oder vom Futter Eures Viehs überhaupt keiner, sei er Kleriker oder Laie, Zehnt abverlangen, wie es bereits von den Päpsten, von Papst Innozenz seligen Angedenkens und von Papst Eugen, festgelegt und Euch gewährt wurde. Wenn daher in Zukunft eine Person sei es aus dem Kleriker- oder aus dem Laienstand wissentlich gegen diesen unseren Schutzbrief verstoßen oder dagegen angehen sollte, und auch nicht nach einer zweiten und dritten Mahnung durch angemessene Genugtuung den Schaden bereinigt hat, so soll er wissen, daß er der seiner Macht und Ehre geschuldeten Würde verlustig geht, als Angeklagter vor das göttliche Gericht tritt und sich die Beleidigung kaiserlicher und königlicher Majestät hat zu Schulden kommen lassen. Daß aber dieser unser Schutzbrief fest und unverbrüchlich bleibt, haben wir ihn durch Aufdruck unseres Siegels bekräftigen und durch Zeugen unterzeichnen lassen, deren Namen folgernde sind: Bischof Günther von Speyer, Dompropst Gottfried von Speyer, Domscholaster Winemarus, ebenda, Propst Heinrich von St. German, Herzog Welf, [Onkel des Kaisers], Friedrich, Sohn des Pfalzgrafen von Wittelsbach, Graf Rudolf von Pfullendorf, Graf Hegeno (Egeno) von Vaihingen an der Enz, Graf Gottfried von Zimmern bei Rottweil, Graf Heinrich von Heiligenberg bei Überlingen, Graf Bertolf von Plassenberg bei Kulmbach am Weißen Main, Graf Robert von Ronsberg bei Memmingen, Graf Bertolf von Calw und sein Bruder, Friedrich von Wolfach bei Offenburg. Otto und Friedrich von Scharfenberg, Arnold von Biberbach bei Dachau, Berenger von Ravenstein bei Geislingen, Walter Cudo, Mundschenk Hildebrand [Ministeriale], Konrad von Oberschüpf bei Bad Mergentheim, Otto von Neukastel, Anselm, Kämmerer zu Speyer, Konrad von Trifels, Bertolf von Scharfenberg und andere mehr.
Zeichen des Herrn Friedrich, des erhabenen römischen Kaisers. [folgen Monogramm und Siegel]
Ich, Arnold Erzbischof und Erzkanz1er, habe dieses bestätigt.
Gegeben zu Speyer am 6. der Iden des Januar, in der 4. Indiktion, im Jahre der Menschwerdung des Herrn 1156, unter der Herrschaft des Herrn Friedrich, des erhabenen römischen Kaisers, als König im 4., als Kaiser aber im ersten Jahr.
Die Erklärung des kaiserlichen Privilegs wird durch das meist starre Formular mittelalterlicher Urkunden, zumal der kaiserlichen, erleichtert; wir wollen nunmehr an Hand dieses Formulars die Urkunde inhaltlich erschließen.
Zuvor sei noch vermerkt, daß bei Abfassung der Urkunde am 8. Januar 1156 zu Speyer zwei von den Maulbronner Mönchen aus ihrem Archiv mitgebrachte Bullen der Päpste Innozenz Il. und Eugen III. teilweise als Textvorlage dienten, von denen die des Papstes Innozenz II. heute verloren, die Eugens III. aber bis heute erhalten ist. Die Anlehnung an deren Text sind durch Unterstreichungen wiedergegeben.
Die Urkunde beginnt mit einem reich verzierten Großbuchstaben C, dem sogenannten Chrismon, das für Christus steht. Dieser Gottesbezug wird mit einer feierlichen Anrede des dreifaltigen Gottes, fortgesetzt, Im Namen der ungeteilten und heiligen Dreifaltigkeit. Hiernach folgt unmittelbar der Titel des Ausstellers, die sogenannte Intitulatio: Kaiser Friedrich nennt sich als Römischer Kaiser von Gottes Gnaden und mit dem seit Kaiser Augustus verwandten Zusatz semper Augustus, stets der Erhabene. Diese Titulatur gab es in der Kanzlei Friedrichs erst seit seiner Kaiserkrönung am 18. Juni 1155; zuvor hieße sie von Gottes Gnaden römischer König.
Diese Intitulations-Zeile wird von dem übrigen Urkundentext durch eine verzierte, sogenannte Gitterschrift hervorgehoben, die am Ende der Beurkundung in den „Unterschriften“ – Unterschriften in Anführungszeichen – des Kaisers und des Kanzleibeamten wiederkehrt.
In Abweichung von römischen Privatbriefen, denen das kaiserliche Urkunden-Formular entlehnt ist, folgt nicht sogleich, wie üblich, der Empfänger, sondern eine sogenannte Arenga, eine allgemeine, meist religiöse Motivierung der nachfolgenden Verfügung: Den Wünschen von Mönchen gegenüber ist angebracht, eine geeignete Übereinstimmung zu finden, auf daß die treue Verehrung einen raschen Erfolg bewirkt, dh das Rechtsgeschäft geschieht, damit die daraus resultierende Dankbarkeit der Mönche zu einem raschen Erfolg führt Wessen Erfolg? Primär ist an das Seelenheil der kaiserlichen Familie und der Gründer des Klosters Maulbronn, vorab an den Speyerer Bischof Günther von Henneberg zu denken. Appelt vermutet, daß sich diese Arenga an die der verlorenen Bulle Papst Innozenz Il. anlehnt.
Nach der Arenga wendet sich der Kaiser an die geliebten Klosterbrüder in Maulbronn, die unverzüglich als Auslöser der Rechtshandlung genannt werden und geht sofort auf das Rechtsgeschäft ein: Auf Bitten der Mönche unterstellt er sie seinem, dem kaiserlichen Schutz. Hier wurde teilweise ein Gegensatz zwischen dem Kaiser und Bischof Günther konstruiert, wonach der Bischof selbst gern Schirmvogt des Klosters geworden wäre und der Kaiser ihm diese, auch für den Ausbau eines Territoriums nicht unwichtige Funktion genommen habe. Tatsächlich wird aber schon in den nächsten Beurkundungen des Klosters Bischof Günther als ihr Vogt genannt, der Kaiser erscheint demnach nur als eine Art Obervogt, um verstärkten Schutz zu garantieren. Der kaiserliche Vorbehalt ist lediglich ein formeller, die Vogteirechte übte allein Bischof Günther von Speyer aus, der seinerseits die Rechte an einen Untervogt abtrat, nicht unbedingt zum Vorteil des Klosters.
Der Kaiser stellt das Kloster Maulbronn allerdings nicht nur unter seinen kaiserlichen Schutz, sondern bestätigt ihm alle gegenwärtigen namentlich aufgezählten Besitzungen und alle künftigen Erwerbungen. Dabei zählt die Urkunde im einzelnen auf:
[1] Zunächst natürlich den Ort Maulbronn mit all seinen Zugehörungen,
[2] den Großhof (Grangie) Löchgau bei Besigheim.
[3] den Großhof Bonlanden, heute aufgegeben (wüst), auf der Gemarkung von Weissach bei Ludwigsburg,
[4] den Großhof Eckenweiher bei Maulbronn,
[5] den Großhof EIvingen oder Elfinger Hof bei Maulbronn,
[6] den Großhof Knittlingen bei Maulbronn,
[7] den Hardhof genannten Großhof bei Mosbach,
[8] den Großhof Malsch bei Wiesloch,
[9] den Großhof Linkenheim bei Karlsruhe,
[10] den Großhof Altlußheim,
[11] den Großhof Marrenheim, wüst, südlich Speyer,
[12] den Großhof Otterstadt,
[13] Weinberge in Hagenbach sowie Ländereien in Tůtinhouen, Ländereien in Heinouen, ferner Ländereien in Ketsch, Ländereien in Mörsch, Ländereien in Bickesheim und in Würmersheim bei Rastatt, Ländereien in Sigewarteswilere, ein unbekanntes Siegwartsweiler, und Ländereien in Vilmutebahc, dem Füllmenbacher Hof bei Maulbronn.
Über die Lage der einzelnen in der kaiserlichen Bestätigung aufgeführten Maulbronner Besitzungen soll die nachfolgende Karte Aufschluß geben.
Wie üblich nennt eine abschließende sogenannte Pertinenzformel allen Zubehör: mit Weinbergen, Wiesen, Gewässern und Wasserläufen, mit Weiden, Wäldern, Zehnten und allem anderen, was dazugehört. Es schließen sich einzelne Bestimmungen an:
[1] Verstöße von außerhalb, vor allem Entfremdungen und Belastungen, sollen geahndet werden, daß die Güter alle vollständig denen erhalten bleiben, für deren Verwaltung und Unterhalt sie zu künftigem Nutzen jeder Art übertragen worden sind.
[2] Ein weiterer Schutzvogt außer dem Kaiser wird dem Kloster untersagt.
[3] Ihm wird für alle eigenen Arbeiten, das heißt für jeglichen Anbau, der Zehnt erlassen, wobei sich der Kaiser auf die Privilegien der Päpste Innozenz und Eugen bezieht.
Auf das Disposition genannte Rechtsgeschäfts folgt, wie üblich, die Pön- oder Strafformel: Wer aus dem Kleriker oder Laienstand gegen diese Bestimmung wissentlich verstößt und auch nach dreimaliger Abmahnung den Schaden nicht wiedergutmacht, soll seiner Würde verlustig gehen und wegen Beleidigung kaiserlicher Majestät als Angeklagter vor dem göttlichen Gericht erscheinen.
Nach dieser Strafformel folgt die Bekräftigungsankündigungsformel: Daß aber dieser unser Schutzbrief fest und unverbrüchlich bleibt, haben wir ihn durch Aufdruck unseres Siegels bekräftigen und durch Zeugen unterzeichnen lassen.
Am Schluß der Urkunde erscheinen als Beglaubigungsmittel das kaiserliche Siegel und die Nennung, heute einer Unterschrift gleichkommend, zahlreicher Zeugen, zunächst der geistlichen, vorab des Speyerer Bischofs Günther von Henneberg, und Kleriker des Domes und des Stifts St. German in Speyer, sodann der weltlichen, zunächst des Herzogs Welf, des Onkels des Kaisers, und der gerade beim Kaiser anwesenden Grafen und Ministerialen aus ganz Süddeutschland, schließlich einiger Ministerialen aus der Pfalz wie Otto von Neukastel, Anselm, Kämmerer zu Speyer, Konrad von Trifels und Bertolf von Scharfenberg, außer Speyer alles Burgen im Raum Annweiler.
Danach folgt mit der Ankündigung Zeichen des Herrn Friedrich, des erhabenen römischen Kaisers das seine Unterschrift ersetzende feierliche, wohl von dem Kanzler persönlich geschriebene Monogramm, das aus den Buchstaben der Worte FRIDERICVS ROMANORVM IMPERATOR - Friedrich römischer Kaiser besteht, wozu der Kaiser dann dem Urkundenschreiber seine Hand reichte, damit dieser einen Beistrich anbringe.
Diesen kaiserlichen Rechtsvollzug bestätigt der Kanzler der kaiserlichen Kanzlei:
Ich, Arnold, Erzbischof und Erzkanzler, habe dieses bestätigt. Arnold war Erzbischof von Köln. Arnold ist vor 1100 geboren, stammte aus der Familie von Wied, wurde Propst von St. Georg in Limburg. Dann Dompropst in Köln und 1138 Propst in Maastricht In demselben Jahr ernannt ihn König Konad III zu seinem Kanzler. Er nahm am zweiten Kreuzzug teil und wurde 1151 zum Erzbischof von Köln geweiht. Nach dreijäriger Abwesenheit in der Königskanzlei, vermutlich, da er im kaiserlichen Auftrag zum Beispiel zur Vorbereitung der Kaiserkrönung Barbarossas 1155 als Gesandter in Rom weilte, hat er erstmals wieder diese Urkunde ins Reine geschrieben. Ein Vierteljahr später ist er bereits gestorben.
Neben dem erwähnten Monogramm ist rechts das ganz erhaltene, etwas undeutliche Siegel Barbarossas auf einen Kreuzschnitt im Pergament aufgedruckt Das Siegelbild zeigt den thronenden Herrscher, mit Krone, Szepter und Reichsapfel. An dem Bild des Herrschers erkannte die des Lesens und Schreibens nicht kundige Bevölkerung, daß es sich um eine Königs- oder Kaiserurkunde handelte. Die um das Siegelbild herum im Kreis gelegte Umschrift wird, wie üblich, mit einem Kreuz eingeleitet; darauf folgt der Text FREDERICVS DIE GR(ATI)A ROMANO(RVM) IMPERATOR SEMPER AVGVSTVS - Friedrich, von Gottes Gnaden römischer Kaiser, allzeit erhaben.
Die Beglaubigungsmittel sind wichtige Echtheitskriterien, die in unserer Urkunde von 1156 sämtlich erbracht werden. Fälschungen gab es trotz Androhung von Todesstrafe auch im Mittelalter, vornehmlich bei Urkundenverlust, etwa durch Brand. In diesen Fällen wurde die verlorene Urkunde in Inhalt, Urkundenformular und -schrift aus dem Gedächtnis nachgeahmt. Solche formalen Fälschungen unterscheiden sich von inhaltlichen, in denen nicht bestehende Ansprüche durch erfundene Urkunden untermauert wurden.
Nach Monogramm und Siegel wird die Urkunde mit der Datierung beschlossen: Gegeben zu Speyer - am 6. der Iden des Januar, - in der 4. Indiktion, - im Jahre der Menschwerdung des Herrn 7156, - unter der Herrschaft des Herrn Friedrich, des erhabenen römischen Kaisers, - als König im 4., als Kaiser aber im ersten Jahn Zunächst wird der Ausstellungsort mit Speyer angegeben, wo sich Friedrichs l. Anfang Januar aufhielt, nachdem er zu Weihnachten 1155 in Worms war und am 25. Januar 1156 in Straßburg nachgewiesen ist.
Der Ausstellungstag wird in der Urkunde mit den 6. der Iden des Januars angegeben. Die Römer hatten zur Tagesidentifizierung nur den als Kalenden bezeichneten Monatsersten, die sogenannten Iden als die Monatsmitte teils den 15, teils, so im Januar, den 13. und die Nonen als den neunten Tag vor den Iden unter Einbeziehung dieses Bezugsdatums, also den 5. Januar. Von den Fixdaten zählten die Römer rückwärts, den Tag selbst einbeziehend, so daß man für den 6. der Iden im Januar in der Zahlenfolge 13-12-11-10-9-8 leicht den 8. errechnen kann.
Vor der Angabe des Jahres nach Christi Geburt mit 1156, steht die 4. Indiktion. Die Indictio wurde 298 als Indiktionsjahr 1 durch den antiken Kaiser Diokletian (284-305) in Anlehnung an Vorbilder in der ägyptischen Katasterverwaltung als ein 15-Jahreszyklus aus Steuergründen eingeführt und deshalb im Mittelalter auch Römerzinszahl genannt. Hieraus ergibt sich für 1153 die Indiktionszahl 1, für 1156, in Übereinstimmung mit der Urkunde, die 4. Die Notwendigkeit dieser ausführlichen Erörterung wird erst am Ende des Vortrags ersichtlich.
Zum besseren Verstehen der Urkunde ist noch auf den Kaiser als Aussteller, das Kloster Maulbronn als Begünstigten, und somit auf die genannten Güter, ist auf Bischof Günther von Speyer als wesentlichen Förderer der Zisterze und schließlich auch auf Vorlagen der Urkunde von 1156 und andere Urkunden in ihrem Umfeld einzugehen.
Aussteller ist Friedrich 1., genannt barba rossa, Rotbart, was durchaus auf sein Erscheinungsbild zurückgeführt werden kann. Nach dem Zerfall des karolingischen Reichs folgten in Deutschland die Ottonen bis 1024, dann über eine Eheverbindung mit einer Tochter Ottos l. die Salier. Nach deren Aussterben im Mannesstamm 1125 gab es zwei mächtige Familien, die Welfen, vor allem im Niedersächsischen, und die Staufer im Schwäbischen. Herzog Friedrich von Schwaben, Sohn der letzten Salierin Agnes und Bruder des ersten staufischen Königs, Konrads III., war mit der Welfin Jutta verheiratet. Deren Sohn Friedrich schien geeignet, in einer Art großer Koalition die beiden Machtblöcke zusammenzuhalten, und wurde einstimmig zum König gewählt. Er erfüllte die Hoffnungen, die in ihn gesetzt wurden. Der wohl 1122 Geborene wurde von seinem königlichen Onkel zum Nachfolger bestimmt und wohl 1149 standesgemäß mit Adela von Vohburg verheiratet. Von dieser trennte sich Friedrich l. 1153 wegen Ehebruch. Er heiratete nach vergeblichem Werben um eine byzantinische Kaisertochter im Juni 1156 Beatrix, die Alleinerbin der Grafschaft Burgund. Als sein Regierungsprogramm bezeichnete Friedrich l. in der Wahlanzeige an Papst Eugen III. Wahrung der Privilegien der Kirche, Wiederherstellung der Erhabenheit des Römischen Reiches und Herrschaft von Gottes Gnaden. Er schuf durch Gesetz im Innern einen Landfrieden, förderte die Welfen und bestätigte ihren Anspruch auf Bayern. Sodann brach er 1154/55 zu seinem Romzug auf und wurde am 18. Juni 1155 durch Papst Hadrian IV. zum Kaiser gekrönt. Mit Hilfe der kompromißlosen Herrschaft seines Kanzlers Rainald von Dassel richtete Friedrich seine Politik nach imperialen Gesichtspunkten aus. Die staufischen Hausgüter in Schwaben wurden dabei mit den salischen am Ober- und durch die Pfalzgrafschaft mit den Machtmitteln am Mittelrhein verbunden. Auch die Vermählung Friedrich l. mit Beatrix trug imperiale Züge. Friedrich festigte die Macht des Reiches an der Ostsee, in Schlesien, in Nordböhmen sowie im Rhein-Rhöne-Gebiet. Er dämmte die kirchliche Reformpolitik in Deutschland ein und suchte sich für dadurch entstandene Verluste in dem Machtzentrum der oberitalienischen Städte schadlos zu halten. Er griff in die Papstwahlen ein und verhandelte mit Frankreich und England. Als eine Malariaseuche 1167 kurz nach der Krönung von Beatrix zur Kaiserin das Heer dahinraffte, verlegte er sich erfolgreich auf die Diplomatie. In Deutschland ahndete er 1177/80 die Gehorsamsverweigerung Heinrichs des Löwen und einte die auseinanderstrebenden Gruppen in der Lehenspyramide. Den Höhepunkt der höfisch-ritterlichen Kultur stellte wohl das Mainzer Reichsfest zu Pfingsten, am 20. Mai 1184, dar. Durch die Vermählung seines Sohnes und späteren Nachfolgers Heinrichs VI. mit Konstanze von Sizilien bahnte er die Europa beherrschende staufisch-sizilianische Herrschaft in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts an. Der neuen politischen Situation der welfischen Opposition in Deutschland trug er 1187 durch das Bündnis mit Frankreichs Kapetingern gegen die Welfen und die Plantagenets in England Rechnung. Neue Spannungen mit der Kurie kamen nicht mehr zum Austrag, da er auf dem Hoftag Jesu Christi in Mainz 1188 das Kreuz nahm und ein Jahr später zum 3. Kreuzzug aufbrach, auf dem er am 10. Juni 1190 in Anatolien wohl in dem Fluß Saleph, heute Göksu nehri, ertrunken ist.
Von diesem Kaiser Friedrich l. besitzen wir ein stilisiertes Abbild des Herrschers im Siegelbild, und ein ebenfalls stilisiertes Bild in der Welfenchronik aus der Zeit zwischen 1175 und 1200.
Darüber hinaus gibt es sogar eine „Photographie“ Während mittelalterliche Darstellungen den Herrscher stets als Idealgestalt präsentieren, so auch in der soeben genannten Welfenchronik, gibt es aus dem Hochmittelalter zwei wirklichkeitsgetreue Abbildungen des Königs: Neben der Grabplatte Rudolfs von Habsburg in der Speyerer Domkrypta mit Gichtknoten an seiner Hand und die auf Magengeschwüre hinweisenden Mundfalten gibt es eine noch ältere Darstellung: Die sogenannte Cappenberger Barbarossabüste, und von ihr gewinnen wir ein recht gutes Bild des Stauferkaisers.
Wenden wir uns nunmehr dem Begünstigten, dem Zisterzienserkloster Maulbronn, und seinem Orden zu. 1098 reformierte Robert de Molesme die benediktinischen Clunyacenser und gründete in Citeaux einen hiernach bis heute Zisterzienser genannten Orden. In einer hierarchischen Gliederung entstanden zunächst 1113 bis 1115 die vier ersten zisterziensischen Tochterklöster, die Primärabteien, aus denen sich ein weitverzweigtes Netz von Filiationen über das ganze Abendland ausbreitete.
Die Zisterzienserklöster bilden eine große Familie, in der Ahnenforschung leichter zu betreiben ist als bei dem Durcheinander im modernen Namensrecht und der zunehmenden Zahl von Patchworkpartnerschaften. So gründete das Mutterkloster Citeaux die Tochter Bellevaux, Schöntal, in der Franche Comté, diese 1123 Lützelstein bei Basel, diese 1132 Neuburg im Hagenauer Forst. Von hier wurde bereits 1138 auf dem Erbgut des Ortsadligen Walter von Lomersheim in Eckenweiher, heute ein Stadtteil von Mühlacker, ein Zisterzienserkloster gestiftet. Da der Platz aber ungeeignet war, wurde das Kloster 1147 nach Maulbronn verlegt, ein Lehen, das der Speyerer Bischof Günther von Henneberg zur Verfügung gestellt hatte. Dieser war ein eifriger Förderer des Zisterzienserordens, wurde der eigentliche Gründer von Maulbronn und liegt auch dort im Chor der Klosterkirche begraben. Günther war ein treuer Anhänger Friedrichs l., auch in dessen Auseinandersetzung mit dem Papst, zog mit ihm nach Italien und ist dort im August 1161 an einer Seuche gestorben.
Unter Bischof Günther und seinen Nachfolgern erlebte das Kloster einen enormen Aufschwung. Rasch entstanden Tochterklöster, so 1151 Bronnbach, 1152 Herrenalb und 1157 Schöntal. Die Mönche vermehrten durch erhaltene Schenkungen ihren Besitz in schließlich über 100 Ortschaften, suchten ihn zu arrondieren und kultivierten durch Rodungen weiteres Land.
Als die Schirmvogtei 1236 von den Speyerer Bischöfen an die Herren von Enzberg überging, die ihre eigene Macht zu vergrößern suchten und selbst vor Gewalt gegenüber den Maulbronner Mönchen nicht zurückschreckten, begann ein Niedergang des Klosters bis zur Existenzgefährdung. Ein Zeugnis dieser prekären Situation ist die 1257 erfolgte Umschuldung von jüdischen Geldleihern zu einer Speyerer Bürgerin. Die Schuldenlast war so unerträglich, daß man den Schwetzinger Hof verpfändete. In der Urkunde von 1257 werden alle Dignitäre des Klosters116 und fünf für die Niederlassungen in und um Speyer verantwortliche Maulbronner Ordensbrüder namentlich genannt,117 darunter frater Cunradus de D°utenhofen, Bruder Konrad von Dudenhofen.118 In dieser schwierigen Situation dürfte der biblisch anmutende Zusatz auf der Rückseite der Urkunde - wir haben keinen Schutzvogt als den Kaiser geschrieben worden sein.
Die Herren von Enzberg mußten 1270 die Schirmvogtei wieder abgeben, und das Kloster blühte erneut auf. Spätere Schutzvögte waren die Pfalzgrafen bei Rhein und schließlich seit 1504 die Herzöge von Württemberg. Zu ihrer Zeit soll in einem Klosterturm der durch Goethe zu Weltruhm gelangte Dr. Faustus gelebt und 1506 ein schlimmes Ende genommen haben.
Die Herzöge führten 1534/37 die Reformation in Maulbronn ein und wandelten das Kloster in eine theologische Vorbereitungsschule um. Schüler dieser Schule waren unter anderem Kepler, Hölderlin, Schilling und im letzten Jahrhundert Hermann Hesse. Auch in den nachreformatorischen Zeiten blieb das Kloster vor Verwüstungen und tiefgreifenden Umwandlungen bewahrt, so daß wir heute dort das Musterbeispiel einer stets nach einheitlichem Plan gebauten mittelalterlichen zisterziensischen Klosteranlage vor uns haben.
Das schon vor der Reformation beliebte landesherrliche Prinzip, den Klöstern die Wirtschaftsführung zu nehmen und einen Eintrittsstop zu verhängen, wurde dem Kloster Maulbronn in der Reformationszeit in verstärktem Maße aufgezwungen. Bei der ersten Auflösung des Klosters nach 1534/37 gingen die wenigen noch verbliebenen Mönche in das damals blühende Zisterzienserkloster Pairis in den südlichen Vogesen. Ihre Rückkehr nach Maulbronn 1548 und während des Dreißigjährigen Krieges war jeweils nur von kurzer Dauer.
Das Kloster Pairis war schon im Mittelalter ein Hort der Frömmigkeit und Gelehrsamkeit und bestand bis zur Französischen Revolution.
Die Bestätigungsurkunde Kaiser Friedrichs l. von 1156 lag wohl ursprünglich im Maulbronner Archiv, und Klöster verwahrten aus rechtlichem Interesse ihre Urkunden meist sehr sorgfältig. Doch im heutigen Maulbronner Bestand im Staatsarchiv Stuttgart sucht man die Urkunde von 1156 vergebens, vielleicht weil die Mönche sie mit nach Pairis genommen hatten. Die Urkunde befindet sich heute im Archiv der geistlichen Gemeinschaft von St. Paul im Lavantal in Kärnten.
Wie ist diese Urkunde aus Maulbronn nach St. Paul gelangt? Dorthin flüchteten 1806 die Benediktinermönche von St Blasien im südlichen Schwarzwald, als diese bedeutendste Stätte der Gelehrsamkeit in Südwestdeutschland durch den badischen Landesherren geschlossen und enteignet wurde. Unter kaiserlichem Schutz konnten die Mönche allerdings ihr Archiv und nichtbadische Archivalien mitnehmen, die in St Blasien wegen der geplanten Germania sacra, der Geschichte der Kirche in Deutschland im Mittelalter, angesammelt worden waren. Der Weg von Maulbronn nach St Blasien bleibt im Unklaren.
Sehen wir uns abschließend einmal im virtuellen Archiv der Maulbronner Ziszerze um. Aus der Urkunde selbst erfahren wir von Schutzprivilegien der Päpste Innozenz II. (1130-1143) und Eugen III., selbst Zisterzienser, (1145 bis 1153) im Maulbronner Klosterarchiv. Aus der nicht mehr erhaltenen Beurkundung durch Papst Eugen III. will man weite Teile der Barbarossa-Urkunde im Wortlaut übernommen wissen, worauf im einzelnen einzugehen aber zu weit führen würde.
Unter den späteren päpstlichen Begünstigungen des Klosters Maulbronn sind die Privilegien Alexanders III. von 1177 mit einer pascua Tôtenhouen, einer Weide in Dudenhofen, Innozenz IV. von 1245, in dem Dudenhofen in der heutigen Schreibweise erwähnt wird, sowie Alexanders IV. von 1259 mit einer Grangie, einem Großhof in Dudenhoven zu erwähnen. Diese Urkunden im Maulbronner Archiv wie auch die Pachtung von Weiden bei Dudenhofen von der Gemeinde Haßloch 1226 oder den Vergleich mit dem Guidostift in Speyer 1228, worin es um den See in Dudenhofen geht, den lacus de Dudenhoue, werden wir uns noch einer Urkunde zuwenden, und ich darf zum Abschluß meines Vortrags noch um ihre besondere Aufmerksamkeit bitten.
Im Generallandesarchiv Karlsruhe liegt unter 1 C 38 eine Urkunde des schon genannten Bischofs Günther von Speyer für sein Kloster Maulbronn. Darin schenkt er kraft seiner Autorität und in Folge seiner Gunsterweisung dem in seinem Bistumssprengel gelegenen Kloster Maulbronn auf Bitten des dortigen Abtes Diether aus seinem von ihm zusammengetragenen Besitz zu seinem Seelenheil sechs Großhöfe:
1. St. Leon,
2. Altlußheim,
3. Ketsch,
4. Otterstadt,
5. Marrenheim, wüst bei Heiligenstein, und
6. apud Dutenhouen, bei Dudenhofen, sowie 1200 Schafe.
Diese Schenkung soll den Bedürfnissen der Klosterverwaltung, des klösterlichen Gottesdienstes und den Erfordernissen des Kellers, des Wirtschaftsverwalters, dienen, damit aus den Erträgen Wachs, Öl, Schmalz, Seife, Leder, Salz und Eisen beschafft, der Lohn für die Arbeiter in der Heu-, Frucht- und Weinernte bezahlt, sämtliche Geräte mit Eisen beschlagen, etwaige Abgaben entrichtet und alles in Ruhe und Ordnung verwaltet werden könne. Die durch Bischof Günther von Speyer dem Kloster Maulbronn geschenkten Höfe sind dieselben, die diesem durch Kaiser Friedrich I. am 8. Januar 1156 bestätigt werden. Wegen ihrer sehr großen Bedeutung für die Geschichte und Ersterwähnung Dudenhofens wollen wir auch diese Urkunde [lateinischer Wortlaut hier nicht abgedruckt] wiedergegeben:
Zum besseren Verständnis fügen wir auch dieser Urkunde eine Übersetzung ins Deutsche bei [Übersetzung teilweise nach Franz-Xaver Remling]:
Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit, Günther, durch Gottes Milde Bischof von Speyer. Es ist eines jeden Christen Pflicht, verehrungswürdigen Orten lastende Sorgen und Aufwendungen zu nehmen, damit die gottgeweihten Personen befreit von der Last des Alltäglichen auf gedeihliche Weise gleichsam ewig Gott dienen und den übrigen Gläubigen durch fortwährendes Gebet Hoffnung auf Heil und Hilfe bei Schwierigkeiten gewähren können; denn viel vermag das beharrliche Gebet des Gerechten, so fügt der göttliche Spruch hinzu. In Anbetracht dieser Hingabe habe ich, Günther, zum Bischof der Speyerer Kirche berufen, kraft meiner Autorität und Zuneigung dem im Gebiet meiner Diözese ein. gerichteten heiligen Kloster, in Maulbronn nämlich, damit dort die Gottesverehrung um so größere Kraft besitze, durch ein besonderes Privileg desto aufmerksamer und eifriger unter die Arme gegriffen und, soweit es in meinen Kräften steht, vorgesorgt, daß nicht im Laufe der Zeit wegen mangelnder Einkünfte oder aus deren Rückläufigkeit entstandener Not Trostlosigkeit oder gar Auflösung drohe. Deshalb sollen alle derzeitigen Gläubigen wie auch die zukünftigen wissen, daß ich über die von mir bereits übertragenen Güter hinaus, die durch eigene Urkunden anderswo festgehalten sind, dem genannten verehrungswürdigen Ort zu meinem Seelenheil folgendes geschenkt habe: Sechs vollständige und mit allem Nötigen versorgte Großhöfe, die sie Grangien nennen, nämlich: einen bei St. Leon, einen zweiten in Altlußheim, einen dritten in Ketsch, einen vierten in Otterstadt, einen fünften in Marrenheim und einen sechsten bei Dudenhofen, und ferner 1200 Schafe, von deren Herden ich mir einen gleichbleibenden Fortbestand durch Geburtensenkung und durch die Anwendung anderer günstiger Maßnahmen zum Vorteil des Standortes mittelfristig und künftig erhoffe Eine das alles umfassende Schenkung habe ich mit dem Ziel und im Rahmen der Gesetze beschlossen, daß die Verwaltung und Bereitstellung der Güter in den Aufgabenbereich und in die Verantwortung des Kellers gehört, so daß er aus den Früchten oder andern Überschüssen von diesen Gütern das für die Mönche Erforderliche an Wachs, Öl, Schmalz, Seife, Leder, Salz und Eisen besorge, so daß nirgendwo Mangel herrscht Ferner sollen die Pflugscharen an allen Orten des Klosters mit Eisen beschlagen werden, die Ausgaben im Heu, bei der Getreideernte und bei der Weinlese wie auch der Lohn der Arbeiter sollen hieraus genommen werden, und wenn auf einem Gut noch eine Hypothek lastet, so soll der Zins ebenfalls hieraus beglichen werden. Sollte noch ein Rest übrig bleiben, so soll er dem allgemeinen Nutzen der Brüder dienen, damit alle in Frieden und Ruhe geleitet werden. Damit diese auf Bitten und wegen der Anhänglichkeit unseres geliebten verehrungswürdigen Abtes Dieter erfolgte und angeordnete Schenkung auch in Zukunft unbeeinträchtigt gültig bleibe, ist sie in Schriftform verfaßt, durch Aufdruck unseres Siegels bekräftigt und gegen jede Verkehrung ins Gegenteil mit der Androhung des Kirchenbanns belegt worden.
Veraktet wurde dies im Jahr der Geburt unseres Herren 1156, in der dritten Indiktion, am sechsten Tag der Kalenden des Januar unter der Herrschaft des erhabenen römischen Kaisers Friedrich, zum Lob und zum Ruhm unseres Herrn Jesus Christus. Amen.
Auch diese Bischofsurkunde ist unten mit einem auf Kreuzschnitt aufgedrückten runden Siegel in gelbem Wachs versehen, das in diesem Fall den thronenden Bischof zeigt. In der Rechten hält er den Krummstab, in der Linken ein Evangelienbuch Die Umschrift lautet GVNTHERVS DEI GRACIA SPIRENSIS EPISCOPVS - Günther von Gottes Gnaden Bischof von Speyer.
Die bischöfliche Schenkungsurkunde enthält als Datierung den Satz Verhandelt wurde dieses im Jahre der Geburt des Herrn 1000-100-50-9, also 1159, Indictio 6, das ist 1158, wie Remling gegenüber der früheren Datierung 1159 berichtigte, an den Kalenden des Januar, also am 1. Januar 1158. Der weitere Text lautet unter der Herrschaft Friedrichs, des erhabenen römischen Kaisers. Zum Lob und zur Ehre unseres Herrn Jesus Christus, amen.
Es fällt als Ungereimtheit auf, daß der Kaiser am 8. Januar 1156 dem Kloster bestätigt haben soll, was dieses angeblich erst am 1. Januar 1158 geschenkt bekam. Diese Unlogik kann man allerdings auflösen, indem man die Datumzeile anders liest.
Die Jahreszahl 1159 ist in der Urkunde in römischen Zahlzeichen MCLVIIII angegeben, wobei auffällt, daß das kleine, hochgestellte o, welches die Umwandlung der Grundzahl in eine Ordnungszahl, also statt 1159 im 1159zigsten angibt, nach den römischen Ziffern VI für 6 steht, so daß die Jahreszahl genau genommen nicht als 1159, sondern als 1156 zu lesen ist. Die nachfolgenden Zahlen verschieben sich wie folgt: die restlichen drei römischen Zahlzeichen (III) sind, vorangestellt, zur Indiktion zu zählen, und die dieser bisher zugeordnete nachgestellte Zahl römisch VI gehört, vorangestellt, zu den Kalenden, so daß die Datierung korrigiert zu lesen ist: 1156, in der 3. Indiktion, am 6. Tag der Kalenden des Januar. Der 6. Tag der Kalenden des Januar, wieder rückwärts gezählt, ist der 27. Dezember des Vorjahres, also 1155. Die 3. Indictio steht ebenfalls für 1155. Für den 27. Dezember 1155 treffen demnach alle Datierungsmerkmale der Urkunde zu, und der Text der Datumzeile lautet demnach korrekt:
Acta sunt hec anno dominice incarnationis MCLVI°, III. Indictione, VI. kalendis ianuarii regnante Friderico Romanorum imperatore augusto, ad laudem et gloriam Domini nostri Ihesu Christi. Amen.
Indem wir die Schenkung Bischof Günthers von Speyer statt auf den 1. Januar 1159 auf den 27. Dezember 1155 datieren, ist das Problem einer bisher angenommenen Bestätigung drei Jahre vor der eigentlichen Schenkung und der damit verbunden Unlogik behoben. Zugleich macht die Nähe der beiden Urkunden zueinander, der bischöflichen und der kaiserlichen, die Vermutung wahrscheinlicher, daß Bischof Günther als - ungenannter - Petent, das heißt Bittsteller, zusammen mit dem Kloster Maulbronn beim Kaiser aufgetreten ist.
Bischof Günther schenkte also dem Kloster Maulbronn sechs Großhöfe, darunter namentlich den in Dudenhofen, am 27. Dezember 1155, genau zwölf Tage vor der kaiserlichen Bestätigung vom 8. Januar 1156.
Diese Korrektur hat den kleinen Schönheitsfehler, daß sich die Ersterwähnung Dudenhofens nicht, wie bisher angenommen, auf das kaiserliche, sondern auf das bischöfliche Privileg stützt und um zwölf Tage vorzuverlegen ist, und den etwas größeren, daß wir damit bereits im Vorjahr hätten feiern können.
Diese kleine Korrektur tut aber sicher der Dudenhofener Festfreude in diesem Jahr ebensowenig Abbruch wie der in Hanhofen, obwohl es, da in der Bischofsurkunde nicht namentlich genannt, erst zwölf Tage nach Dudenhofen erstmals urkundlich erwähnt wird.
Quelle:
Karl Heinz Debus in „850 Jahre Ersterwähnung Dudenhofen“; Hrsg. 2008 (S. 69-88) – Vortrag gehalten am 14.03.2006 vor dem Heimatverein Dudenhofen im Bürgerhaus Dudenhofen
Wappen und Siegel von Dudenhofen
... Seit wann Dudenhofen ein eigens Siegel besaß, kann nicht mehr festgestellt werden, doch vom 11. August 1744 ist ein Gerichtssiegel des Dorfes Dudenhofen überliefert, das bis zum 23. März 1792 nachgewiesen werden kann. Dieses Siegel zeigt in ovalem Schild ein Kreuz, dessen oberer Schaft krummstabartig nach links umgebogen ist, beseitet von den Buchstaben D: H:, was für Duden-Hofen steht. Kreuz und Krummstab identifizieren Dudenhofen zweifelsfrei als Dorf des Bischofs von Speyer als Gerichtsherren; denn der Krummstab verweist auf einen Bischof oder Abt, und das silberne Kreuz in Blau ist seit dem hohen Mittelalter das Wappen des Bistums Speyer. Die Siegelumschrift lautet: GERICHD SIGEL DES DORFF DVDENHOFFEN. Gegen Ende des Alten Reiches wird ein zweites Dudenhofener Gerichtssiegel mit geänderter Umschrift überliefert DVDENHOFEN GERICHD SIGEL.
Als nach 1841 den Gemeinden in Bayern die Führung eines eigene Wappens erlaubt, diese aber an die Genehmigung zunächst durch den König, seit 1922 durch den bayerischen Ministerpräsidenten, im Dritten Reich durch den Reichsstatthalter in Bayern, nach 1946 durch den Minister des Innern, sodann durch die Bezirksregierung, schließlich durch die Kreisverwaltung erlaubt wurde, gehörte Dudenhofen zu den zwölf Gemeinden, denen König Ludwig l. auf Antrag von 1839 am 24. Dezember 1845 die Führung eines eigenen Wappens genehmigte (77.-88. Gemeinde in der Pfalz). Ein ähnliches Wappen, das - in unhistorischen Farben - ebenfalls auf die hochstiftisch speyerische Vergangenheit verweist, führt übrigens Kirrweiler bis zum heutigen Tag; zunächst ungenehmigt und seit dem 23. März 1962 amtlich verliehen.
Das Dudenhofener Wappen diente zunächst nur als Inhalt des Dienstsiegels; insoweit konnte es zunächst nicht auffallen, daß das Heroldsamt, die Wappengenehmigungsbehörde in München, dem Ortswappen die unhistorischen Farben der Kurpfalz verpaßte, wozu Dudenhofen nie gehört hatte. Hupp, der Altmeister der modernen bayerischen, ja sogar deutschen Heraldik, merzte zwar in seinem 1928 erschienen Pfälzischen Ortswappenbuch das ursprünglich dem Kreuz mit der Krümme noch beigefügten Gemarkungszeichen D und H, als Dh geschrieben, aus, behielt aber die falsche Farbgebung bei und beschrieb das Dudenhofener Wappen wie folgt: In Schwarz ein goldenes Gemarkungszeichen, bestehend in einem Kreuze, dessen oberer Balken rechtshin hakenförmig ausgezogen ist.
Die Gemeinde führte dieses unhistorische und falsche Wappen unangefochten über hundert Jahre bis zum 20. Juni 1962, als das Ministerium des Innern in Mainz auf Antrag des damaligen Wappenreferenten des Landesarchivs Speyer nach Rücksprache der Gemeinde dieses wie folgt änderte:
Blau ein silbernes Kreuz, dessen oberer Arm verlängert und rechtshin zu einer stilisierten Krümme ausgezogen ist. Dieses Wappen ist bis heute unverändert gültig.
Als das Recht der Flaggenführung in den siebziger Jahren gelockert und nicht mehr nur den historisch gegenüber den Nachbarorten herausragenden Gemeinden zugestanden wurde, beeilte sich auch Dudenhofen, dem zuvor, schon wegen der Nähe zu Speyer, das Führen einer eigenen Flagge wohl schwerlich erlaubt worden wäre, sich um eine solche zu bemühen und erhielt am 7. November 1984 die Genehmigung zur Führung einer Flagge in den Farben Blau und Weiß.
Zwölf Jahre nach Gründung der Verbandsgemeinde Dudenhofen erhielt auch diese ein eigenes Wappen und eine eigene Flagge, in denen das Dudenhofener Wappen neben dem der beiden anderen Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde, dem Sitz derselben entsprechend an vornehmster Stelle, oben rechts, geführt wird, wie auch aus den Beschreibungen unschwer hervorgeht.
So wird das am 3. Juni 1983 durch die Bezirksregierung in Neustadt genehmigte Wappen der Verbandsgemeinde wie folgt beschrieben: In silbernem Schildbord durch Wellenlinie geteilt, oben in Blau rechts ein silbernes Kreuz, dessen oberer Arm verlängert und rechtshin zu einer stilisierten Krümme ausgezogen ist, links ein ebenfalls silbernes Kreuz, dessen oberer Arm in einer liegenden Mondsichel endet, unten von Silber und Blau geteilt, darin eine Lilie in verwechselten Farben. Die Flagge wurde der Verbandsgemeinde am 18. Juli 1983 genehmigt und ist im Unterschied zu der Flagge der Ortsgemeinde Dudenhofen von Blau und Weiß geviert.
Quelle: Karl Heinz Debus in "850 Jahre Ersterwähnung Dudenhofen"; Hrsg.2008 (S. 16-19)
Nachtrag:
Änderung in Folge der Neugründung der Verbandsgemeinde Römerberg-Dudenhofen zum 01.07.2014:
Die Verbandsgemeinde Römerberg-Dudenhofen wird im Rahmen der Kommunal- und Verwaltungsreform Rheinland-Pfalz zum 01. Juli 2014 aus der bisherigen Verbandsgemeinde Dudenhofen und der bisherigen verbandsfreien Gemeinde Römerberg neu gebildet. Sie besteht seither aus den vier Ortsgemeinden Dudenhofen, Hanhofen, Harthausen und Römerberg
Beim Entwurf des neuen Wappens wurde Wert darauf gelegt, dass alle sechs Orte der neuen Verbandsgemeinde mit ihren schon seit langer Zeit gebräuchlichen heraldischen Symbolen darin vertreten sind, die drei Ortsgemeinden der bisherigen Verbandsgemeinde Dudenhofen ebenso wie die drei Ortsteile der Gemeinde Römerberg, die ihre Selbständigkeit bereits mit der Neubildung dieser Gemeinde im Jahr 1969 verloren hatten. So steht das Kreuz mit der stilisierten Krümme für Dudenhofen, das Kreuz mit der liegenden Mondsichel für Hanhofen und die Lilie für Harthausen, womit das obere Feld die Orte der alten Verbandsgemeinde Dudenhofen symbolisiert. Das untere Feld vertritt die Orte der bisherigen verbandsfreien Gemeinde und jetzigen Ortsgemeinde Römerberg; die Armbrust steht für Mechtersheim, die Pflugschar für Heiligenstein und das Rebmesser für Berghausen.
Beschreibung:
In von Silber und Blau geteiltem Schildrand, oben 2:1 vorne ein silbernes Kreuz, dessen oberer Arm verlängert und zu einer stilisierten Krümme rechtshin ausgezogen ist, hinten ein silbernes Kreuz, dessen oberer Arm in einer liegenden Mondsichel endet, darunter eine silberne Lilie, unten eine blaue Armbrust, rechts beseitet von einer schräggestellten blauen Pfugschar, links von einem schräggestellten blauen Rebmesser.
Genehmigung:
11.07.2016 Kreisverwaltung Rhein-Pfalz-Kreis
Quelle: Clemens Keller nach Angaben auf der Homepage der Verbandsgemeinde Römerberg-Dudenhofen (www.vgrd.de)
Die Schultheißen und Bürgermeister der Gemeinde
Bis zur französischen Revolution stand an der Spitze der Gemeinde „das Gericht“. Es setzte sich aus dem Schultheißen und den sieben Gerichtsschöffen zusammen. Vor das Gericht wurden alle kleineren Streitfälle und alle Gemeinde-Angelegenheiten begracht. „Das Gericht" trat gewöhnlich alle 14 Tage zusammen. Der erste im Gericht war der Schultheiß. Er versah sein Amt ehrenamtlich. Als äußeres Zeichen trug er einen Stab. Daher nannte man ihn im 18. Jahrhundert Stabhalter oder Stabschultheiß. Um sein Amt mußte er jährlich nachsuchen. Am St. Martinstag legte er seinen Stab auf, das heißt, er stellte sein Amt zur Verfügung. Meistens behielt er es aber auf Lebenszeit. Zu seinen Hauptaufgaben gehörte: die Schlichtung kleinerer Streitfälle, die Bestrafung von Felddiebstählen, die Überwachung der Gemarkung und die gerechte Heranziehung eines jeden Bürgers zu Fronden und Abgaben. Dafür war er von Frondiensten und einigen Steuern befreit. Zudem erhielt er aus der Gemeindekasse eine kleine Entschädigung von etwa 20 fl. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts hatte Dudenhofen einen Oberschultheißen, der größere Amtsbefugnisse hatte und dem noch ein weiteres Dorf unterstand. Er bezog ein Gehalt: aus der Schaffnei Kirrweiler 24 fl an Geld, 8 Ohm Wein, 10 Malter Korn, 20 Malter Hafer, ein Kleid oder ersatzweise 30 fl, dann den dritten Anteil von Freveln, die sich zwischen der Landwehr und der Stadt zutrugen. Gegen Ende des 30jährigen Krieges, als das Dorf fast ausgestorben war, wurde das Schultheißenamt nicht mehr besetzt. Bis zu Anfang des 18. Jahrhunderts vertrat der Anwalt die Interessen der Gemeinde.
Die Schultheißen, soweit ihre Namen feststellbar sind:
1392: Heinrich Schiferstedter
1419: Hensel Christmann
vor 1490: der „alte Markgraf"
1495, 1504, 1522: Claus Seyler, gestorben am St. Martinstag 1529
1530: Veltin Seyler
1534/35: Nikolaus Schwert
1549: Balthasar Seyler, gestorben 1556
1603: Hans Waxmuth, Oberschultheiß
1613,1626: Theobald Greifenstein, Oberschultheiß
1719,1722: Johann Adam Vonderschmitt
1727: Elias Zacharias Werner
1737, 1742; Johann Theodor (Dietrich) Klein
1743,1751: Hans Adam Bredel
1768: Valentin Worf
1769,1776: Elias Kappner
1789,1790: Leonhard Kinscherff
1792: Georg Holländer
1793-1798: Elias Schäfer
Während der französischen Zeit wurden die Schultheißen „Maire" genannt. Sie wurden vom Unterpräfekten dazu ausgewählt. War der Maire des Französischen nicht kundig - was meistens der Fall war - so wurde ihm ein Greffier zugeteilt. Oft geschah es auch, daß aus Mangel an geeigneten Maires verschiedene Dörfer zusammengelegt wurden, wie z. B. Dudenhofen und Hanhofen 1798 bis 1802.
Maire waren:
1802-1807: Leonhard Kinscherff
1808-1813: Nikolaus Kappner
1813-1816: Martin Wesel
Als die Pfalz zu Bayern kam, erhielten die Maires die Bezeichnung Bürgermeister:
1816-1819: Georg Lindauer
1820-1835: Adam Grundhöfer
1835-1838: Johann Kinscherff
1838-1848: Martin Zürker
1848-Mrz.1853 Martin Kinscherff, Müller
1853: Lorenz Grundhöfer
1858-Mrz.1861: Johann Adam Schanninger, Wirt
Nov.1861-1868: Lorenz Mund, Ackerer
Frühjahr 1869: Johann Holdermann
1870-1874: Ludwig Grundhöfer
Nov. 1874: Martin Bredel, Ackerer
1879-29.11.1881: Johannes Holdermann
1881: Nikolaus Kinscherf III., Ackerer
15.12.1889-Dez.1903: Martin Grundhöfer, Mühlenbesitzer
1903-1905: Johannes Kinscherff
1905-1915: Nikolaus Kinscherf III.
1915-1920: Georg Josef Mund
1920-1922: Franz Steiger
1923-1926: Eugen Grundhöfer
1926-1933: Josef Forler
1933 (einige Tage): Heinrich Schürer
1933-1945: Karl Bohn
1945 (kurze Zeit): Andreas Grill
1945: Martin Wüst, Josef Forler, Valentin Kuhn
(jew. nur vorübergehend)
1946-1948: Richard Lehr
1948-1952: Valentin Ofer
1952-1960: Peter Ramge
1960-1972: Karl Bettag
1972-1974: Georg Trauth
1974-1984: Josef Zettler
1984-1989: Josef Keller
1989-1996: Armin Tussing
1997-2009: Clemens Körner
(zugleich ab 2001 bis 2009 Bürgermeister der VG)
2009-2019: Peter Eberhard
(zugleich 11/2009 bis 06/2014 Bürgermeister der VG)
seit 2019: Jürgen Hook
Quellen:
Fritz Klotz in „Ortsgeschichte der Gemeinde Dudenhofen“ Hrsg. 1964, S. 39/40 nebst Fortschreibungen ab 1972 durch Clemens Keller
Aus der Dudenhofener Schulgeschichte
Im November 1683 wurde die Kirchengemeinde Dudenhofen durch einen bischöflichen Beauftragten visitiert. Dieser stellte u. a. fest, daß es in Dudenhofen weder einen „ludimagister" (Schulmeister) und „director horologii" (Glöckner) noch ein „aedes scholares" (Schulhaus) gebe. Die Kinder würden daher nicht unterrichtet. Ähnlich war es aber auch anderwärts. Damals gab es im fürstbischöflich-speyerischen Amt Marientraut - es entsprach etwa dem früheren Landkreis Speyer - nur in Heiligenstein, Schifferstadt und Waldsee Schulen.
Bei der Visitation im Jahre 1701 hatte Dudenhofen erst kurze Zeit eine Schule. Es war allerdings eine sehr bescheidene Einrichtung, die ja nur auf Drängen des Vikariats, der obersten Schulbehörde im Fürstbistum Speyer, zustande gekommen war. Zum Schulmeister hatte die Gemeinde den Schneider Vitus Dasch angenommen. Er entstammte einer alteingesessenen Familie. Damals wurde nur von Allerheiligen bis Ostern Schule gehalten. Dafür gab die Gemeinde dem Schulmeister 10 Malter Korn und 10 Gulden an Geld. Von jedem Schulkind erhielt er zudem vierteljährlich 15 Kreuzer (1/4 Gulden) Schulgeld.
1718 wurde wieder eine Visitation gehalten. Diesmal wurde den Eltern befohlen, ihre Kinder fleißiger in die Schule und in die Christenlehre zu schicken.
1719 übernahm Johann David Dasch das Amt seines Vaters. Aber schon 1727 wurde er wieder entlassen. Man war nämlich schon 1722 mit ihm nicht zufrieden „indes aber unser dermaliger Schulmeister David Dasch so beschaffen, daß er nicht einen lesbaren Buchstaben schreiben, kaum recht lesen, weder im Choral noch sonstig singen das geringste erfahren, wodurch unsere Jugend verderbt und vernachlässigt wird". Dagegen heißt es im Visitationsbericht von 1726 „den Schulmeister belangend, so ist er fromm und fleißig".
Als neuen Schulmeister nahm die Gemeinde den „bis in die 4. Schul - die 4. Klasse der Lateinschule - studierten" Anton Wetzer von St. Martin an. Wetzer legte vor der Gemeinde „zum sattsamen Vergnügen" von Pfarrer und Schultheiß seine „Probe" ab. Anschließend schloß der Schultheiß und das Gericht mit dem neuen Schulmeister einen „Akkord" in dem u. a. das Gehalt und die Vertragsdauer festgelegt wurden. Neben dem Schulamt versah der Schulmeister das Glöckneramt. Auch die Kenntnisse im Orgelspiel, „dem Orgelschlagen", oder wie es verschiedentlich auch heißt „schlagen", und Gesang spielten damals bei der Anstellung eines Schulmeisters eine große Rolle. Zum Schulamt gehörte auch die Sauberhaltung der Kirche, die Reinigung der Altarwäsche und Instandhaltung der kirchlichen Gewänder. Dafür erhielt der Schulmeister von den Kirchenpflegern eine Entschädigung. Außerdem bezog er die Kasualien, die Entschädigungen für seine Mitwirkung bei Taufen, Hochzeiten, Begräbnissen und gestifteten Messen.
Die Schulaufsicht übte in erster Linie der Ortspfarrer aus. Schon 1701 wird anläßlich der Visitation bemängelt, daß die Pfarrer die Schule schlecht oder überhaupt nicht visitierten. In einer Verordnung von 1739 heißt es „die Pfarrer sollen öfters die Woch die Schul visitieren und nicht allein in das Zimmer gehen, sondern auch die Kinder sowohl in geistlichen als weltlichen Dingen examinieren und den Profit nachsehen, denn auch an der Christenzucht und Seelenheil die Schulmeister wirken".
Die Schulpflicht dauerte vom 6. bis zum 12. Lebensjahr.
Bis zum Jahre 1746 mußte in den Dörfern nur in den Wintermonaten die sogenannte „Winterschule" gehalten werden. Erst eine Verordnung von 1746 befahl die Ganzjahresschule. Ihre Einführung ging aber nur unter großen Widerständen vor sich. Sie fand bei der Bevölkerung kein Verständnis.
Wie schon erwähnt, betrug das Schulgeld pro Kind vierteljährlich 15 Kreuzer, Dieses Schulgeld mußte der Schulmeister gewöhnlich selbst eintreiben. Daß er dabei oft zu kurz kam, ist leicht verständlich. 1739 gingen etwa 50 Kinder zur Schule. Das Schulgeld betrug also, wenn alle Kinder gleichviel zahlten, im Jahr 25 Gulden. Als 1731 der Schulmeister klagte, daß neuerdings das Schulgeld im Hause des Stabhalters, des Schultheißen, und nicht wie bisher im Schulhaus eingesammelt würde, gab ihm der Schultheiß zur Antwort „Er soll sich vom Consistorium bezahlen lassen".
Das Schulhaus war Gemeindeeigentum. 1739 hatte der Schulmeister darin eine Stube, in der er unterrichtete und mit seiner Familie - Frau und zwei Kinder - wohnte. Die übrigen Räume benutzte ein Schmied. 1747 wird das Schulhaus als „alt und ruinös" bezeichnet.
In den Wintermonaten mußte jedes Schulkind täglich ein Scheit Holz zum Heizen der Schulstube mitbringen.
Von der Schulstuben-Einrichtung ist nichts bekannt. Es genügt, wenn man weiß, daß Wohnung des Schulmeisters und Schulstube eins waren. Verwöhnt wurde damals niemand, weder Schulmeister noch Schulkinder. Im polnischen Erbfolgekrieg (1733—35) gab man dem Schulmeister Wetzer nur einen Teil seiner Besoldung. Als er sich deswegen bei der Regierung beklagte und schrieb „die Dudenhöfer sagten, sie bräuchten keinen Schulmeister" mußte sich der Schultheiß deswegen verantworten. Er erklärte dagegen, man habe den Schulmeister richtig bezahlt „auch wenn der Schulmeister 200 Gulden jährlich bekäme, so hätte er alles versoffen. Wenn sie ihn jetzt für das ganze Jahr bezahlen würden, hätte er solches in einem Vierteljahr versoffen". Gleichzeitig ersuchte er das Vikariat um einen neuen Schulmeister. Daraufhin verließ Wetzer, nachdem ihm der restliche Lohn erstattet worden war, die Gemeinde.
Im Dezember 1738 nahm der Schultheiß mit Zustimmung des Pfarrers als neuen Schulmeister Johann Gottfried Braun, zuvor Schulmeister in Rheinsheim, an. Er war damals 29 Jahre alt. Bei der Visitation von 1739 befahl der Visitator auch den Schulmeister zu sich „erschien Johann Gottfried Braun, welcher vergangene Weihnachten zum Schulmeister angenommen worden sei, zu Bruchsal beim geistlichen Rat examiniert, sei des Lesens und Schreibens, Rechnens und Singens, auch im Choral und Christenlehrsachen, so viel erfahren, daß er den Schuldienst versehen könne".
Im Sommer 1743 übernahm Johann Peter Kneis die Stelle des nach Malsch verzogenen Braun. Er erhielt von der Gemeinde 10 Malter Korn und 10 Gulden an Geld. Aber auch Kneis hatte um seine Besoldung zu kämpfen. 1746 schrieb er an die Regierung: 1744 habe ihn die Gemeinde gebeten, wegen der Kriegszeiten mit 10 Malter Korn und 10 Gulden, zufrieden zu sein. Er hätte das nicht abgeschlagen. Nun aber hielten sie den Schweinehirten besser in seinem Akkord und gäben ihm jährlich 12 Malter Korn und 12 Gulden. Er bitte um 15 Malter Korn und 15 Gulden. Schließlich erhielt Kneis so viel wie der Schweinehirt.
1754 klagte die Gemeinde über Kneis: er sei ein schlechter Lehrer der Jugend und was „die Kirche angehe, halte er sie schon in der Säuberung und im Aufputzen. Was den Gesang angehe, sei er ein schlechter Sänger. Wenn ihm nicht die Bürger wehren würden, würde er öfters an Sonn- und Feiertagen den Rosenkranz beten, anstatt ein Amt singen. Auch seien nicht wenige Hochzeiten, Kindtaufen oder Leichen, wo er sich nicht zum Unterricht einfinde. Müssen die Kinder der Frau oder dem Schneidergesell aufsagen". Kneis war ja gelernter Schneider und übte offenbar - trotz Verbot durch die Regierung - dieses Handwerk auch weiterhin aus. 1756 wandte sich der Schultheiß an den Pfarrer von Heiligenstein: Kneis finde sich bei allen Schmäusen ein, die Kinder lernten daher wenig, der Pfarrer habe ihn zu sich zu bescheiden und ihm all dieses zu verweisen". Dagegen war der Ortspfarrer Neuhaus offenbar anderer Ansicht , denn er bescheinigte, daß Kneiß seine „Funktion wohl versehe“. Daraufhin blieb Kneis im Amt.
Als 1790 der Schulmeister Kneis – er war inzwischen 70 Jahre alt geworden – seinen Dienst nicht mehr richtig versehen konnte, nahm die Gemeinde Balthasar Horn von Schifferstadt als Schulmeister an. Das letzte Schreiben, das die fürstbischöfliche Regierung wegen der Schule an den Amtmann von marientraut richtete, datiert vom 12. Dezember 1795. Darin heißt es, die gemeinde sei angehalten, dem Schulmeister Horn zur Fortsetzung der Schule das nötige Brennholz vorschriftsmäßig zu übergeben. Die Schulstube sei, soweit solches immer möglich, von den Einquartierungen in Zukunft freizuhalten.
In französischer Zeit (1797 -1814) ging das niedere Schulwesen allgemein zurück, Dem Maire – Bürgermeister - und den Munizipalräten – Gemeinderäten - war es überlassen, wen sie zum Schulmeister annahmen und wie sie ihn bezahlten. Ein Schulzwang wurde nicht mehr ausgeübt und der Pfarrer hafte kein Aufsichtsrecht mehr.
Um 1800 gab Horn seinen Dienst auf und wurde Steuereinnehmer.
1801 berichtet der Maire an den Unterpräfekten in Speyer, daß 94 Kinder zur Schule gingen, von denen jedes jährlich 15 Centimes Schulgeld bezahle. Das erbringe einen Betrog von 180 Francs. Der Unterricht werde im Gemeindehaus erteilt „allwo zugleich dem Lehrer eine freie Wohnung angewiesen ist". Neben dem Schulamt müsse der Lehrer „das Morgen- und Abendleuten, das Läuten zu den Gottesdiensten, die Uhr aufziehen und den Kirchengesang besorgen". Dafür erhalte er jährlich 12 Malter Korn und 25 Francs, „Das Korn sowohl als das Geld wird im Monat Brumair (Oktober/November) von der Bürgerschaft zu gleichen Teilen erhoben". Die Gemeinde habe keinen Schulfond. Lehrer sei Philipp Heinrich Kneis. Pfarrer Freybott hatte ihn noch 1790 als Nachfolger seines Vaters aus verschiedenen Gründen abgelehnt. Von Kneis wie von seinem Amtsbruder in Hanhofen urteilte der Maire von Hanhofen „sie besitzen zwar keine ausgezeichneten Fähigkeiten, doch ersetzt bei ihnen der Fleiß das abgehende“. Große Anforderungen stellte man sowieso nicht.
1812 erbaute die Gemeinde gegenüber der Kirche ein Schulhaus.
1816 kam die heutige Pfalz als Rheinkreis zum Königreich Bayern.
Schon 1817 erließ die Regierung eine Schulordnung, die im wesentlichen bis 1918 ihre Gültigkeit hatte. Darin wurde bestimmt, daß in jeder Gemeinde eine Ortsschulkommission zu bilden sei, die sich aus dem Bürgermeister, einem Gemeinderat und dem Ortspfarrer zusammensetze. Diese Kommission sollte monatlich zusammentreten. Der Pfarrer war Ortsschulinspektor und Katechet. Die Lehrer sollten von der Gemeinde vorgeschlagen und von der Regierung bestätigt werden. Nicht mehr als 80 Kinder sollten in einer Klasse vereinigt werden. Für das Schulhaus war die Gemeinde zuständig. Sie durfte ohne Genehmigung der Regierung keine baulichen Veränderungen durchführen.
1818 erging eine eigene Schulordnung für die Sonn- und Feiertagsschulen.
Da das Schulhaus gegenüber der Kirche schon bald zu klein und auch baufällig geworden war, wurde es 1830 durch einen für damalige Verhältnisse recht stattlichen und auch schmucken Bau, das, […] Knabenschulhaus, ersetzt. Die Baukosten betrugen 9 490 Gulden. Es hatte 4 Säle, davon wurde der untere südlich gelegene Saal vorerst zum Gemeinderats-Saal bestimmt. Gleichzeitig erwarb die Gemeinde um 1 217 Gulden ein Anwesen in der Hintergasse als Lehrerdienstwohnung.
Ein wichtiges Ereignis für die Schule brachte das Jahr 1855. Zu Beginn des Schuljahres 1855/56 kamen zum ersten Male Schulschwestern nach Dudenhofen. Das war damals etwas ganz Neues, denn bis dahin unterrichteten an den öffentlichen Schulen in der Pfalz nur männliche Lehrkräfte (eine Ausnahme bildete nur die Klosterschule St. Magdalena in Speyer, wo die Dominikanerinnen seit 1829 die katholischen Mädchen der Stadt unterrichteten). Nach vielen Widerständen war es Bischof Nikolaus von Weis gelungen, seit 1854 im Einverständnis mit der Regierung in verschiedenen katholischen Gemeinden Schulschwestern einzuführen. Damals wurden auch die oberen Klassen nach Geschlechtern getrennt und gleichzeitig eine 4. Lehrstelle errichtet.
1895 wurde die 3. Knabenklasse (5. Klasse) errichtet. Als Klassenzimmer wählte man vorerst den Gemeinderats-Saal. 1898 kam die 3. Mädchenklasse (6. Klasse) hinzu. Auch diese wurde im Gemeindehaus untergebracht. Unter diesen Umständen war ein Schulhaus-Neubau nicht mehr zu umgehen. Eine Bürgerversammlung im Dezember 1898 beschloß daher den Ankauf des Anwesens von Karl Kinscherff an der Mühl- und Holzgasse um 8000 Mark. Im Juli 1899 konnte schon mit dem Bau des Schulhauses begonnen werden. Die Baukosten betrugen samt dem Bauplatz 60 000 Mark. Am 4. Februar 1900, einem Sonntag, erfolgte durch den damaligen Ortsschulinspektor und Pfarrer Johann Stamer die Einweihung des neuen Schulhauses. Am folgenden Tag zogen die ersten Klassen in das obere Stockwerk, das untere wurde erst im Frühjahr bezugsfertig.
Die Schulchronik berichtet auch von zwei an sich belanglosen Begebenheiten, die von älteren Leuten im Ort, nicht ohne Stolz, auch immer wieder in Erinnerung gebracht wurden:
"11.Mai 1913 Ihre kgl. Hoheit Prinzessin Ludwig furh am Pfingstsonntag mit ihren fünf Töchtern per Auto von Villa Ludwigshöhe nach Speyer und kam auf der Fahrt auch durch Dudenhofen. Die Schulkinder, die vereine und noch viele andere leute begrüßten die Prinzessinnen aufs herzlichste"
und am
"10. Mai 1917 Besuch Sr. Majestät des Kaisers in der Kreishauptstadt. Die Mädchen der 3. und 4. Klasse waren bei der Durchfahrt Sr. Majestät durch die Stadt zuerst am Bahnhof und später an der Protestationskirche aufgestellt".
An Ostern 1931 wurde die 4. Knabenklasse (7. Klasse) errichtet. Am 12. April 1937 wandelte die Regierung die Schule in eine sogenannte christliche Gemeinschaftsschule um. Die Schulschwestern mußten daraufhin den Schuldienst verlassen. Als im Frühjahr 1945 der 2. Weltkrieg seinem Ende entgegenging, wurde der Unterricht für längere Zeit ausgesetzt. Erst am 1. Oktober 1945 konnte er wieder aufgenommen werden. Die Schulschwestern übernahmen wieder die Mädchenklassen. Die Schäden an den Schulgebäuden und an der Einrichtung konnte die Gemeinde erst 1948/49 ganz beheben.
1947/49 - als die Not am drückensten war - erhielten etwa 100 Schulkinder täglich eine Schulspeißung aus der Spende der Familie Zimmermann-Lehr aus Amerika.
Infolge des raschen Bevölkerungsanstieges der letzten Jahre, der ungünstigen Lage des Knabenschulhauses an einer Hauptverkehrsstraße, auch der veränderten und vermehrten Anforderungen, die heute an eine Schule gestellt werden, beschloß der Gemeinderat 1960 den Neubau einer Schule im nördlichen Ausbaugebiet.
In einer eindrucksvollen Feier wurde am 24. September 1961 der Grundstein zur neuen Schule [an der Iggelheimer Straße] gelegt. Die Einweihung erfolgte am 28.10.1962
Quellen:
Fritz Klotz in "Festschrift zur Einweihung des neuen Schulhauses in Dudenhofen" (28.10.1962). In Teilbereichen ergänzt um die ausführlichere Darstellung, der von ihm verfassten „Ortsgeschichte der Gemeinde Dudenhofen“ Hrsg. 1964, S. 111-129
Die Dudenhofener Lokalbahn
Bürgeraufstand in Dudenhofen - Keine Haltestelle fürs Pfefferminzbähnel
Geldsorgen treiben Bürger 1904 auf die Barrikaden
Rund 50 Jahre sind es her, da wurde in Dudenhofen ein legendäres bauliches Wahrzeichen „entsorgt", um dessen Entstehen es am Anfang des vorigen Jahrhunderts verbale Streitereien und gerichtskundig gewordene Straftaten gegeben hatte. Nach einem Gemeinderatsbeschluss im November 1972 wurde das Gaubahnhöfel - die an der Ecke der heutigen Carl-Zimmermann- und Johann-Walter-Straße gelegene Haltstation des Gau- oder Pfefferminz-Bähnchens - am 17. Januar 1973 im Zuge der Gestaltung von „Dudenhofen Süd" von einer französischen Pioniereinheit abgerissen, nachdem die Schienen des ersten und letzten Dudenhofener Schienenanschlusses an die „große weite Welt“ bereits ab dem 4. Februar 1957 durch die Deutsche Bundesbahn abmontiert wurden.
Eine krumme Tour
Die wahrhaftig (landschafts-) krumme Tour des Pefferminzbähnels führte zwischen Speyer und Neustadt über Dudenhofen, Harthausen, Schwegenheim, Freisbach, Gommersheim, Geinsheim. Duttweiler und Lachen. Ab dem 26. August 1905 ging es zunächst nur von Speyer bis Geinsheim, ab dem 31. August 1908 folgte der „Rest". 51 Jahre später, am 2. Juni 1956, startete die Lok 99.102 zur letzten finalen Fahrt ab dem Speyerer Gaubahnhof.
Die Geschichte der Gäubahn, wie sie offiziell hieß, begann im ausgehenden 19. Jahrhundert. Dass ihr Betrieb überhaupt aufgenommen wurde, war politisch bedingt: Ludwigshafen und nicht Speyer bekam 1847 den Rhein-Übergang ins Badische zugesprochen. Die Bezirkshauptstadt erhielt den Anschluss an den Schienenverkehr nur mit einer Stichbahn ab Schifferstadt, die 1864 nach Germersheim weitergeführt wurde.
Der Schienenverkehr führte somit am Speyergau vorbei, sehr zum Missfallen der Kaufleute und teilweise auch der Bauern. 1873 gab es zwei Initiativen: Ein Komitee sprach sich für eine Bahnlinie von Neustadt nach Geinsheim aus, Speyerer Kaufleute legten sich für eine Verbindung Speyer-Edenkoben ins Zeug. Aus Geldgründen wurde nach einigem Hin und Her die Strecke Speyer-neustadt in die Planung aufgenommen. Die Pfalzbahn sagte 1899 für die Verbindung Speyer-Geinsheim zu.
Auf schmaler Spur
Doch es dauerte und dauerte. Aber als 1903 das Bayerische Staatsministerium endlich die Konzession erteilte, ging die Pfälzischen Ludwigsbahnen AG hurtig ans Werk. Schon ab dem 26. Mai 1905 konnte die Strecke bis Geinsheim befahren werden - auf einer 1000-mm-Schmalspur.
Bayern, das am 1. Januar 1909 alle privaten Eisenbahnen der Pfalz übernahm und sie seiner Königlichen Staatsbahn angliederte, hatte schon früh geschaltet. München beharrte bei der Konzessionserteilung an die Pfälzischen Ludwigsbahnen AG auf einer Schienenbreite von einem Meter. „Da es nicht thunlich erscheint" hieß es in der Begründung, den Vorschlag auf die Normalspurbreite von 1,435 Meter abzulehnen.
Die Bayern befürchteten offensichtlich eine Konkurrenz zur Hauptstrecke, die vom saarländischen Kohlenrevier über Schifferstadt nach Ludwigshafen/Mannheim führte. Bei nur einem Meter Breite konnten keine Normal-Lokomotiven und -Waggons eingesetzt werden. Für „das ganz große Geschäft" blieb daher die Gäubahn ohne Bedeutung.
Volle Pulle mit 30 „Sachen"
„Getuckert" wurde mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern - mehr war den drei Bn2T-Tenderlokomotiven mit den Bezeichnungen Geinsheim, Freisbach und Weingarten sowie der 1907 dazu erworbenen Cn2T-Lok nicht möglich. Die BnT2 wurden in den Jahren bis 1945 gegen Straßenbahn-Loks aus Ludwigshafen, später gegen Lokomotiven aus Thüringen und Ostpreußen ausgetauscht.
Zur Personenbeförderung - sie nahm nach anfänglichem Zögern („Was der Bauer nicht kennt…“) ebenso rasch zu wie der Güterumschlag - gab es nur Wagen der dritten Kategoriet die „Holzklasse". Güter und das Vieh wurden in die sogenannten Rollschemelwagen transportiert, die den Normalspurwagen aufsaßen.
„Unbedingt ablehnend"
Dudenhofen spielte in der Geschichte des „Pefferminzbähnels" eine Sonderrolle - das Dorf fehlte zunächst im Halteplan, und lange Zeit gab es daher auch keinen Bahnhof. Schon 1899 hatte die bayrische Regierung der Pfalz festgestellt, dass „sich zur Frage der kosten- und lastenfreien Abtretung des zum Bahnbau erforderlichen Geländes" neben Weingarten besonders Dudenhofen „unbedingt ablehnend" verhielt.
Dudenhofen sollte 331,36 Ar abtreten, sperrte sich jedoch dagegen. Obwohl die Bahn-Verwaltung intervenierte, „dass ein wohlhabender und betriebsamer Ort wie Dudenhofen von der Benutzung der zu erbauenden Bahn nicht ausgeschlossen werden und damit alle Vorteile der Bahn in gleicher Weise genießen sollte, wie die übrigen Gemeinden", blieben die Spargeldörfler hart: „Dodefor gibt's kä Geld". Auch dann nicht, als zugestanden wurde, statt der ursprünglichen 30 000 Mark Bahnbau-Kosten nur 20 000 Mark zu verlangen.
Speyer sprang zur Rettung des Gesamtprojekts mit einer Vorfinanzierung ein und wollte dann von dem Nachbardorf die 20 000 Mark zurückhaben. Um ein Druckmittel zu haben, erwirkte der Speyerer Stadtrat in München, dass Dudenhofen erst nach Zahlung dieser Summe eine Haltstation erhalten sollte. Nun gab es „Zunder".
Dudenhofener bleiben stur
Trotz Aufforderungen der Regierung und des Bezirksamtes und obwohl der Königliche Bezirksamtmann Heydel mehrmals vor dem „versammelten Gemeinderat" sprach, blieben die Dudenhofener eisern. Die, Gemeinde fühlte sich bei der Trassierung und Finanzierung benachteiligt, in einer Bürgerversammlung hielten einige betroffene Grundstücksbesitzer mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. Schließlich ließ die Gemeinde die Stadt Speyer wissen, die Bürger seien einhellig zu der Überzeugung gekommen, „dass eine Haltestelle für Dudenhofen gar keinen Wert hat".
Doch eine Bürgerversammlung am 24. Januar 1904, zu der 218 von 353 Stimmberechtigten gekommen waren, endete mit einem 122:96-Verhältnis zu Gunsten des Antrags, dass die Gemeinde 10 000 Mark aufnehmen solle. Allerdings unter der Bedingung, dass „Dudenhofen einen Bahnhof bekommt und auch 200-Zentner-Wagen verfrachtet werden, da erst dann die besagte Bahn für das so zufuhr- und absatzreiche Dorf wirklichen Wert besitzt".
Ereignisse spitzen sich zu
Dann aber spitzten sich die Ereignisse zu. Nachdem das Bezirksamt am 10. August 1904 beschlossen hatte, dass in den Steuergemeinden Speyer, Dudenhofen und Harthausen Grundeigentum zwangsweise abzutreten sein, erhob „eine größere Anzahl" Dudenhofener Einspruch. Der allerdings keinen Wert hatte, was die Bahngesellschaft zur Aufnahme von Vermessungs- und Nivellierungsarbeiten veranlasste.
Jetzt gab es „Handfestes": Vier Mal wurden Holzpflöcke der Bahnlinien-Vermesser herausgerissen, Strafanzeigen waren die Folge. Und obwohl sich letztlich auch der Bezirksamtmann Heydel in einem Bericht an die Regierung in München dafür aussprach, daß Dudenhofen keine weitere finanzielle Belastung zuzumuten sei, entschied das Königlich Bayerische Staatsministerium für Verkehrsangelegenheiten am 19. November 1904: Die Errichtung einer Eisenbahn-Haltestelle in Dudenhofen hat so lange zu unterbleiben, bis sich die Gemeinde „mit einem wesentlich höheren Beitrag beteiligt".
Spott den „Hinterbliebenen"
Punktum, die Staatsmacht hatte gesprochen. Noch rührte sich in Dudenhofen nichts. Aber langsam begann die Front der Ablehnung zu bröckeln, vielleicht auch unter dem Eindruck häufiger „Zwischenfälle".
Denn: Als am 26. August 1905 die Strecke Speyer-Geinsheim in Betrieb genommen wurde, fuhr das Bähnel an Dudenhofen vorbei, wobei die Fahrgäste die paar neugierig am Gleis stehende Einwohner verspotteten. Dies und das ständige Pro-Bahn-Bemühen des größten Arbeitgebers im Dorf, des Fabrikanten Johann Walter, bewirkten, dass im März 1906 immerhin 309 Einwohner ein Begehren für einen Bahnhof unterzeichneten.
Noch aber bestand die sich um 20 000 Mark geprellt fühlende Stadt Speyer „streng und unnachgiebig" darauf, dass Dudenhofen so lange keine Haltestelle erhalten solle, bis die vorgestreckte und häufig eingeforderte Summe bezahlt sei. Fabrikant Walter versuchte mehrmals zu vermitteln. Zunächst vergeblich, da sich seine Grund besitzenden Mitbürger als ausgesprochen zäh erwiesen.
Doch am 26. Oktober 1913 war es so weit. Eine Bürgerversammlung sprach sich gegen nur drei Nein-Stimmen dafür aus, 15 000 Mark zu zahlen. Bedingung: Der Bahnhof ist am „Salztrögel" (Landauer Straße) zu bauen, damit die Kosten von 10 000 Mark für eine Zufahrtsstraße zum bisher vorgesehen Platz gespart werden können.
Doch dann hatten ganz andere Leute das Sagen. 1914 begann der Erste Weltkrieg. Und erst 1917 kam man in Dudenhofen überein, Gelände für den Zufahrtsweg mit der Firma Walter zu tauschen (zuvor war für das Unternehmen, das große Heereslieferungen auszuführen hatte, ein eigenes Industriegleis mit einer privaten Haltestelle errichtet worden).
Und: Im November 1917 gab es einen Vergleich mit der Stadt Speyer. Dudenhofen sollte 10 000 Mark in fünf gleichen Jahresraten zahlen - die erste „im ersten Jahre nach Friedensschluss". Ob es tatsächlich dazu kam, ist nicht überliefert.
1919 „Station Dudenhofen"
Offenbar doch. Denn nach 14 Jahren, in denen das „Pefferminzbåhnel" ohne (offiziellen) Halt durch Dudenhofen „gebraust" war, erhielt das Dorf am 1. Januar 1919 endlich seine erste „Station“. Freilich ohne Bahnhof. Da aber rund 500 Dudenhofener zur Arbeit nach Ludwigshafen und Mannheim pendelten und bei Wind und Wetter ungeschützt auf den Zug warten mussten, sah sich die Gemeinde 1920/21 förmlich gezwungen, eine Artehalle mit Abortanlage zu bauen. Aus eigenen Mitteln. Die Eisenbahn-Direktion hatte wissen lassen, sie sehe sich dazu außer Stande.
Die Pendler und anderen Fahrgäste konnten sich ihre Zugkarten nicht etwa bei einem Dudenhofener Schalterbeamten kaufen. Denn den gab es nicht. Die Billets verkauften nach dem Postagenten Landry (bis 1924) der Maurermeister Johannes Flörchinger und ab 1930 die Gastwirtsfamilie Kappner, die die Wirtschaft „Zum Bahnhof“ führte. Im Krieg übernahm Frau Löffler den Fahrkartenverkauf, 1955 folgte ihr Frau Schnapp.
Dass es das Pfefferminzbähnel nicht mehr lange machen würde, wurde ab 1953 deutlich: Die Bundesbahn „radikalisierte" bis auf drei alle Zugverbindungen und setzte Omnibusse ein. Als sie 1954 die baldige völlige Einstellung der Zugfahrten und die Umstellung auf Busverkehr publik machte, erhielt die Bahn vom Dudenhofener Gemeinderat beinahe Applaus; jedenfalls begrüßte er das Vorhaben.
Ärger in Harthausen
Nicht aber die Ratskollegen in Harthausen. Ganz im Gegenteil. Im Nachbarort wurde der Bundesbahn vorgehalten, das Defizit (auf das sich die Bahn als Einstellungsursache berief) nicht richtig errechnet zu haben und außerdem die Bevölkerung zusätzlich dadurch zu foppen, dass die Fahrscheine für die Omnibusse fast doppelt so teuer seien wie die Fahrkarten fürs „Bähnel". Sauer waren auch die Rübenbauern: Transporte mit Lkw seien teuerer als die Zugfracht.
Da sie offenbar eine möglicherweise weit reichende „Aktion pro Pefferminzbähnel" befürchtete, macht die Deutsche Bahn das, was in der Pfalz „korze Fuchzehne" genannt wird: Sie startete am 4. Februar 1957 den Abbau der Schienen und gab die 57 Personen und 35 Güterwagen zur Verschrottung in München frei.
Im Gegensatz zu den als Wohnhäusern hergerichteten Bahnhofsgebäuden in Harthausen und Schwegenheim erinnert - außer einer im Jahr 2021 durch den örtlichen Heimatverein errichteten Hinweistafel - an den Dudenhofener Bahnhof nichts mehr. Er ist „eliminiert" worden, seit rund 50 Jahren erhebt sich dort ein großes Wohnhaus. Auch die Gastwirtschaft „Bahnhof" schräg gegenüber hatte bis in die 2020-Jahre einen anderen Hauptnamen. Es war die Pizzeria „La Fontanella", heute ein Fachgeschäft für italienische Lebensmittel.
Quellen:
Klaus Harthausen in „Dudenhofener Heimatbrief“ (1996) und in „Heimatjahrbuch des Landkreises Ludwigshafen“, sowie Rheinpfalz-Artikel vom 28.09.2002 (ifw) unter Hinweis und Bezug auf Klaus Harthausen (ebd) und Fritz Klotz in „Ortsgeschichte der Gemeinde Dudenhofen“. Aktualisiert im Jahr 2022 durch Clemens Keller u.a. hinsichtlich der durch den Heimatverein errichteten Hinweistafel und der Konkretisierung der Abrissdaten des Bahnhofgebäudes (sh. dazu auch: Kroszewski in „Die Geschichte des Pfefferminzbähnels“; Hrsg. 2009)
Menschen & Arbeit
Mit dem Beginn der Industrialisierung bahnte sich eine Umwandlung des kleinbäuerlichen Dorfes an, die heute noch andauert. Viele Einwohner verließen das Dorf, da die neuen Arbeitsstätten auswärts lagen. Heute verraten oft nur noch die alten Dudenhofener Familiennamen die einstige Herkunft. Ein großer Teil der Arbeiter, Angestellten und Beamten blieb im Ort wohnen. Heute haben die meisten ihre Arbeitsplätze in Speyer, Ludwigshafen oder der näheren Umgebung. Der rasche Verkehrsanstieg - besonders nach dem zweiten Weltkrieg - kam dieser Entwicklung sehr zustatten. Auch das Minderwertigkeitsgefühl, das einst dem kleinen Arbeiter in der dörflichen Umgebung angeboren schien, ist längst gewichen. Viel trug dazu der Umstand bei, daß es einem Dudenhofener selbst gelang, eine Fabrik aufzubauen und damit zahlreichen Familien Arbeit und Brot zu geben: Johann Walter (gestorben 1948) gründete 1881 eine Spenglerei, aus der sich ein Unternehmen (Zieh-, Stanz- und Preßwerk, Blechwarenfabrik, Hochglanzverzinnerei) entwickelte, das schon vor dem ersten Weltkrieg den Rahmen eines Handwerkbetriebes sprengte. Bis zur Schließung im Jahre 2001 arbeiteten über 300 Menschen in dieser Fabrik. Dagegen haben die Erdölbohrungen - seit 1955, drei von acht Bohrungen waren fündig - recht wenig zur wirtschaftlichen Entwicklung des Dorfes beigetragen.
Vom Ackersmann bis zum Zimmermann
Berufsausübung in Dudenhofen
Die Bauern
Dudenhofen war noch zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts ein ausgesprochenes Kleinbauerndorf. Ein großer Teil des Ackerlandes war bis zur französischen Revolution im Besitz Ortsfremder. Die Schatzungsliste von 1603 führt nur 93 Stück Rindvieh und 60 Pferde an. Nur ein Bauer besaß sechs Rinder, vier nur fünf Stück. Ähnlich war es auch mit den Pferden. Nur fünf Bauern hatten vier Pferde. Fast alle Bürger mußten - um leben zu können - Pachtäcker bewirtschaften. So blieb es bis zur französischen Revolution. 1789 gab es in Dudenhofen im 2. Quartal 309 Stück Rindvieh (im 4. Quartal waren es noch 271 Stück). ImDurchschnitt kamen auf einen Bauer zwei bis drei Stück Vieh. Sieben Bauern hatten vier Stück, drei hatten fünf Stück und nur zwei Bauern besaßen acht Stück Vieh. Zum Vergleich seien hier die Zahlen von 1955 angegeben: 113 Pferde, 366 Kühe und Rinder, 585 Schweine, 104 Schafe, 154 Ziegen, 5422 Federvieh, 61 Gänse, 40 Enten, 12 Truthühner und 112 Bienenvölker.
Über die landwirtschaftlichen Erzeugnisse berichten die Akten des 18. Jahrhunderts nur sehr wenig. So wurden z.B. 1710 im Kleinfeld ein Morgen zwei Viertel Hanf und zwei Morgen zwei Viertel Erbsen angepflanzt, im Sandfeld über der elf Morgen Hanf, neun Morgen drei Viertel Flads, zwei Morgen Kraut und 18 Morgen Erbsen, bei der Leimgrube zwei Morgen ein Viertel Kraut und in den Gärten des Dorfes etwa zwei Morgen und drei Viertel Kraut. Im ganzen also 20 Morgen zwei Viertel Erbsen, sieben Morgen Kraut, zwölf Morgen zwei Viertel Hanf und neun Morgen drei Viertel Flachs. Rüben waren damals erst ausgesät.
1713 pflanzten die Bauern „das ganze Feld mit Tabak, Welschkorn und Grundbirnen“, damit ihnen nicht, wie sonst, alles von den Soldaten requiriert werden konnte. Nur so konnte sich der Bauer vor einer Hungersnot retten.
1746 werden - als von dem kleinen Zehnten die Rede ist – „Flachs, Hanf, Sommerreps, Kraut, Bau-Rüben, Bohnen, Erbsen, Kürbisse, Tabak, Welschkorn und Grundbührnen" aufgezählt.
1769 befahl die Regierung den Anbau des „Luzerner Klees", da es den „meisten Orten unseres fürstlichen Landes an einem zureichenden Gras- und Futterwachs" fehlte und dadurch die Viehzucht zurückging.
Um 1965 gab es in Dudenhofen nur noch etwa 60 hauptberufliche Landwirte. Die landwirtschaftliche Nutzfläche betrug etwa 650 Hektar.
Zu allen Zeiten bedrohten Unwetter und Schädlinge die menschliche Arbeit. Dem hl. Georg zu Ehren, „durch dessen Fürbitte Frucht und alles auf dem Felde behütet werden", hatte man „vor langer Zeit" (1723) einen Feiertag „voviert" (gelobt). Gegen Hagel schützte der Gemeindepatron St. Sebastian. Deshalb nannte man seinen Tag auch „Votiv-Hagel-Feiertag" (1726). Alljährlich zog die Bittprozession durch die Fluren. Mehr als heute war der Mensch damals vom Wetter abhängig. Niemand half, wenn die Ernte vernichtet war. Die Grundherren gewährten nur geringe Pachtnachlässe. 1759 erließ die Regierung eine Verordnung, wonach jeder Untertan zwölf Spatzenköpfe abzuliefern hatte. Trotzdem waren „die wiederholten Verordnungen zur Vertilgung der Spatzen, Hornissen und Maulwürfe mehr lästig als nützlich. Die Ortschronik berichtet von mehreren Unwettern, so z. B. vom 31. Mai 1861, als gegen ein Uhr nachmittags ein Hagelwetter großen Schaden anrichtete und von Hochwasser. Es heißt 1831, daß fast die ganze Gemarkung überschwemmt gewesen sei und dadurch großer Schaden an Feldfrüchten und der Heuernte eingetreten sei. Nicht ohne Tücken war auch das Speyerbach-Hochwasser. Am 27. November 1882 riß es Brücken und Stege hinweg und verwüstete fast alle an den Bach stoßenden Gärten. Am 18. Dezember 1886 legte ein 72stündiger Schneefall allen Verkehr still. Der Schnee blieb bis Mitte Februar liegen. Ähnlich war es 1887. Damals fiel der Schnee zwar erst am 16. März, blieb aber dafür auch bis Anfang April liegen.
Immer wieder traten Schädlinge auf, gegen die man früher kaum Gegenmittel kannte. Das Jahr 1816 wird als Sperlingsjahr bezeichnet. Damals wurden die Felder so von Sperlingen heimgesucht, daß der Gemeinderat jeden Bürger zur Ablieferung einer gewissen Anzahl von Spatzen verpflichtete. Für jeden nicht abgelieferten Spatzen mußten sechs Kreuzer entrichtet werden. 1842 war ein Maikäferjahr. 1852 und 1868 traten die Mäuse auf. Zu ihrer Bekämpfung gab die Gemeinde 1868 einen Betrag von 60 fl aus, im Frühjahr 1872 sogar 227 fl und im Frühjahr 1885 135 Mark.
Wenn man das alles berücksichtigt, dann kann man verstehen, daß selbst die bäuerliche Bevölkerung zu manchen Zeiten um das tägliche Brot betteln mußte. Im Juli 1843 mußten 84 Laib Brot unter die Notleidenden verteilt werden. 1847 kaufte die Gemeinde um 1035 fl - das war eine recht stattliche Summe - Getreide und Kartoffeln auf, um die Notleidenden nur einigermaßen versorgen zu können!
1890 gutes Erntejahr - 1892 im Juli schlechtes Wetter, „die ganze Ernte mußte förmlich hereingestohlen werden" - 1894 März „langer Winter bringt Not unter die ärmere Bevölkerung", der Schnee liegt noch im März. Dazu kommt ein ungünstiger Sommer, Heu und Frucht gedeihen schlecht, die Heide im Wald wird zum Grasen benutzt. 1897 nasser August, Regen von Ende August an macht die Ohmeternte unmöglich - 1905 große Trockenheit im Sommer, von Juni bis Mitte September hatte es kaum geregnet, Fleischnot und Teuerung."
Essigkrämer
1788 mußte der Amts-Essigkrämer Elias Reeb 48 xr als Lagergeld zahlen.
Holzarbeiter
Holzarbeiter bzw. Holzfäller waren: 1726 Valentin Ofer, 1764, 1796 Theodor Forler, 1770 Georg Andreas Mayer und 1774 Joh. Keller.
Jäger
Jäger: 1729 Lorenz Lehr und 1764 Lorenz Flörchinger.
Köhler
Bei dem großen Holzreichtum der Gemeinde ist es nicht weiter verwunderlich wenn ein Köhler erwähnt wird. 1709 läßt der Rat der Stadt am 8. März in der Nacht zwischen 12 und 1 Uhr am Wiedertäufergraben zwei Kohlenhaufen auseinanderreißen, 1712 ebenso. Diese Holzkohlen wurden wie - 1714 der Anwalt Lorenz Schäfer erklärte - nach Speyer verkauft.
Maurer
Im Dorf lebte eine ganze Reihe Maurer: 1716 Mathias Lenhard, 1757 Georg Oberbreyer, 1758, 1778 Philipp Bleile, 1744, 1758 Rochus Bleile, 1778 Jakob Bleile, 1780, 1789 Jakob Sold, er bekam für seine Arbeit am Amtshaus in Hanhofen 1 fl 40 xr, 1801 Lorenz Dennhard, 1921 Johann Flörchinger, Johann Gail, Adam Kamb, Anton Kappner, Lorenz Kappner und Franz Lehr II. Hier sei auch der Dombaumeister Franz Josef Herbst (geb. 2. März 1806 in Dudenhofen, gestorben 29. Januar 1875 in Speyer) erwähnt. Nach dem Besuch der Baugewerbeschule in München ließ er sich in Speyer als Maurermeister und Bauunternehmer nieder. In den Jahren 1854 bis 1857 baute er nach den Plänen des badischen Baudirektors Hübsch das Westwerk des Domes in seiner heutigen Gestalt auf.
Metzger
Ein Metzger wird 1709 zum ersten Male genannt. Im Ratsprotokoll vom 22. April meldet man, „der krumme Jud habe ihm (einem Ratsherrn) gesagt, es verkaufe der Metzger von Dudenhofen Fleisch herein, welches durch das Weidentor hereingetragen werde". Ähnlich war es am 18. Januar 1710, als der Dudenhofener Metzger 5 Rinder „in des bischöflichen Einspänners Haus Hans Martin geschlachtet" hatte. Dazu lautet der Beschluß des Rates, „auf den Dudenhofer Metzger kann vigiliert (gefahndet) und wenn er erdappet (ertappt) wird, der Gebühr nach angesehen werden", d .h. bestraft werden. Dagegen gewährte der Rat am 22. November 1710 dem Dudenhofener Metzger das Recht, im Viehhof, gleich den anderen, Vieh zu verkaufen, „allein hier keines dergleichen metzeln oder viertelweise zu verteilen". 1747, 1779 Georg Holländer, er wohnte in der Mühlgasse, 1773, 1802 Peter Holländer, 1780 Philipp Tretter, 1780 Daniel Klein, 1780 Eberhard Klein, 1784, 1788 Theophil Wirtwein, 1796 Peter Tretter, 1803 Georg Wirtwein. Am 16. Februar 1789 spielte Jakob Kleinpell von Speyer mit noch 3 Musikanten im „Hirsch" bei der „Metzgerzunft“; offenbar trafen sich damals die Metzger aus dem ganzen Amt Marientraut. 1921: Philipp Hoffmann, Rudolf Kolb, in dessen Familie wertvolle Schriftstücke aufbewahrt wurden, wie z. B. eine Abschrift des Maulbronner Erbbestandbriefes von 1522.
Musikanten
Bei Kirchweihen, Hochzeiten usw. wurde, wie von alters her, je nach Können und Bedürfnissen „Musik gemacht". 1747 wird der Bürger Peter Hammer als „Spielmann" bezeichnet. Das Marientrauter Rechnungsbuch von 1789 führt 4 Dudenhofener Musikanten auf: Philipp Bleile, Johann Kneis, Gottlieb Hammer und Philipp Kneis, den späteren Schulmeister. 1790 berichtet Pfarrer Freybott, daß der Schulmeister Peter Kneis seinen Sohn Philipp „zum Aufspielen bei Hochzeiten" anhalte. Wer größere Ansprüche stellte, holte sich aus Speyer einige Musikanten.
Schäfer
Schäfer: im 18. Jahrhundert 1724 Peter Buhalt, 1739 Georg Zeicher, 1715 Samuel Miltz, 1758 Johann Stockmann, 1759 Jakob Steinbacher, 1767 Konrad Bettag, 1796 Peter Heuthaler.
Schmiede
Ein Schmied wird vielleicht schon 1603 erwähnt. In der Schatzungsliste heißt es: „Heinrich Fritz Smid". Die Schatzungsliste von 1626 führt „Mattheis der Schmied" an. 1739 wohnte der Schmied im Schulhaus. 1764 lieferte der Schmiedemeister Adam Wirt Schrauben und Klammern zum Mühlenbau.
1717 Simon (Sigismund) Bayer, 1733 Johann Adam Wirt, 1779, 1789 Joh. Georg Wirt, 1789 erhielt er für Arbeiten am Amtshaus 25 fl, an der Mühle 53 fl, 1781 für Arbeiten an der Hanhofener Mühle 182 fl. Er heiratete 1782 die Witwe des Lammwirtes Adolf Wesel. 1800, 1805 Sebastian Krämer, 1801 Lorenz Nuß, 1806 Lorenz Wirt, 1921 Elias Lehr und Franz Backof. 1881 begann Johann Walter eine Spenglerei.
Schneider
Das Ratsprotokoll vom 12. April 1643 berichtet, daß „der Schneider von Dudenhofen wegen der Dudenhofener Gemeind Kriegssteuer von denjenigen Gütern, welche vor der Landauer Wart in dem Dudenhofer Feld liegen, fordere“. Um einen Familiennamen wird es sich hier kaum handeln, da die Schatzungslisten von 1603, 1626 und 1648 einen Familiennamen Schneider nicht anführen. Der erste Dudenhofener Schulmeister Vitus Dasch übte - wie das damals durchaus üblich war - als Hauptberuf sein Schneiderhandwerk aus. Auch sein Nachfolger Peter Kneis war Schneider. Wenn er nicht da war, mußten die Schulkinder „seiner Frau oder dem Schneidergesell aufsagen" (1754). Als er 1793 verstarb, wird im Sterbebuch vermerkt: „ludimagister et sartor« (Schulmeister und Schneider), 1721 Nikolaus Adenberger, 1743 Valentin Merz, 1753 Josef Schüßler, 1796, 1802 Joh. Kneis, 1804 Lorenz Nord, 1804 Christoph Worf, 1921 (Schneidermeister, Schneider, Näherinnen): Johann Emneth, Christoph Ofer, Anna Forler, Franz Josef Ofer, Barbara Keller, Julius Schreiner, Justina Klein, Elise Wüst, Friedrich Kripp und Alberta Zürker.
Schreiner
1784 verstarb Pfarrer Faschon. Schreinermeister David Zettler erhielt für den gelieferten Sarg 10 fl. 1748 heiratete Anton Zettler die Tochter des verstorbenen Schreiners Georg Reiffard. 1789 David Zettler, 1753, 1798 Joh. Kamp, er erhielt damals für Arbeiten in Marientraut und im Amtshaus mit 2 Gesellen 50 fl, 1756 Joh. Adenberger, 1798 Joh. Adam Kamb, 1803 Georg Franz Zettler, 1921: Martin Hammer, Alois Zerf, Franz Mund und Gebrüder Zettler.
Schuhmacher
Schuhmacher waren: 1737, 1752 Joh. Reinhard, 1749 Lorenz Christoph Reeb, 1789 Theodor Reeb, 1782, 1801 Martin Reeb, 1785 Andreas Schanninger, 1796, 1804 Michael Ofer, 1805 Georg Ofer, 1806 Anton Nuß, 1921: Johann Horländer VII., Anton Jantz, Martin Mattern, Elias Mönig.
Taglöhner
Am 10. Oktober 1777 verunglückte tödlich beim Dombau der Taglöhner Georg Michael Ziegler von Dudenhofen. Er war von einem herabfallenden Stein getroffen worden. 1779 Richard Stoll, Taglöhner in Speyer. 1626 Michael Jung, ein Taglöhner, Nikel Schmitt, ein Taglöhner.
Tüncher
Als Tüncher wird 1899 Joh. Adam Kappner erwähnt. 1921 : Janz & Goger, Joh. Adam Kappner, Joh. Kripp, Joh. Maier.
Wagner
Nach der Marientrauter Rechnung erhielt 1789 der Wagnermeister Georg Franz Schüßler von Dudenhofen für Arbeiten am herrschaftlichen Zollwagen 4 fl 12 xr. 1802 Lorenz Forler, 1806 Wilhelm Worf, 1921: Lorenz Hook, Alois Lenhart, Jakob Maier und Lukas Striker.
Weber
Weber: 1722 Paul Veit, 1735 Joh. Stegmann, 1755, 1772 Lukas Stranz, 1757 Wendel Mayer, 1764 Gottlieb Wirtwein, 1771 Georg Michael Ziegler, 1771, 1799 Michael Persong, 1779 Joh. König, 1785, 1796 Nikolaus Mönig, 1799 Philipp Jakob Mönig, 1800 Michael Merz, 1803 Ferdinand Mund.
Zimmerleute
Der Zimmermeister Keller erhielt 1789 vom Amt Marientraut für geleistete Arbeit 116 fl 24 xr (Arbeiten an den Stallungen und der Remise des Amtshauses 73 fl, für Kaminarbeiten 43 fl), 1921: Christian Gerbes.
Quelle: Fritz Klotz in "Ortsgeschichte der Gemeinde Dudenhofen"; Hrsg. 1964; S. 131-152
Anbau von Wein, Tabak, Obst, Hopfen und Spargel
Weinanbau:
Auf dem Speyerer Flurplan von 1525 erkennt man deutlich im Südwesten des Dorfes Weinberge. 1407 wird die Wingertsmühle genannt. 1538 verbot der Rat den Bürgern, nach Berghausen, Heiligenstein und Dudenhofen „zum Wein zu gehen oder solchen dort holen zu lassen". Andernfalls wären dem Rat die Weinungelder, eine Weinsteuer, verloren gegangen. 1560 verbot der Fürstbischof seinen Untertanen die Neuanlage von Weingärten, da er den Ackerbau für rentabler ansah. 1826 gab es beim Pfarrhaus einen Weinberg. Einige Jahre später schrieb Michael Frey: „Sie (die Dudenhofener) treiben Ackerbau und seit einiger Zeit ziemlichen Weinbau in ihrer großenteils sandigen Mark" (1837). Im Grundstein der Kirche liegt ein „Fläschchen Wein, 1876er Dudenhofer". Nach der Ortschronik von Harthausen soll der Ackerer und Polizeidiener Kilian Vonderschmitt 1883 von einem Gärtner aus Erfurt einen Weinstock bezogen haben, der schwarze Trauben hervorbrachte. Nach anderer Meinung soll der Stock aus Südungarn oder gar Griechenland gekommen sein. Wie dem auch sei, die genaue Herkunft wird nicht mehr zu erfahren sein. Vonderschmitt ließ den Stock, da er nicht viel trug, verwildern und - so erzählt man wenigstens - nun habe er sogar das Vierfache einer Edelrebe getragen. Damit hatte sich diese Rebe in Dudenhofen durchgesetzt und fand - da sie widerstandsfähig genug war - schnelle Verbreitung. Allerdings hatte man keinen Namen für sie, bis 1912 eine Rebkommission in Dudenhofen erschien und dem Namen der Rebe bzw. deren Herkunft fragte. „Die stammen vom Vetter Kilian", war die Antwort und so gab man der Rebe - übrigens waren damals in Dudenhofen 25 080 Rebstöcke (!) - den Namen „Kilianer". Aber der Kilianer hatte auch seine Feinde. Schon 1912 durfte keine Neuanpflanzung mehr geschehen. Ab 1914 erfolgten sogar jährliche Kontrollen, was aber der Kilianerrebe keinen Abbruch tat. 1938 und in den folgenden Jahren wurde von höchster Stelle die Ausrottung der „Kilianerrebe" befohlen, eine Maßnahme, die auf wenig Gegenliebe stieß. Ganz verschwand diese Rebe aber trotzdem nicht. Heute hat der Kilianer lange nicht mehr seine Bedeutung wie früher. Die Ansprüche haben sich geändert, und der Haustrunk Kilianer - mehr wollte er ja auch nicht sein - muß langsam allerlei industriellen Getränken weichen.
Tabakanbau:
Tabak wird schon 1713 erwähnt. 1715 lieferten die „mehristen allhiesigen Einwohner ihren einem Cöllnischen (von Köln) Kaufmann verkauften Tabak" nach Waldsee. Von dort wurde er offenbar auf dem Rhein nach Köln abtransportiert. Während der Kontinentalsperre (seit 1806), als aus Übersee kaum noch Tabak eingeführt werden konnte, wurde immer mehr Ackerland mit Tabak angebaut. Die Regierung erhöhte daraufhin die Steuern und übte eine scharfe Kontrolle über den Anbau aus, um so Steuerhinterziehungen einen Riegel vorzuschieben. Als 1810 das Gerücht auftauchte, die Regierung beabsichtige das Tabakmonopol einzuführen, reichte der „Maire von Speyer mit Zustimmung seines Unterpräfekten eine Denkschrift ein, in der er auf die weittragenden Folgen des Tabakmonopols gerade für die Pfalz hinwies, daß viele Fabriken geschlossen werden müßten". Die Entscheidung war aber in Paris schon gefallen: „Niemand durfte sich mehr der Tabakkultur widmen ohne besondere Erlaubnis. Das Höchstmaß der Äcker, die überhaupt mit dieser Pflanze bestellt werden durften, war dazu von vornherein festgesetzt. Der Staat trat als der einzige Einkäufer auf." 1854 wurde um 3649 fl ein Tabakschuppen erbaut. Um den Anbau zu fördern, stellte die Regierung eine Prämie von 800 fl zur Verfügung. August Becker berichtet in „Pfalz und Pfälzer« (1857), daß sich die Einwohner von Dudenhofen „vom Feld- und Weinbau, besonders aber vom Tabaksbau nähren, der hier weite Striche einnimmt". 1870 war ein so heißer Sommer, daß der Tabak gegossen werden mußte. Am 5. September 1878 zerstörte ein Hagelwetter fast den ganzen Tabak. 1897 war der Tabak nur unter starken Verlusten abzusetzen. Der höchste Preis für einen Zentner betrug 17 Mark. 1908 wurde der erste Tabakbau-Verein der Umgebung gegründet, erster Vorsitzender war Sebastian Holländer.
Obstanbau:
Über den Obstanbau verraten die alten Akten nichts. Die Ortschronik berichtet dagegen, daß 1823 auf dem Kirchhof Kirschenbäume gepflanzt worden seien. 1870 wurde um 121 fl eine Obstbaumschule errichtet. Der Winter 1879/80 war so streng, daß fast alle Obstbäume zu Grunde gingen. 1903 gründeten 24 Landwirte im „Hirsdl" den Obstbau-Verein.
Hopfenanbau:
Schon 1850 wurden im Landkreis Speyer 160 Zentner Hopfen geerntet, das waren 40 % der pfälzischen Hopfenernte. 1901 gab es im Landkreis 35 ha, davon in Dudenhofen allein 22 ha, auf 20 Betriebe verteilt. An die 20 Zentner Hopfen wurden damals geerntet. 1928 gab es nur noch in Dudenhofen Hopfen. 1934 betrug die Anbaufläche 5,25 ha. Nach einem leichten Anstieg im Jahre 1938 mit 8,45 ha folgte 1939 das Anbauverbot. Nach dem Kriege entstand 1948 unter Johann Horländer - in seiner Familie ist der Hopfenanbau seit Generationen bekannt - wieder die erste Hopfenanlage. 1951 waren von 66 Ar schon 2/3 ertragreif.
Spargelanbau:
Der Spargel - er hat dem Dorf die Bezeichnung Spargeldorf eingebracht - kam erst nach 1870 nach Dudenhofen. Fr. Bredel und Joh. Geil, zwei bei einer Speyerer Brauerei beschäftigte Gärtner, pflanzten ihn in ihre Gärten. Man mag damals über ihr Tun sehr unterschiedlicher Meinung gewesen sein. Aber der Spargel setzte durch, besonders da ein großer Teil der Gemarkung wenig ertragreiche Böden aufzuweisen hat. Später legte der Landwirt Joh. Adam Ofer im Eichgarten die erste größere Spargelkultur an. 1938 hatte Dudenhofen schon 38,37 ha ertragreiche Kulturen, 6,39 ha waren noch nicht ertragreich. 1950 waren es 70 Morgen Spargelkulturen.
Am 28. Juli 1925 feierte die Gemeinde das 1. Spargelfest. Was bei dem Festzug geboten wurde, „übertraf alle Erwartungen: ein indischer Geflügelhof mit trefflichen Kostümen und passenden Tieren, ein Schwan mit Zitter- und Musikinstrumenten (!), den Gesang darstellend, ein Wagen mit gutgelungenem Spargelfeld, auf dem alle Spargelarbeiten verrichtet wurden, ein anderer mit Verarbeitung und Verwendung der Spargel, mit der Riesenspargel, kurzum alles war tadellos geglückt. Bei den Gruppen zeigten sich Schulkinder mit schönem Farbenschmuck, Fähnchen und Blumen tragend, Turner und Athleten im Sport, die Kleppergarde, die Krawatte durch gleichmäßige Zündholzschachteln gezogen, barfuß, der Mandolinenklub zeigte sich mit klingendem Spiel". Anschließend ging es zum Festplatz an der Rennbahn. Dort gab es Pferderennen, Wurstschnappen, Sacklaufen und Schubkarrenrennen.
Das 2. Spargelfest war am 26. Juni 1926 und das 3. am 22. Juni 1930, zugleich 50-jähriges Stiftungsfest der Feuerwehr.
Im „Befreiungsjahr 1930“ verehrten 27 Mitglieder des Obstbau-Vereins dem Reichspräsidenten von Hindenburg und Kronprinz Rupprecht von Bayern je eine Auslese ihres besten Spargels.
Quelle: Fritz Klotz in "Ortsgeschichte der Gemeinde Dudenhofen"; Hrsg. 1964; S. 131-152
Müller und die Mühlen
Die Müller und die Mühlen
Eine Mühle bei Dudenhofen wird zum ersten Male 1224 erwähnt. Im Mai des Jahres 1224 übergaben Dekan und Kapitel von St. German dem Kloster Maulbronn „die Ganzenmühle bey Högenhoven (Hanhofen) gegen eine jährliche Gilt von 12 Scheffel Dinkel (Getreideart). 1305 verlieh der Abt von Maulbronn die „Gansmühle“ dem Konvent des hl. Grab-Klosters zu Speyer. Bei einer Güterverleihung im Jahre 1363 werden einige Güter angeführt, die „ob der Gansmühle bey Dietnhoven" lagen. Das Weistum berichtet von einem Allmendweg, der bei der Gansmühle über den Bach zog „und welcher (wer) auch uß (aus) dem walde führe (fahre) die Gansmühl herab und über die bach entführe uff der andern seithen". Auf einem Plan des Architekten Joh. Clemens Froimont (1717—1720 in Speyer) ist oberhalb des Ortes, gegen die Gemarkungsgrenze zu, die „Gansmühlen-Wies“ eingezeichnet. Dazu heißt es: „die Ganßmühl genannt, allwo die Hainhoffer mit Dudenhofen angrenzen, bei der Hainhofferstraß von Dudenhofen aus“.
Im Besitz des Klosters Maulbronn wird 1450 die Steinmühle erwähnt. Damals gab Claus Müller, Müllers sel. Sohn, dem Kloster „wegen der zu Dudenhofen gelegenen Steinmühl 15 Malter Korn zur Pacht". Diese Mühle wird noch 1525 erwähnt: „Schafskirchhof ob der Steinmühl". Auch im Weistum ist von einer Maulbronner Mühle die Rede, „daß ein gemeiner allmentweg seyn soll zu der Muhlbronner mühlen bederich" (unter bederich verstand man „den tiefen Raum unterhalb der Stelle, wo das Wasser das Mühlrad verlassen hat und nun herabstürzt, mit größeren Steinen angefüllt, um eine Unterwühlung des Bachbetts zu verhüten"). „Were es sach, daß der müller oder ein ander müller wolt veren vor sanct Geörgentag (23. April) und nach sanct Michelstag (29. September) durch den hof zu reitten, so mögen wir ein weg ufthun zu dem bederich, der untersteint ist".
Die Stadt Speyer hatte ebenfalls eine Mühle in Dudenhofen. Die Speyerer Chronik meldet darüber: „Hermann von Hohenfels hindert und irret die Stadt an der Mühlen und Gütern zu Dudenhofen, die sie lange Zeit in Nutz und Gewehr gehabt, darum König Wenceslaus Herman geboten, ohne Hindernus allen Schaden gut zu machen, am Dienstag nach Michaelis zu Frankfurt 1382".
Im Besitz des Gutleutalmosens befand sich die Hirschenmühle. Das Ratsprotokoll der Stadt Speyer meldet dazu 1587: „Der Gutleutpfleger fürbringen ist anheut bewilligt worden, Paul Dreudelen die Hirschenmühle hinter Dudenhofen 2 Jahr lang um ein Zins zu verleihen und inmittelst zu bedenken befohlen, wie man solche verkaufen und das Geld dem Almosen zu mehrerem Nutzen anlegen möge und dieweil der Müller zu Dudenhofen vor der Zeit solche zu kaufen begehrt, ihm solche nochmals feil zu bieten und zu hören, was er dafür geben wolle".
1495 verglich sich das Kloster Heilsbruck wegen seiner Mühle bei Harthausen - der Gewanname „Mühlwiesheck" erinnert daran - mit dem Hochstift Speyer und verlieh sie an den Müller Fritz von Dudenhofen.
Bis in die Neuzeit hinein besaß die Mühle zu Dudenhofen - wie andere Mühlen auch - das Asylrecht. „Alle Übeltäter welche zur Dudenhofener Mühle flohen, hatten dort auf 4 Wochen Aufenthalt und Freiheit und wenn die Diebe einen Stein nahe bei derselben erreichen, waren sie frei und es durfte kein Dudenhofener Bauer sie ergreifen. An dieses Rechtsmal erinnerte noch im 18. Jahrhundert der sogenannte Diebsstein.
1583 gab der Müller zu Dudenhofen dem Pfarrer keinen Zehnten. Er sollte sich deswegen verantworten, „woher ihm die Freiheit komme, daß er keinen Zehnten gibt".
Bei der Türkenschatzung 1603 wurde das Vermögen des Müllers Velten Frank, eines Kalviners, auf 3000 fl, darunter die Mühle auf 400 fl veranschlagt. Er war somit der wohlhabendste Bürger in Dudenhofen. Am 12. Januar 1625 berichtete Frank, „der alte Müller von Dudenhofen", dem Rat der Stadt, „daß ihn die bischöflichen Räte um 800 Reichstaler gestraft hätten, weil er bisher dem Bischof nicht gefront hätte und auch seinen Sohn, der ihrer Religion nicht wär, draußen durch den Pfarrer von Freisbach zur Erden bestatten lassen und er wäre uf morgen den Tag, daß er zu Kirrweiler erscheinen müsse und die 800 Reichstaler erlegen sollte". Dabei übergab der Müller einen Brief, aus dem ersichtlich war, daß die Mühle in Speyerer Gemarkung lag. Im darauffolgenden Jahr verstarb Frank. Das Ratsprotokoll vom 16. Januar 1626 beschäftigte sich mit dem Vermögen des Müllers, das in der Zwischenzeit ohne Einverständnis des Rates versteigert worden war. Da Frank einen Enkel hinterlassen hatte, bestimmte man einen Vormund. Nach wie vor behauptete der Rat, daß diese Mühle auf städtischem Territorium liege.
Im 30-jährigen Krieg wurde die Frank'sche Mühle zerstört, Fortan schweigen die Akten über eine Mühle zu Dudenhofen. 1685 kaufen Christoph Flockert und seine Frau Maria Katharina die dem Hochstift zugefallene - offenbar waren keine Erben dagewesen - „ganz verfallene Pelzmühle oberhalb Dudenhofen" um 50 fl und einen jährlichen Wasserzins von 12 Malter Korn.
Im 18. Jahrhundert bestand in Dudenhofen nur noch die herrschaftliche Mahlmühle (später auch alte Mühle, Bannmühle, Grundhöfer-Mühle, Morschmühle oder Wingartsmühle genannt). Hier mußten die Dudenhofener, Berghausener, Heiligensteiner und Schifferstadter Bauern ihr Getreide mahlen lassen. Wann sie erbaut worden ist, ist nicht bekannt. In den Urkunden erscheint sie erst 1717. Damals verlieh sie Bischof Heinrich Hartard an Georg Friedrich Siegel, Müller zu Kißlau, gegen eine jährliche Pacht von 50 Malter Korn auf 12 Jahre.
1736 wurde die Mühle an Hans Georg Armbrust von Geinsheim um eine jährliche Pacht von 114 Malter Korn auf 6 Jahre verliehen.
Sein Bestandsnachfolger war 1742 Johann Peter Fertig. Er erhielt die Mühle auf 6 Jahre und mußte eine jährliche Pacht von 50 Malter Korn entrichten.
Am 5. 2. 1748 erhielt Leonhard Worf die Mahlmühle auf 6 Jahre gegen eine jährliche Pacht von 150 Malter Korn und ein fettes Mühlschwein von 200 Pfund oder ersatzweise 20 fl in Geld.
Ihm folgte Lukas Worf. Er empfing die Mahlmühle am 19. 4. 1754 auf 6 Jahre unter den gleichen Bedingungen. 1760 wurde die Bestandszeit auf 10 weitere Jahre verlängert. Damals mußten die Eheleute Worf ein Zeugnis vorlegen, wonach sie statt bisher 500 fl nun 580 fl Kaution geben konnten.
1762 war die Mühle reparaturbedürftig und mußte deshalb durch den bischöflichen Baumeister Stahl besichtigt werden. Zur Wiederherstellung waren dessen Plänen 50 Eichenstämme notwendig. Die Mühle sollte drei Wasserkanäle und einen Leerlauf erhalten. 1763 schlug man das erforderliche Eichenholz im Bienwald. Es sollte, gleichzeitig mit dem Holz für die Hanhofener Mühle, durch den Mühlenzimmermeister Schmitt von Speyer an Ort und Stelle gebracht werden. Da aber die Büchelberger zu hohe Transportkosten verlangten, wollte man die Stämme im Bienwald werkgerecht zuhauen.
Zur Mühlenreparatur schlug die Hofkammer den Bergzaberner Mühlenbaumeister Konrad Lutz vor, der schon viele Mühlen im Westrich gebaut hatte. Baumeister Stahl dagegen wünschte den Speyerer Mühlenbauer Georg Christian Grimm, der in Speyer die Tabakmühlen von Christoph Friedrich Enslin und Johann Tommas erbaut hatte.
Da die Speyerer Neumühle durch den Bergzaberner Mühlenbaumeister erbaut worden war, mußte auf Anordnung der Hofkammer der Rheinhausener Schultheiß Gäng diese Mühle in Augenschein nehmen. Stahl ließ sich in seiner Meinung nicht beirren und bevorzugte nach wie vor den Speyerer Meister. Er meinte schließlich, es sei ihm egal, wer die Mühle baue, wenn aber der Bergzaberner die Arbeit bekomme, dann könne er für die Erstellung tüchtiger und meisterhafter Arbeit garantieren. Schließlich erhielt Grimm doch die Reparaturarbeiten in Dudenhofen und Hanhofen.
Anfang 1764 begann Grimm mit der Arbeit. Sie war ihm um 2 200 fl zugesprochen worden. Stahl mußte die Bauarbeiten beaufsichtigen. Viel Zeit kostete der Holztransport vom Bienwald nach Dudenhofen. Zudem lag ja dazwischen französisches Staatsgebiet.
Bei der Arbeit gab es manchen Verdruß. So wurde beim Abladen des Holzes ein Stamm beschädigt. Die Frage war nun, ob Grimm die Kosten von 35 fl für den Stamm zu tragen hätte. Vorerst ließ Grimm den Stamm durch Schrauben und Klammern, die der Schmiedemeister Adam Wirt von Dudenhofen gefertigt hatte, zusammenfügen und baute ihn ein. Als ein entsprechender Ersatzstamm eintraf, baute Grimm den beschädigten Stamm wieder aus und verkaufte ihn ohne Wissen der Hofkammer an den Schießberger Müller in Speyer.
Am 12. Juni 1769 erhielt Lukas Worf die Mühle auf weitere 12 Jahre unter den alten Bedingungen. Von ihm übernahm sein Schwiegersohn Leonhard Kinscherff am 5. Juni 1782 die Mühle auf 12 Jahre gegen eine jährliche Pachtsumme von 196 Malter Korn. Auch er bzw. seine Frau Franziska mußten eine Kaution stellen, nämlich ihr Haus, die Wirtschaft „Zum schwarzen Adler" samt aller Schildrechte zu 600 fl und 1 Morgen Wiesen, im Hansenerlich gelegen, zu 400 n.
Die Versteigerung hatte am 28. Mai in Bruchsal stattgefunden. Für die Dudenhofener Mühle hatte sich der Lingenfelder Müller Georg Fenn beworben.
1776 gehörten zur herrschaftlichen Bann-Mühle - die übrigens schatzungsfrei war - 3 Morgen Acker und 5 Morgen Wiesen.
1783 waren am Wasserwerk und am Dach der Mühle Schäden auszubessern. 1785 beschwerten sich die Mühlenbeständer Holdermann in Hanhofen und Kinscherf in Dudenhofen, daß die Geinsheimer Untertanen das Bachufer bei ihren Wiesen an acht Stellen durchstoßen hätten. Dadurch laufe das Wasser ab und die Wasserkraft der Mühlen werde dadurch verringert. Daraufhin besichtigte der Zollbereiter König mit dem Schultheißen und den Gerichtsleuten von Geinsheim die Schäden an Ort und Stelle. Die Frevler wurden namhaft gemacht und sollten entsprechend bestraft werden. Aber so schnell ging es nicht. Die Kosten für die Untersuchung durch den Zollbereiter sollten die beiden Mühlenbeständer tragen. Diese meldeten, daß seit 3 Jahren die Geinsheimer so verfahren würden. Auch die Haßlocher hätten es so gemacht. Sie seien aber durch die kurpfälzische Regierung so bestraft worden, daß sie bisher nichts mehr unternommen hätten. Die Geinsheimer wiesen dagegen nach wie vor die Beschuldigungen zurück, daß sie die Bachufer durchstoßen hätten. Hinzu kam, daß das Oberamt Kirrweiler sich passiv verhielt. Nun gab es sich, daß die zwei Speyerer und der Hanhofener Müller einen Geinsheimer auf frischer Tat ertappten und, als er sich weigerte mitzugehen, ihn verprügelten und dabei verletzten. Als Schadensgeld sollten die beiden bischöflichen Müller - offenbar war auch Kinscherff dabei gewesen - 100 fl zahlen.
1788 entstand ein Streit mit dem Neumüller Minck von Speyer, da dieser eigenmächtig seinen Wasserbau um 12 Zoll (28,8 cm) erhöht hatte und damit dem Kinscherff Schaden zufügte. 1790 ging Kinscherffs Beschwerde an den Rat der Stadt Speyer. Minck hatte „Am rauschenden Wasser" eine Schwelle gelegt. Mit den bischöflichen Beamten wurde diese Schwelle besichtigt. Schließlich schloß man einen Kompromiß: Minck mußte seine Aufdollung um 4 Zoll (etwa 10 cm) abnehmen.
1788 waren die Wasserkanäle wieder reparaturbedürftig geworden. Zur Herrichtung waren 36 Eichenstämme erforderlich. Die Kosten sollten sich auf 550 fl belaufen. Bevor die Arbeiten vergeben wurden, mußte Oberstwachtmeister Schwarz die Schäden besichtigen. Daraufhin führten die Zimmermeister Georg Anwander und Friedrich David Bleichroth die Arbeiten um 520 fl in der Zeit vom 13. September bis 13. Oktober aus. Dazu mußte der Bach abgeleitet werden. Kinscherff hatte dadurch einen Monat Arbeitsausfall. Die Hofkammer kam ihm daher entgegen und ließ ihm 1/12, also 16 1/3 Malter Korn, seiner Jahrespacht nach. Um während der Arbeit das Wasser ableiten zu können, hatte der städtische Baumeister leihweise eine Wasserschnecke zur Verfügung gestellt, die aber bei der Arbeit beschädigt wurde. Durch diese beständigen Reparaturen an der Mühle war der Fürstbischof so verärgert, daß er eigenhändig an den Bericht schrieb: „Will dann diese Mühlenreparatur nie aufhören? Wir wollen wissen, wie viel diese Mühle in Bau und Reparatur in 30 Jahren von 10 zu 10 Jahren gekostet hat, um sie mit dem Ertrag zu bemessen“.
Am 6. April 1789 bescheinigt das Gericht zu Dudenhofen dem Kinscherff, daß 9 Wochen lang wegen großer Kälte kein Wasser dagewesen sei. Als Tauwetter eingetreten wäre, sei Hochwasser gewesen. Kinscherff habe also 11 Wochen lang nicht mahlen können. Seine eigene Frucht habe er anderswo mahlen lassen müssen.
1790 beschwerte sich Kinscherff bei der Hofkammer, daß die Gemeinden Berghausen, Heiligenstein, Schifferstadt und Dudenhofen, obwohl sie an die herrschaftliche Mühle gebannt seien, an auswärtigen Mühlen mahlen ließen. So habe z. B. die Gemeinde Schifferstadt vom Domkapitel 160 Malter Spelz und 160 Malter Korn erhalten, wovon in Dudenhofen nicht mehr als 29 Malter Korn und 21 Malter Spelz gemahlen worden seien. Die Regierung versicherte ihm, daß alle, auch Pfarrer und Schulmeister, wie jeder andere, dem Mühlenbann unterworfen seien.
Bis zum Jahre 1792, als die französischen Revolutionstruppen unter General Custine auf Speyer rückten, verbrachte der Müller - abgesehen von den üblichen Müllerstreitigkeiten und Schäden, die durch Unwetter hervorgerufen waren - ruhige Jahre. Das änderte sich grundlegend. Den ersten Franzoseneinfall scheint Kinscherff - abgesehen von Requisitionen - einigermaßen überstanden zu haben. Er berichtete, daß ihm ein französischer Kommissar die Mühlenpacht abverlangen wollte. Er konnte aber durch eine Quittung beweisen, daß er sie schon bezahlt hatte. Damit gab sich der Kommissar zufrieden. Von Ende 1793 bis Mai 1794 waren die Franzosen wieder im Lande. Diesmal mußte Kinscherff an den französischen Kommissar in Schwegenheim 247 fl und 20 Malter Korn, 60 Schweine, 6 Kühe und 4 Pferde liefern! In der Zwischenzeit war auch die 12jährige Pachtzeit abgelaufen. Eine für den 26. August 1794 anberaumte erneute Versteigerung des Bestands mußte verschoben werden, da sich die Lage der Deutschen wieder verschlechtert hatte. Im Oktober 1794 kamen die Franzosen zum dritten Mal. Beim Abzug hatten die Kaiserlichen, die Österreicher, auf der Wiese des Müllers übel gehaust. Nun mußte er für die französische Nation vier Wochen lang unentgeltlich mahlen, bis sie in Neustadt das Wasser des Speyerbaches in den Rehbach leiteten und ihn stillegten, so daß er 6 Wochen überhaupt nicht mahlen konnte.
1795 verpachtete die bischöfliche Hofkammer die Mühle auf sechs Jahre wiederum an Kinscherff, weil man befürchtete, die Franzosen würden die Mühle als Besitz der Nation einziehen. Kinscherff hatte nämlich an die Hofkammer berichtet, daß ein französischer Kommissar bei ihm gewesen sei und ihm bedeutet habe, daß er binnen 15 Tagen seinen Bestand rechtfertigen müsse. Deshalb die Wiederverpachtung von 1795 bis 1801.
Ende September 1795 wurde nach dem Abzug der Franzosen wieder die alte Ordnung hergestellt. Die Pacht wurde von der Hofkammer auf 55 Malter Korn und 300 fl festgesetzt und ihm, dem Müller, erklärt, daß er keinen weiteren Nachlaß zu erwarten habe.
Anfang 1796 kamen die Franzosen zum vierten Male. Nach vorübergehendem Zurückweichen besetzten sie am 1. November 1796 die Stadt mit den umliegenden Ortschaften. Trotz der französischen Besatzung riß vorerst der Briefverkehr zwischen der Hofkammer in Bruchsal und dem Müller nicht ab. Das letzte Schreiben des Kinscherff als herrschaftlicher Müller datiert vom 7. Mai 1798. In diesem Schreiben bat er um Verlängerung der Pacht bis 1801, da sich die Franzosen alle Pachtverträge vorlegen ließen und dort, wo die Pacht abgelaufen sei, sie selbst neu verpachteten. Offenbar hat die Hofkammer den Pachtvertrag infolge der Kriegswirren nur von Jahr zu Jahr erneuert.
Mit der Abtretung des linken Rheinufers verlor das Fürstbistum jeden Anspruch auf die Dudenhofener Mühle. Kinscherff - er starb 1808 - scheint die Mühle aus dem Besitz der französischen Nation ersteigert zu haben.
Später kam die Mühle in den Besitz der Familie Grundhöfer. Am Abend des 17. November 1901, einem Sonntag, brannte die Mühle damals war sie im Besitz des Bürgermeisters Martin Grundhöfer bis auf die Mauern nieder. Dann wurde sie in neuer Gestalt wieder aufgebaut.
Die zweite Dudenhofener Mühle, die Neumühle, ist im Jahre 1840 von dem Iggelheimer Johannes Meyer als Getreidemühle nordöstlich außerhalb des Ortes am Woogbach erbaut worden, inzwischen durch ein neubaugebiet an den Ort angebunden.
Schon 1827 wollte Meyer in Dudenhofen eine Ölmühle errichten, mußte aber seine Absicht aus mancherlei Gründen wieder aufgeben. 1840 nun - damals bestand bereits eine Ölmühle - erbaute er die noch heute bestehende Mahlmühle mit zwei Gängen, einem 1,8 m breiten Wasserrad und einem 1,4 m breiten Leerlauf mit Sperrvorrichtung. Lange Zeit war die Mühle in Familienbesitz; danach Gaststätte „Zur freien Neumühle“, heute ein Kinderhospiz.
Von den Gebäulichkeiten des 19. Jf. Beachtenswert das langgestreckte Wohnhaus, in dessen südlichem Teil das Mahlwerk des späten 19. Jhd., sowie das rückseitig an das Wohnhaus anschließende eigentliche Mühlengebäude, ebenfalls mit alter Maschinerie. Die Bauten wurden 1989 rücksichtslos verändert.
Weitere Namen von Müllern: 1720 Peter Fertig, 1723 Simon Weinberger.
Quelle: Fritz Klotz in "Ortsgeschichte der Gemeinde Dudenhofen"; Hrsg. 1964; S. 131-152
Wirte, Gasthäuser und Wirtschaften
Seit altersher gehört die Wirtschaft zum Bild eines Dorfes. Ihre Nachbarschaft zur Kirche hat seine guten Gründe, und nicht von ungefähr nannten sich viele alte Wirtschaften nach den Symbolen der vier Evangelisten: Engel, Ochse, Adler und Löwe. Diese Wirtschaftsnamen deuten auf ein hohes Alter.
Ein Weistum, das sich mit den Rechten und Pflichten der Bürger befaßt, kann die Wirte nicht unerwähnt lassen. So heißt es im Weistum: „Die gemei weiß auch, daß dieser oder ein anderer offener Würth soll haben gerecht geeicht geschürr, wäre es aber sach, daß er zu viel gäst hät, so mag er wohl mit einem geeichten geschürr meßen und in ein ungeeichtes geschürr thun, daß niemand unrecht geschicht, er soll auch nit einerley farb geben umb zwey gelt, sondern den lauteren umb sein geldt und den rothen umb sein geldt, so ofli daß nit geschicht, so hat die gemein ihn zu strafen".
Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten. Pfarrer Behmer (1499 -1532) klagte über die Trunksucht der Bauern. Er warnte seinen Nachfolger vor dem Wirtshaus im Dorf: „O Gott, wieviel habe ich in den 30 Jahren ausgehalten, auch von dem Zulauf der Speierer dorthin". Es scheint also, als ob die Speyerer trinkfreudigen Krakeeler nach Dudenhofen gingen, wenn sie, ohne den strengen städtischen Heimburger fürchten zu müssen, einmal über die Stränge schlagen wollten. 1582 sprachen einige junge Studenten — unter ihnen waren auch zwei, die als Germaniker nach Rom gehen sollten - bei einer Abschiedsfeier, die sie wohlweislich in Dudenhofen veranstalteten, dem Weine mehr zu, als ihnen zuträglich war. Für einige der Studenten ging die Sache aber nicht sehr erfreulich aus. Als sie mit etwas Schlagseite vor der Burse, wo sie wohnten, erschienen und Einlaß begehrten, verweigerte man ihnen diesen. Darauf drohten sie dem Präfekten, denn Wein macht ja bekanntlich stark. Als die Hitzköpfe wieder bei klarem Verstand waren, wurden sie entsprechend gerügt und die zwei Germaniker unverzüglich nach Rom in Marsch gesetzt. Die übrigen Studenten mußten sie bis nach Rheinhausen begleiten. Dort wurden sie vom Landvogt verhaftet und in Udenheim, dem späteren Philippsburg, festgesetzt. Die zwei Germaniker gingen ungeschoren weiter. Der Bischof ließ zwar einige Tage später die Studenten wieder frei, aber das Domkapitel wollte von ihnen nichts mehr wissen, und so blieben sie entlassen.
Auch bei der Visitation von 1583 kommt man auf das Wirtshaus zu sprechen. Einer der Befragten erklärte, daß man die Fasten schon halte, „ausgenommen in Wirtshäusern, do speise man an verbotenen Tagen auch etwan Fleisch".
Namentlich erscheint eine Wirtschaft erst in der Schatzungsliste von 1626, die „Herberge zum Schwert" von Georg Schäffer. Die Verwüstung des Dorfes machte auch der Herberge ein Ende. 1715 war der Platz der „Herberge zum Schwert" noch nicht wieder überbaut. Neue Wirtshausnamen treten erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf. Zunächst erscheint 1714 das „Lamm“ von Anwalt Lorenz Schäfer. 1742: Adolf Wesel. Er errichtete 1747 vor seinem Anwesen „im oberen Dorf" das Kruzifix, das heute im Friedhof steht. Nach seinem Tode übernahm sein Sohn Johann Wesel 1769 die Wirtschaft „Zum weißen Lamm". 1772 erfuhr die Wirtschaft - nach der Bauinschrift zu schließen - eine Umgestaltung. 1780, 1804 ist Nikolaus Kappner Lammwirt. Er mußte 1789 ein Ungeld von 19 fl 40 xr entrichten, was einem Umsatz von etwa 196 fl entspricht. Er hatte damit den höchsten Ausschank unter den Dudenhofener Wirten. 1881 Johann Rudolf Grundhöfer, 1921 Adam Bredel.
Unter Karl Gerbes wird eine Poststelle eingerichtet und ein Hotelanbau in die Tat umgesetzt. Nach dessen frühem Tod übernimmt das Ehepaar Birgit und Walter Hoffmann 1986 das Anwesen. Der Metzgermeister renoviert und restauriert das Traditionshaus in den folgenden Jahren und verpachtet den Betrieb an die Familie Dirk Albers. Zu Beginn des neuen Jahrtausends wird das Gasthaus um einen Parkplatz auf der gegenüberliegenden Seite erweitert und umfassend auf den neuesten Stand gebracht. Dabei wird stets die Historie des inzwischen denkmalgeschützten Fachwerkhauses berücksichtigt und hervorgehoben. Als neuer Pächter leitet Matthias Bürger ab 2002 das Hotel-Restaurant. Ab März 2012 übernimmt Lars Hoffmann gemeinsam mit seiner Frau Patricia die Geschicke des Hauses, die insofern auch nach über 300 Jahren Dudenhofener Gasthaustradition bewahren. 2013 wird der historische "Laternenturm" wieder aufgebaut und in einer spektakulären Aktion auf das Haus gesetzt.
Der „Ochsen" tritt 1715 in Erscheinung. Er war im Besitz des Schultheißen Adam Vonderschmitt. 1744 wird der Ochsenwirt Christoph Vondersdmitt wegen Holzfrevels beim Lorenzenberg vor den Rat der Stadt zitiert. 1789 bezahlt Heinrich Vonderschmitt an Ungeld 14 fl 2 xr, was einem Umsatz von etwa 140 fl entspricht. Philipp Heinrich Vonderschmitt heiratete 1775 Susanne Hornig (Hornung), die Tochter des Kronenwirts. Er wird noch 1806 als Ochsenwirt bezeichnet. 1902 Martin Zürker, 1921 ebenso.
Dann Sohn Alois und Enkel Rudi als neue Betreiber. Das Haus fand in all den Jahren Zuspruch der Bauernschaft, bevorzugt als Tanzlokal; bei allen Dorffesten und Jubiläen, Stammlokal der Radfahrer.
Da die Nachkommen keinerlei Interesse zur Übernahme zeigten, übernahm 1975 die Speyerer Volksbank das Gebäude. Umgebaut befindet sich dort ein Filialbetrieb der Bank, verbunden mit einem Ausstellungsraum für Fotos und Gemälde. Eine Gedenktafel an der Frontseite zur Speyerer Straße erinnert an das ehemalige urige Lokal.
Der „schwarze Adler" wird 1715 zum ersten Male erwähnt. Damals wollte der städtische Notar den Adlerwirt und Anwalt Lorenz Schäfer sprechen. Ihm gehörte auch das „Lamm". 1745 ist der „Adler" im Besitz von David Nord. Vor ihm bewohnte ein Bäcker und Bierbrauer das Haus. Nord bot den „Adler" dem Domkapitel um 1200 fl zum Pfarrhaus an. Eine Bauinschrift am Querbalken des Landwirtschaftsgebäudes im „Adler" zeigt die Inschrift: „Lukas Worf und Magdalena Worfin im Jahre 1755". Mindestens seit diesem Jahre also war die Familie Worf im Besitz des „Adlers". Worfs Tochter Franziska heiratete den Müller Leonhard Kinscherf. 1782 mußte dieser bei Übernahme der Mühle Kaution stellen. Damals betrug der Schätzwert des „Adler" 600 fl. 1789 mußte Kinscherff für das 4. Quartal - offenbar hatte er die vorangegangenen Quartale die Wirtschaft geschlossen gehalten - 1 fl 36 xr an Ungeld zahlen. Sein Umsatz betrug demnach nur 16 fl. 1902 und 1921: Lorenz Kinscherff. Heute ist der „Adler" ein schöner' zweigeschossiger Barockbau von rechteckigem Grundriß. 7:3 Fensterachsen. Das Erdgeschoß ist verputzt, das Obergesd10ß zeigt Fachwerk. Portal, mit geradem Sturz, in der Mittelachse der Straßenfront. Gebrochenes Walmdach mit Ziegelbelag. Wirtshausschild aus Schmiedeeisen, um 1750.
Familie Beck verkaufte das Anwesen weiter an den Gastronomen Bernhard Paul, der das Restaurant von 1997 bis zum 30.09.2021 führte. 2022 erwarb der Bauunternehmer Berthold Heberger das denkmalgeschützte Haus, das nach einer kurzen Renovierungsphase zum Oktober 2022 unter Federführung eines neuen Pächters wieder eröffnet hat.
Der „Hirsch" wird 1725 zum ersten Male genannt. Wirt war damals Elias Zacharias Werner (1729). 1773, 1789 Johann Werner. Er zahlte an Ungeld 5 4 xr, sein Umsatz betrug dann etwa 50 q. Heute steht an der Stelle der alten Wirtschaft das Verwaltungsgebäude der Fa. Walter. 1903 wurde im „Hirsch" der Obstbauverein gegründet.
Gegenüber, in der Kurve der Speyerer Straße, richtete der Speyerer Josef Neuner den zweiten „Hirsch“ ein. Allzu früh verstorben, heiratete die Witwe, die damals allbekannte Josephine (O-Fine) den Valentin Ofer, der schwer verletzt aus dem 1. Weltkrieg nach Hause kam. Ihm war es nicht möglich, den Wirt zu spielen.
Ein 3. „Hirsch“ mußte her, sagte sich der Landwirt und Baumschulbesitzer Johann Adam Grundhöfer und baute in Kolb’s Garten, Ecke Neustadter/Goethestraße sein Gasthaus auf. Da der Gemeinderat das Vorhaben absegnen mußte, verband dieser sein Ja mit der Auflage eine Übernachtungsherberge für Durchziehende einzurichten. Viel Unmus und Ärger brachte diese Verpflichtung ein, allein aus gesundheitlichen Gründen. – Eine Kühleinrichtung bot den Arbeitnehmern am Abend echte Entspannung. Bei frohem Plausch genossen sie ihren Stehschoppen. Der Sohn blieb verschollen, die Ehe der Schwester blieb kinderlos, das war der Anlaß, die Wirtschaft zu schließen. Doch „Idas“ Theke wird stets sehr vermisst.
Schicksalhaft mutet der Name zum „Hirsch“ an. Dreimal ins Leben gerufen und dreimal wieder von der Bildfläche verschwunden. 1725 hören wir erstmals von dieser Wirtschaft, die der Bürger Elias Zacharias erbaute. Etwa 160 Jahre stand es in der Hintergasse (Ring- oder Raiffeisenstraße) auf dem Gelände der Firma J.W. Söhne. Als Spenglermeister Johann Walter seine Werkstatt zu einem Betriebsunternehmen ausbaute, mußte die Wirtschaft der Betriebserweiterung weichen. Hier war 1903 die Geburtsstätte des Obst- und Gartenbausvereins.
Die „Krone" war wohl von dem ehemaligen Schulmeister und Schneider Veit erbaut worden. Bei ihm wohnte 1724 in sehr beschränkten Verhältnissen der damalige Pfarrer Sebastian Gensler. Wie er meinte, konnte man dem „Hauswirt nicht alle Schuld geben, da er mit großen Schulden gebaut habe. Das ganze obere Haus stehe ohne Fenster und Türrahmen offen". Weiter klagte er, „er habe weder im Haus noch außerhalb eine Gelegenheit, wo er sich, sicher und ehrbar' der natürlichen menschlichen Verrichtungen bedienen könne, da das Haus ein öffentliches Wirtshaus sei, darin alle von Orient und occident' (vom Morgen- und Abendland) kommende Juden und Christen einkehren". 1773 Thomas Hornig. 1782 heiratete dessen Witwe Anton Pia. 1789 zahlt er an Ungeld 5 fl 40 xr, der Umsatz war demnach 56 fl, 1796, 1802 Valentin Hornung, 1921 Ed. Landry. Die „Krone" war Mitte 1965 ein schlichter Fachwerkbau – Das gesamte Anwesen wurde 1998 abgerissen. Der Abriß begann am 13.12.1998. Noch im jahre 2006 war dort ein unbebautes Grundstück. Hier stand der ehemalige „Dreiseithof“ Landry. Er war 274 Jahre alt.
Die „Blume“ war 1744 im Besitz von Franz Gollich. Zuvor gehörte sie dem Blumenwirt Peter Wesel. 1789 und 1791 ist sie im Besitz von Peter Tretter. Sein Ungeld betrug 11 fl 20 xr, der Umsatz demnach 114 fl. 1801 und 1808 wird Georg Lindauer als Blumenwirt genannt. In den 20-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die „Blume" von Speyer aus gerne besucht. Damals war sie im Besitz der Familie Kneis. Der Heidelberger Professor Karl Cäsar von Leonhard erinnerte in seinem Fremdenbuch (1843): „In Dudenhofen findet man bei Madame Kneis einen vorzüglichen Kaffee". Die „Blume" - ein alter, zuletzt ungepflegter Fachwerkbau, dessen Abriß nur zu bedauern ist- stand bis 1960 an der Straßengabelung Speyerer- und Landauer Straße (heute Volksbank). Bis 1914 gehörte sie Lorenz Kneis, der dort auch geboren wurde. Vor ihm hatte das Anwesen sein Vater, der Schmid Kaspar Kneis. Dieser soll das Haus von dem Wirt „Zur Kornblume", Lindacher (soll wohl Lindauer heißen), gekauft haben.
Die Nachkommen erstellten ein Kaufhaus, in dem sich zuerst die Löwen-Apotheke niederließ sowie ein Ersatzteillager für Autos eingerichtet war. Durch Einheirat erfolgte die Übernahme der Angehörigen Mund. Anstatt getränkeverkauf betrieb man einen Kohlehandel.
Da Sohn Ludwig im zweiten Weltkrieg fiel, trat anstelle des Fachwerkhauses, das oben erwähnte Kaufhaus. Wieder war von der Gemeinde ein Altbau verschwunden.
1921 gab es außer diesen Wirtschaften noch den „Waldhof" (Johann Beck), die „Linde" (Josef Bettag), den „Storchen“ (Gustav Adam Grundhöfer), die „Sonne" (Rudolf Klein, Witwe), den „Grünen Baum" (Wendelin Mittmann), den „Weinberg" (Jean Mönig), den „Schwanen" (Franz Schmitt) und eine Straußwirtschaft (Joh. Geil).
Gasthaus „Zum Waldhof“:
Die Gunst der Stunde nutze 1921 Metzgermeister Jean Beck und erbaute den „Waldhof“, ein begehrter Einkehrort für die Wochendwanderer und bei den Radrennen.
Wirtschaft zur Linde:
Obere Mühlstraße 36, von Joseph Bettag, 1921
Gasthaus „Zum Storchen“ mit Dorfbrunnen:
Rinnstraße (heute Raiffeisenstraße); neben dem heutigen Pfarrhaus gelegen. Besitzerin Rita Lammert, geborene Grundhöfer. Vor dem Haus war die Gemeindewaage/Brückenwaage installiert (vgl. auch Abbildungen in "850 Jahre Ersterwähnung Dudenhofen"; S. 48 und S. 145).
Wirtschaft „Zur Sonne“:
Nachbarliche familiäre Stammtischrunden tagten an den Wochenenden in der „Sonne“ (1887-1960) in der Rottstraße, von der Familie Klein betrieben.
Das Gebäude wurde im März 2003 abgerissen. Heute sind an der Straßenfront nur noch die Nebengebäude sowie die geschichtsträchtigen Torsäulen erhalten. Auf dem Gelände entstand ein Neubau.
Gasthaus „Zum grünen Baum“:
Der „Grüne Baum“, ehemals Wendelin Mittmann, später Willi Lehr, gelernter Kaufmann und perfekter Organisator, brachte dem Haus einen allgemeinen Zuspruch aus Nah und Fern. Er regelte den gesamten betrieb, dadurch war er im ganzen Dorf als „Regler“ bekannt. Hier war auch die Tagungsstätte mehrerer örtlicher Vereine, allen voran die Deutsche Jugendkraft (DJK) unter Kaplan Willenbacher. Historisches Foto vom Spargelfestumzug in der Gommersheimerstraße zeigt das Anwesen zu früherer Zeit. Das Lokal wurde später nebst sog. „Tante Emma-Laden“ geschlossen. Besitzer Alfons Schenk.
Wirtschaft „Zum Weinberg“ 1921:
Besitzer; Jean Mönig, Konrad Adenauer-Platz, 1935-1937 Franz Grundhöfer (geb. 1900), Gründungsort des Fußballvereins 08 Dudenhofen. In den 50er Jahren „Konsum“. Das Haus war viele Jahre Annahmestelle für den Spargel. Eine Aufnahme der Früheren Wirtschaft konnte leider (noch) nicht aufgefunden werden. Heute Geschäft der türkischen Familie Botzkurt.
Wirtschaft „Zum Schwanen“ 1938:
1921 Besitzer Franz Schmitt, danach Alois Schmitt, Sohn vom Besitzer der Morschmühle, heute Untere Mühlstraße 6, neben dem ehemaligen Milchgeschäft Hirsch.
Wirtschaft „Zum Onkel Peter“:
Aus dem „Cafe Hellmann“ wurde die Gaststätte „Zum Onkel peter“, ein von den Speyerern besuchtes Lokal in der Schillerstraße 31. Gerhard Hoffmann bot in der Nachfolge allerlei Fleischwaren an; über viele Jahre hinweg bot dort auch eine Ferkelbraterei ihre Dienste an.
Quelle: Fritz Klotz in "Ortsgeschichte der Gemeinde Dudenhofen"; Hrsg. 1964; S. 131-152 inkl. überarbeitete Fassung Bettag/Kasper in "850 Jahre Ersterwähnung Dudenhofen"; Hrsg. 2008; S. 134-152
(Aktualisierungen durch *cke:
10/2022: Gasthaus Adler; 10/2023: Gasthaus Lamm)
Nachbarschaft & Partnerschaft
Streitigkeiten und Auseinandersetzungen zwischen Dudenhofen und der Stadt Speyer sind seit Jahrhunderten belegt. So berichtet die Ortschronik, dass schon 1293 die Bürger Dudenhofens darüber klagten, in Speyer ihre Rechte nicht einfordern zu dürfen. 1716 kam es dann auch zu einem Konflikt mit weitreichenden Folgen, dem so genannten Speyerer Bauernkrieg. Die Dudenhofener Bauern und ihre Alliierten stürmten die Stadt.
Der "Bauernkrieg" zwischen Dudenhofen und Speyer und die Eroberung der Stadt durch Dudenhofen
Vortrag von Karl Heinz Debus nach Fritz Klotz und Franz Xaver Remling
Über die Grenzstreitigkeiten zwischen Dudenhofen und Speyer seit dem beginnenden 16. Jahrhundert und die Austragung dieses Rechtsstreits vor dem höchsten deutschen Reichsgericht, dem damals gerade in Speyer installierten Reichskammergericht, hat Raimund Weber im Rahmen der Jubiläumsveranstaltungen im Bürgerhaus referiert. Aus dem Jahrhunderte währenden Streit zwischen den beiden Kommunen um Holz- und Weiderechte soll hier aus aktuellem Anlaß eine andere, von Remling, dem Verfasser der Geschichte des Bistums Speyer, und von Klotz, dem Verfasser der Geschichte von Dudenhofen, ausgiebig kommentierte und von uns anschließend passagenweise im Wortlaut zitierte, für Dudenhofen ruhmreiche Episode erörtert werden, die fast auf den Tag genau vor 290 Jahren stattfand und die mit der über ein Vierteljahr bis zum 5. Juli andauernden Besetzung Speyers durch Dudenhofener Bauern und ihre „Alliierten" aus umliegenden, nicht nur hochstiftisch Speyerer Dörfern am 20./ 21. März unzweifelhaft ihren Höhepunkt erlebte. Man schrieb das Jahr 1716.
Bei dem für dieses Ereignis verwandten Ausdruck „Bauernkrieg" denken wir vornehmlich an Ereignisse, die nahezu 200 Jahre weiter zurückliegen. 1525 erhoben sich besonders in Südwestdeutschland die Bauern gegen ihre Obrigkeit, was einer näheren Erklärung bedarf. Dieser Aufstand hatte zwei Wurzeln, von denen die eine damals ganz aktuell war, die andere aber knapp 800 weitere Jahre zurückreichte: Nach der Religionsgründung durch Mohammed 622 raste der Islam über den Vorderen Orient und Nordafrika hinweg und löschte die alten Kulturen und die blühenden, allerdings vielfach in der Lehre gespaltenen Christengemeinden aus. Genau hundert Jahre später stand er nach der Eroberung der iberischen Halbinsel mitten im heutigen Frankreich und drohte, in einer weiteren Generation ganz Europa dem Islam zu unterwerfen. In diesem Augenblick hat bei Fehlen einer starken Zentralgewalt der fränkische Hausmeier, gleichsam der oberste Verwaltungsbeamte, eine einschneidende Militärreform durchgeführt und das den islamischen Reiterscharen unterlegene merowingisch-fränkische Fußvolk in eine schlagkräftige berittene Truppe umgewandelt, die in der Doppelschlacht von Tours und Poitiers 732 die Araber besiegte und zum Rückzug zwang, wonach aber noch mehr als 700 Jahre erforderlich waren, die Eindringlinge vom europäischen Festland wieder zu verdrängen.
Die Franken, auch hier in Dudenhofen, waren bis dahin freie Bauern, die ihre Rüstung selber zu stellen hatten. Daran änderte sich nichts, doch durch die Militärreform waren die Rüstungskosten jedes einzelnen außerordentlich gewachsen. Dem konnte man sich durch Flucht in den geistliChen Stand und somit in den der Nichtkombattanten mit der Verpflichtung zum Zölibat entziehen, oder durch Aufgabe der persönliChen Freiheit, indem man sich in den Dienst eines Adligen stellte, was vielfach geschah. Dadurch entstand aber keine sklavenhafte Unfreiheit, und der einzelne erkannte zwar das Obereigentum seines Herren über seinen Grund und Boden an, oder das eines ganzen Systems von verschiedenen Stufen übergeordneter Herrschaften, doch er hatte nach wie vor die Gewere, das heißt das Verfügungsrecht über seine Besitzungen, so daß die neue Situation für den einzelnen Bauern kaum spürbar war, sieht man von dem Ausschluß von der politischen Mit-Machtausübung ab.
Erst als sich im 14./15. Jahrhundert in Deutschland die einzelnen Territorialherrschaften ausbildeten und bei deren wachsender Finanznot die „untergebenen" Bauern mit steigenden Abgaben belastet wurden, bildete sich allmählich ein Bewußtsein ihrer Situation, in den weltlichen Territorien mehr als in den geistlichen, in deren weniger straffen Verwaltung es unter dem verbreiteten Sprichwort Unter dem Krummstab lebt sich's gut in größerem Ausmaß Steuer- und Abgabenschlupflöcher gab.
Die Bauern, besonders in den „modernen" Territorien, spürten die sich zugleich herausbildende Leibeigenschaft immer mehr als Belastung.
Durch die Neue Lehre mit Schriften wie die über die Freiheit eines Christenmenschen wurde den Bauern ihre Situation noch deutlicher bewußt. Sie setzten auf diese Neue Lehre und dadurch auf die Befreiung von ihrer immer mehr als mißlich empfundenen Lage. So kam es zu einem flächenbrandartigen Aufstand der Bauern. In dem Dilemma, für die Freiheit der Bauern einzutreten oder auf die allein die Ausbreitung garantierende Macht der Fürsten zu setzen, gewann letztere Option bei den führenden Vertretern der Neuen Lehre die Oberhand. Man bezeichnete die Bauern als räudige Hunde, und die militärische Übermacht der Territorialherren bereitete dem Aufstand ein blutiges Ende. Auch die hochstiftisch speyerischen Länder waren von diesem Aufstand betroffen, doch wegen der meist nachlässigeren Verwaltung der geistlichen Territorien war der Bauernkrieg weniger heftig und berührte das Amt Marientraut gar nicht; da die Dudenhofener Bauern 1525 dem Aufstand fernblieben, durften sie ausdrücklich ihre langen Messer behalten.
Im Unterschied zu 1525 kann man die Ereignisse von 1716 nicht als Bauernkrieg bezeichnen; denn der Aufstand vom März 1716 richtete sich nicht gegen den Bischof von Speyer als Grund- und Territorialherren, sondern gegen eine damals als Ausland empfundene und wegen der Konfessionsverschiedenheit um so mehr als feindlich angesehene Macht, die benachbarte freie Reichsstadt Speyer. Der Streit schwelte 1716 schon lange, genau gesagt seit 1294, also über 400 Jahre, und er war auch nach der Episode von 1716 alles andere als beigelegt.
Als sich Speyer 1294 von dem Bischof als Stadtherren lossagte und freie Reichsstadt wurde, wollte der Bischof die von ihm zugestandene Gerichtsbarkeit auf die Stadt innerhalb ihrer Mauern beschränkt wissen, wohingegen Speyer die Rechtshoheit auch über die benachbarten hochstiftischen Dörfer wie ganz Dudenhofen beanspruchte. Letzterem wurde eine Eigenständigkeit durch die Stadt rundweg abgesprochen, indem die Stadtgrenze westlich von Dudenhofen gezogen wurde. Die Dudenhofener hingegen dachten weniger hoheitsrechtlich und territorialpolitisch, sondern dehnten aus Wirtschaftsgründen ihr unzureichendes Weidegebiet bis an die Speyerer Stadtmauer aus und leiteten erst zweitrangig daraus auch Ansprüche für ihre Gemarkung ab. Bischof und Stadt hielten als die Verantwortlichen den angedeuteten Grenzstreit bewußt in der Schwebe. Aber die Dudenhofener fanden beim Bischof die gesuchte Unterstützung. Sie bekamen auch tatkräftige Hilfe durch die benachbarten, nicht nur die bischöflich speyerischen Dörfer, und in weistumsähnlichen - ein Weistum ist das niedergeschriebene Recht eines Dorfes, das den Dorfbewohnern in Zeitabständen - in Dudenhofen an den Montagen nach Dreikönig, Weißensonntag, Sankt Jakobus und Allerheiligen - mitgeteilt, gewiesen wurde - in weistumsähnlichen Beurkundungen von 1423 beteuerten die Nachbarn, namentlich Geinsheim und Gommersheim, Hanhofen, Berghausen, Heiligenstein. Mechtersheim und Schifferstadt, Steinweiler und Bellheim in vier teils bis in die Wortwahl gleichbleibenden Urkunden, daß Dudenhofens Ansprüche gegenüber Speyer schon seit Menschengedenken bestanden. Aus diesen Beurkundungen kann die präsumtive Dudenhofener Ostgrenze wie folgt beschrieben werden: Von der heutigen Grenze zwischen Speyer und Berghausen etwa der heutigen Bahnlinie folgend, vom Gutleuthaus, dem Leprosenhaus beim heutigen Tafelbrunnen bis zur Lehmgrube, die neben der Straße von Dudenhofen nach Speyer wohl bei den heutigen Speyerer Tennisplätzen zu suchen ist, von dort, teils der Speyerer Stadtmauer folgend, bis zur Diebsbrücke beim rauschenden Wasser, von da zum Lorenziberg, etwa dort, wo sich jetzt das Autobahnkreuz A 61/ B 9 befindet, und weiter zum Rinkenberger Hof, dann zur Schifferstadter Lache, ein Sumpfgebiet, heute wohl der Erholungsweiher, links der Straße nach Schifferstadt östlich der Straße von Speyer nach Iggelheim, und von der Schifferstadter Lache wieder zurück nach Dudenhofen.
Das bereits genannte, nur abschriftlich und erstmals im Zusammenhang mit einem noch zu erwähnenden Prozeß 1583 abgeschriebene Weistum aus der Mitte des 15. Jahrhunderts legt diese Grenzziehung unter Ziffer 2 in umgekehrter Reihung wie folgt fest: Also sprechen sie die marck biß uff Schifferstatter Lache und fürther biß uf Rinckenberg, den hof, und von dem hoff an biß uff die Diebrück, und von der Diebsbrücken an hinder dem Roten Thorn für biß an die obere Galgmühlen und von derseb ben Galgmühlen an bis an die guten leuthe und von den guten leuten an die Landawer Straße füre biß an den mühlweeg, den mühlweeg für, so vor der hern von Maulbronnen hoffguth und aygenthumb gehet. Als Herr dieser Dorfmark nennt das Weistum in Paragraph 3 den Bischof von Speyer. Weisen, das mein gnädiger herr zu Speyer des dorffs und der marck, wie dan derzirck hieuor daruon gesprochen ist, deß gerichts rechter herr seye und seiner gnaden wildfang fischfang, vogelfang und frevel zustehe, gebott und verbott zu handhaben.
Dieses so umschriebene Gebiet wurde von den Amtleuten aus Haßloch, Iggelheim und Böhl und natürlich auch von Speyerer Bürgern bestritten. 1349 und 1431 gewährten die Kaiser Karl IV. und Sigismund der Stadt Speyer das Recht, eine Landwehr zu errichten, die aus einem undurchdringlichen Heckenwall und einem Graben bestand und etwa der heutigen Gemarkungsgrenze in gebührendem Abstand folgend von Süden nach Norden verlief. 1440 haben sich Bischof und Stadt darauf geeinigt, daß die Landwehr mit den Warten bestehen bleiben soll, die Dudenhofener aber nach wie vor östlich dieses Hecken-Graben-Systems bis an die Stadt ihr Vieh weiden dürfen. Trotz dieses der Stadt entgegenkommenden Vertrags gingen die Streitigkeiten weiter.
Der permanente Gegensatz zwischen Bischof und Stadt hat wohl auch im 16. Jahrhundert den Konfessionswechsel der Stadt Speyer begünstigt; dieser Konfessionswechsel wiederum verschärfte zweifelsohne grundsätzlich den Streit zwischen Dudenhofen und Speyer. Schon 1528 war aus einer Pferdepfändung eine Auseinandersetzung zwischen Dudenhofen und dem mächtigen Speyer erwachsen, die schließlich 1572 bis 1603 vor dem Reichskammergericht, Deutschlands oberstem Gericht, damals ebenfalls mit Sitz in Speyer, seit 1689 in Wetzlar, ausgetragen wurde, und in dem Dudenhofen letztlich siegte, nicht zuletzt auf Grund von sehr genauen und zugleich wunderschönen Karten von 1572/73 mit der hübschen Darstellung unseres Dorfes. Zu dem Prozeß mit dieser Karte, die ich Ihnen als kleinen Vorgeschmack heute präsentieren möchte, und einem anderen, gleichaussehenden Exemplar wird Herr Weber am 28. Juni bei uns referieren. Unter Hinweis auf diesen Vortrag will ich hier den vorangehenden Verlauf des Streits übergehen und zu der Auseinandersetzung von 1716 kommen.
Hierüber berichtet Klotz einmal in dem kurzen „Dorfchronik“ benannten Kapitel. hier vor allem nach Geißel, dem Speyerer Bischof und späteren Kölner Kardinal des 19. Jahrhunderts, und zum anderen in dem Kapitel „Dudenhofen und Speyer im Streit“, jeweils etwas aus Speyerer Sicht. So lesen wir bei Klotz über die Ereignisse von 1716:
1716 kam es - nachdem jahrelange Streitereien die Gemüter genügend vergiftet hatten - zu dem sogenannten Speyerer Bauernkrieg. Den unmittelbaren Anlaß dazu gaben die Dudenhofener Bauern, die beim Lorenzenberg, auf städtischem Boden, Holz geschlagen hatten, das vom Rat aber weggefahren wurde. Daraufhin suchten die Dudenhofener bei dem Amtsverweser von Marientraut, Dieter Friedrich Dinckher, Hilfe. Dieser - er war den Speyerern sowieso nicht gewogen - ließ abermals unter seiner Leitung am Lorenzenberg Holz schlagen und wegfahren. Doch nicht genug damit In der Nacht vom 19. auf den 20. März versammelten sich die Untertanen der Ämter Marientraut, Kirrweiler und Deidesheim - offenbar war die ganze Sache von langer Hand schon vorbereitet brachen in den Speyerer Wald ein und besetzten die Landwehr. Der Rat ließ die Tore schließen und sandte eine Abordnung an den Fürstbischof, der sich in dem sogenannten Fürstenhaus aufhielt Er ließ sie gar nicht vor, ihnen aber sagen, „Er wisse nichts von einem Aufstand der Bauern, und wenn die Dudenhofer sich mit Hilfe ihrer Nachbarn in dem Rechte ihres Waldes festhielten, so sei das nicht seine Sache".
Am 21. März, einem Sonntag, war es so weit. In drei Haufen rückten die Bauern gegen die Stadt und nahmen sie nach kurzem Kampf ein. Etwa 3000 Bauern zogen in die einst so mächtige Reichsstadt.
„Die Bischöflichen aber hausten die Nacht durch wild und grob in den Häusern der Einwohner, wie das so geht, wenn der Bauer die Oberhand hat". Ein Befehl des Reichskammergerichts vom 28. März, wonach die Bewaffneten aus der Stadt zu führen seien, ließ der Bischof unbeachtet Neue Unruhe brachte ein Gerede am Vorabend des Himmelfahrttages, „der Messias werde morgen kommen und die Stadt von den Bischöflichen befreien". Als davon der Fürstbischof hörte, ließ er einen reitenden Boten nach Dudenhofen und Harthausen schicken. „Dort wurden die Sturmglocken geläutet und alles, was über 18 Jahre alt war, bewaffnet Über 1000 Bauern rückten gegen Speyer, um den Bischof aus der Gefahr zu befreien", Es war aber ein falscher Alarm.
Endlich, nachdem die Bauern „schon in die 10 Wochen mit ihren Weibern in Speyer einlagen", mußten die Bischöflichen am 5 Juli, einem Sonntag, die Stadt räumen. „Gegen Abend zogen des Bischofs Leute mit fliegenden Fahnen unter Trommeln und Pfeifen ungern und mit vielen Scheltworten - sie nahmen von den Lutter'schen (den Lutherischen) Abschied wie Götz von Berlichingen von dem kaiserlichen Hauptmann - aus Speyer, zogen nach Dudenhofen und errichteten dort ihr Hauptquartier“.
Um allerdings ausführlich über den Verlauf des „Bauernkrieges" unterrichtet zu werden, müssen wir Remlings mehr als 150 Jahre alte, sich aber immer noch auf der Höhe der Wissenschaft befindliche Geschichte der Bischöfe von Speyer heranziehen, der über die Ereignisse von 1716 eingehend berichtet.
Es ist bereits dargelegt, daß der strittige Wald von beiden Seiten mit jeweils guten Gründen als hergebrachtes Eigentum angesehen wurde, so daß man den Dudenhofenern nicht unterstellen darf, sie hätten unbefugt im städtischen Wald Holz geschlagen, und folglich waren auch nicht die Dudenhofener und auch nicht erneut Ursache des Streits von 1716, und der Abtransport des geschlagenen Holzes durch städtische Bedienstete war keine Nacht und Nebelaktion. Der Messias, der nach Klotz als Retter der Stadt bemüht wurde, entpuppte sich mitsamt der Abwehr des Bischofs gegen diesen Messias und gegen einen angeblich entlastenden Heerhaufen als ein Gerücht. Schließlich fühlt sich seine Exzellenz, Bischof Heinrich Hartard von Rollingen noch posthum geehrt, wie seine beiden unmittelbaren Nachfolger von Schönborn (1716-1743) und von Hutten (1774-1770), die in den Kardinalsstand erhoben wurden, mit dem heute nur diesen gebührenden Eminenz betitelt zu werden.
Bevor wir nunmehr der Schilderung von Remling über die Ereignisse von 1716 lauschen, sind neben dem Hinweis auf des Bischofs 1705 erbautes Stadthaus in Speyer, dem sogenannten Fürstenhaus, kurze Vorbemerkungen über die politische Lage 1716 und einige der damaligen Einwohnerzahlen notwendig:
Zur politischen Lage:
1716 war soeben der spanische Erbfolgekrieg von 1701 bis 1714 zu Ende gegangen mit der Schlacht bei Dudenhofen 1703 und mit einer unbeschreiblichen Hungersnot, da gegen Kriegsende wegen der zahlreichen Truppendurchmärsche keine Felder mehr bestellt werden konnten. 1717 stand in allen protestantischen Gebieten, so auch in Speyer, die 200jährige Wiederkehr der Reformation an, was die Konfessionsgegensätze bereits im Vorfeld aufheizte.
Zur Einwohnerzahl:
Die Stadt Speyer zählte zu dieser Zeit - Angaben von 1719 - 3202 Einwohner, das heißt etwas mehr als die Hälfte der heutigen Einwohnerzahl unserer Ortsgemeinde. Diese konnte damals - ebenfalls 1719 - etwa 300 Seelen aufweisen. Die Einwohnerzahl aller „Alliierten" zusammen dürfte etwa das Zehnfache betragen haben, so daß von der Einwohnerzahl etwa Parität herrschte, wobei nichts über die Zahl der Kombattanten gesagt ist, zumal die „Aliierten“ noch Verstärkung aus den Hochstift speyerischen Orten im Rechtsrheinischen bekamen- Auch muß man bei der städtischen Bevölkerung die hohe Zahl des wohl noch immer dort ansässigen Reichskammergerichtpersonats und ihrer Angehörigen und Bediensteten abziehen etwa 400 Personen- Etwa gleichviel katholische Kleriker lebten in der Stadt, als Domkanoniker oder Stiftsherren der drei Kollegialstifte Allerheiligen, St. Gernan und St. Guido, die wie ein Pfahl in der protestantischen auch von dieser so empfunden, wohl in ihrer Sympathie eher den Gegnern der Stadt als dieser zuneigten. Zieht man diese beiden Personengruppen, verbleibt an städtischer Bevölkerung nur die Zahl 2362.
Und nun zu dem Bericht der Ereignisse von 1716 bei Remling, nachdem er von Behinderungen katholischer Wallfahrer durch die Stadt Speyer berichtet hatte:
Dazu gesellte sich ein langjähriger Waldstreit mit der Gemeinde Dudenhofen. Diese hatte in dem streitigen Waldbezirke vor der Wormser Warthe Bauholz geschlagen, welches aber die Speyerer mit bewaffneter Hand in ihre Stadt abführen liegen. Jetzt begehrten auch die Dudenhofer von ihrem Fürsten bewaffnete Mannschaft um Gewalt mit Gewalt abzutreiben. Das Kammergericht zu Wetzlar gebot jedoch beiden Theilen bis zum rechtlichen Austrage Ruhe. Bei scheinbarer Ruhe wurden Groll gepflegt, Haß genährt und wechselseitige Kränkungen und Bedrückungen geübt Der Bischof zog ab von Speyer und kam wieder nach Speyer, ohne daß die Irrungen beigelegt wurden Der Rath sah dies zwar ungern, aber er duldete es. Ungehaltener ward derselbe, als der fürstbischöfliche Amtsverweser zu Marientraut, Diether Friedrich Dinker, sowohl am 20. Februar, als am 4 März 1716 mit seinen Amtsuntergebenen in den Speyerer Wald am Lorenzberge einfiel und das von den Speyerern gefällte Klafterholz hinwegführen ließ Noch mehr Bedenken erregte es bei dem Stadtrate, als derselbe vernahm, daß der genannte Amtsverweser eine bedeutende Menge Pulver und Blei in Mannheim habe ankaufen lassen Die Speyerer erhielten jetzt Warnungen aus der Nachbarschaft, ja auf ihrer Huth zu sein. Sie rüsteten sich daher auch noch Möglichkeit Freitags am 20 März in der Nacht brach der Sturm los. Die Pfälzer aus den umliegenden Dörfern, welche zum Wochenmarkte nach Speyer kamen, erzählten, wie über tausend Bauern der Aemter Marientraut, Kirrweiler und Deidesheim, bewaffnet mit Prügeln, Heugabeln und Flinten, von Wägen gefolgt, in den streitigen Wald eingefallen seyen und die Speyerer Landwehre besät hielten. Alsbald wurden in Speyer die Trommeln gerührt, die Waffen ergriffen, die Thore geschlossen und die Wälle besetzt. Gegen 8 Uhr sendete der Stadtrath einen Notär mit zweien Zeugen zum Fürstbischofe, um amtlich zu vernehmen, ob noch Friede oder Krieg herrsche. Dieser ließ, ohne jedoch den Notär vorzulassen, dem Stadtrathe eröffnen, er wisse von dem Aufstande der Bauern Nichts; wenn die Dudenhöfer mit Hilfe ihrer Nachbarn sich in dem Rechte ihres Waldes festhielten, so gehe das ihn wenig an. Im Rathhofe erschien später Ducherer, des Bischofes Vogt zu Kißlau, erfragen, woher die Gefahr drohe, um sie gemeinsam zurückzudrängen. Im Einverständnisse mit dem Rate ging jetzt der bischöfliche Geheimschreiber Durbach im Auftrage seines Herrn hinaus zu den Bauern, um ihr Vorhaben zu erkunden. Diese erklärten sich versammelt zu haben, um den Dudenhofern ihre Waldrechte zu schützen und zeigten wenig Lust, den alten Span gerichtlich auszutragen. Auf diese Rückantwort verdoppelten die Speyerer ihre Posten und entsendeten Wachthaufen durch die Straßen der Stadt. Ein Rottemeister mit sechs Mann kam so auch in die kleine Pfaffengasse vor das Fürstenhaus, in welchem der Bischof wohnte, während auch der Ausgang dieses Hauses gen die Hauptstraße mit Mannschaft umgeben war. Da stürzte des Bischofes Einspänniger, ein Küferknecht und anderes Gesinde mit Flinten und Hebeln bewaffnet auf die Straße, pflanzten sich quer in derselben auf und schrieen der Wache mit drohender Stellung „Halt“ entgegen. Der Stadtrat, davon unterrichtet, befahl dem Stadthauptmanne, den Durchgang in der genannten Straße zu erzwingen, jedoch erst dann von den Waffen Gebrauch zu machen, wenn die Bischöflichen zuvor Gleiches getan hätten. Unter Trommelschlage und mit klingendem Spiele kamen jetzt zwei bewaffnete Haufen Bürger von etwa 160 Mann von Osten und Westen in die Pfaffengasse vor das Fürstenhaus. Das bischöfliche Gesinde hatte sich zurückgezogen. Zu den bewaffneten Bürgern hatten sich auch viele Gaffer gesammelt Die Frechsten schrieen laut auf „Jetzt haben wir den Bettelbischof der Stadt! Greift ihn - führt ihn auf den Altpörtel! Vorwärts auf die Pfaffen; stürmet ihre Häuser" etc etc.
Der greise Fürst hörte dieses Toben und Schelten in seinen Gemächern. Er schickte alsbald seinen Geheimschreiber zu dem Rathe und ließ ihm erklären, da er als Reichsfürst in seinem eigenen Hause vom Pöbel beschimpft werde und es verlaute, man wolle in der kommenden Nacht ihn und die Geistlichkeit überfallen: so könne er den Bauern um so weniger Rückzug gebieten. Nur dann werde er dieses thun, wenn der Stadthauptmann Gebhard und der Bürgerhauptmann Geyer, welche die Unruhigsten sehen und sich gröbliche Reden gegen den Bischoferlaubt haben, ausgeliefert und dem Bischofe die nöthige Sicherheit geboten werde. Der Rath verweigerte Beides. Die Nacht brach an, ohne daß weitere Schritte gethan wurden. Sie ging auch ohne Unfall vorüber. Nur draußen im Walde hausten die Bauern noch ärger. Am morgen kam mit dieser Kunde auch das Gerücht in die Stadt, daß sich der ganze Brurhein erhob und die jenseitigen Bauern, gleichfalls bewaffnet, gegen die Stadt heranrücken. Der Rath schickte abermals zum Fürsten mit der Frage, ob der Krieg oder Frieden wolle? Dessen Vicecanzler gab zur antwort, man habe gestern einen Domherrn, des Bischofes Neffen, auf offener Straße mißhandelt und an Bediensteten der Geistlichen sich vergriffen; sollten die Speyerer glauben, einen Fürsten des Reiches zu ehren, wenn man ihn wie einen Feind umlärme und belagere, werde man sie auch ohne Beiziehung fremder Truppen eines Besseren belehren. Noch vor der Mittagsglocke wimmelte die Weide, dießseits Rheinhausen bis zum weißen Bildstocke vor dem St. Marx- und Fischer-Thore von bewaffneten Brurheinern, welche Pulver und Kugeln nebst Geschütze und Mauerbrechern mit sich führten. Nach dem Mittags-Imbisse ließ Hartard wiederholt die schon genannte Anforderung an den Stadtrath stellen, erhielt aber die Antwort, daß, wenn er sich bei des Rathes Ehrenworte in Speyer nicht sicher glaube, er friedlich anderswohin in sein Bisthum ziehen möge.
Es war nachmittags drei Uhr, als der Geheimschreiber des Bischofes diese Antwort überbracht hat Da krachten unerwartet drei starke Lärmschüsse von der Kuppel des Münsters. Alle, welche diese Schüsse hörten, schauten dorthin und siehe, eine rothe Blutfahne flatterte vom Thurme gegen Rheinhausen weit in die Luft hinaus, den rings um Speyer gelagerten Bauern ein verständliches Zeichen. In drei Haufen bewegten sie sich alsbald vorwärts gegen die Stadt Der eine, etwa tausend Bauern, voran sechzehn Scharfschützen und zwanzig Zimmerleute mit ihren Äxten, befehligt von dem bischöflichen Oberforst- und Landjäger-Meister, Georg Adam Christoph von Helmstädt, rückte vor das Fischthor. Als die Thorwache den Einlaß versagte, hieben die Zimmerleute dasselbe ein und warfen die Wache nieder. Zu gleicher Zeit nahete sich der Zollschreiber Lump von Philippsburg mit dem zweiten Haufen dem Marxthore, erzwang sich den Einlaß und entwaffnete die wachhabenden Bürger, von denen einem der Kopf gespalten, andere verwundet wurden. Beide Haufen vereinten sich jetzt vor dem weißen Thore, dasselbe zu erstürmen. Der Obmann der Thorwache meldete alsbald die Gefahr dem versammelten Rathe. Der Stadthauptmann kam mit vierzig Bewaffneten die Wache zu unterstützen. Auf der Heerdgasse sprengten ihm städtische Reiter von dem weißen Thore entgegen. Da fielen Schüsse aus den Häusern bischöflicher Bediensteten. Einer der Reiter wurde getroffen, rief um Hilfe und stürzte alsbald todt zu Boden. Noch andere wurden schwer verwundet. Kaum hatte der Bürgermeister mit dem Rathe vernommen, daß bereits Bürgerblut vergossen, so sendete er eine Botschaft an den Bischof und bat um Waffenstillstand und gütliche Austragung des Handels. Der erbitterte Fürst wollte die Botschaft nicht sehen, ließ ihr aber durch seinen Vicecanzler erklären, die Zeit der Minne sei zwar vorüber, wolle man ihm aber ein Stadtthor frei einräumen, so werde er sehen, was in der Sache weiters zu thun sei Die deßfallsige Beschickung war zu spät Neuer Kampf hatte sich am weißen Thore entsponnen. Ein Bischöflicher fand seinen Tod und einem anderen schlug die zersprungene Flinte bei einem Freudenschusse den linken Arm ab. Den Brurheinern war es indessen gelungen, unten bei dem Fischthore sich des unbewaffneten Thurmes zur Armbrust zu bemeistern und durch diesen freien Zugang in die Stadt zu gewinnen. Sie drängten durch die große Pfaffengasse vor das weiße Thor, worauf sich die bewaffneten Speyerer bestürzt auf die Hauptwache zurückzogen. Die Bauern jagten ihnen in wildem Siegestaumel nach, erstürmten die Hauptwache, bemächtigten sich der Schlüssel aller Thore der Stadt, öffneten diese ihren Gesellen und besetzten alle Zugänge. Auch der Rathhof wurde besetzt, den Bürgern ihre Waffen dorthin zu verbringen geboten, die Häuser der beiden versteckten Bürgermeister, der Ratsconsulenten und des Stadthauptmannes erbrochen, mit Bauern, die nichts weniger als die Höflichen spielten, belegt und mancherlei rohe Gewaltthat verübt. Der ganze Kampf - der Speyerer Bauernkrieg genannt - hat nicht über zwei Stunden gewährt. Die alte Reichsstadt, welche einstens dem wohlgerüsteten Heere der Bischöfe Adolf von Nassau und Matthias von Rammung siegreich widerstand, unterlag schmählich dem Sturme von etwa 3000 Bauern. So hatten sich die Zeiten und mit ihnen die Speyerer geändert!
Am Sonntage Lätare den 22. März saßen die Bauern still in Speyer. Die Bürger begruben den gefallenen Reiter nicht ohne Anzüglichkeiten jener. Nachmittags wurden zwei sechspfündige Kanonen vor der Hauptwache aufgeführt, aber noch an demselben Tage mit den Waffen der Speyerer nach Bruchsal gebracht Am Montage und Dienstage geschah nichts Erhebliches. Mittwochs erschienen Bevollmächtigte der Stadt und die Zunftmeister auf Verlangen des Bischofes vor demselben im Fürstenhause.
Dieser hielt ihnen die Unduldsamkeit und Hartnäckigkeit der Stadt vor und erklärte er hätte den Speyerern nur zeigen wollen, daß er nöthigen Falls sich selbst helfen könne. Er sei keineswegs gesonnen, ihre Rechte und Freiheiten zu kränken; Speyer sei eine Reichsstadt und solle eine solche bleiben; er wolle nur auch seine und seiner Geistlichkeit altherkömmlichen Freibriefe wahren und frage deshalb, ob die Stadt durch gütliche Einung, oder auf dem Wege Rechtens den Handel geschlichtet haben wolle? Die Bevollmächtigten der Stadt, welche bereis ihren zweiten Bürgermeister Schreyer nach Wetzlar gesendet hatten, um den gewaltsamen Überfall und die dabei verübten Frevel bei dem Kammergerichte zur Klage zu bringen, erklärten, ob des Vorgefallenen werden sie mit dem Bischofe rechten vor dem Kaiser und Reiche! Dabei gaben sie das Versprechen, daß weder dem Bischofe, noch den Seinigen das Geringste werde zu Leide geschehen, er möge demnach die Bauern ausschaffen. Hartard entgegnete, das Wort des Rathes gewähre ihm keine Sicherheit, er werde sich demnach diese durch einen Theil der Bauern verschaffen.
Nur wenige Tage nach dem Überfalle der Stadt, unterm 28. März, wurde dem Bischofe von dem Kammergerichte zu Wetzlar der Befehl ausgefertigt, bei Strafe von 10 Marken Goldes die bewaffnete Mannschaft aus der Stadt Speyer zu führen, die Hauptwache und Thore zu räumen, dem Stadtrathe aber bei gleicher Strafe geboten, aus keinerlei Ursache die Bischöflichen zu überziehen und zu beschädigen. Hartard kümmerte sich um diesen Befehl wenig. Er wendete sich an den Kaiser und erklärte bereit zu seyn, die bewaffnete Mannschaft zu entlassen, wenn ihm von der Stadt hinlängliche Sicherheit geboten würde. Indeß ließ er von Zeit zu Zeit die Besatzung zu Speyer durch andere Haufen ablösen. Diese verübten, selbst in der Charwoche, allerlei Muthwillen und Unfug. Da der Lärm von der gewaltsamen Ueberrumpelung Speyer's durch alle deutsche Länder drang und auch in öffentlichen Blättern eben so einseitig, als leidenschaftlich besprochen wurde: so ließ Hartard am 16. April sowohl an der Cathedrale, als am Rathhofe und an den Stadtthoren eine Erklärung anschlagen, worin er veröffentlichte, was den Überfall der Stadt veranlaßte, was derselbe beabsichtige und wie dabei die Speyerer für ihre Reichsunmittelbarkeit, Religion und Gewissensfreiheit Nichts zu fürchten haben. Diese Erklärung erbitterte noch mehr. Die Speyerer, welche darin „lauter Handwerksleute, Krämer und gemeines Volk" genannt wurden, klagten aufs Neue beim Kaiser, wie es jetzt ganz zu Tage liege, daß der Bischof, welcher in dieser Urkunde Speyer „seine Stadt" nenne, diese dem Reiche zu entfremden gedenke. Schon unterm 7 April hatte der Kaiser den Kurfürsten von der Pfalz und den Landgrafen von Hessen-Darmstadt beauftragt, den blutigen Handel auf gemeinschaftliche Kosten der Betheiligten zu untersuchen. Der am 8. Juni 1776 erfolgte Tod des Kurfürsten Johann Wilhelm verzögerte die Untersuchung. Am 18. Mai hatte der Kaiser das Gebot, die Stadt zu räumen, dem Bischofe abermals eingeschärft, die oben genannte öffentliche Erklärung als nichtig bezeichnet und befohlen, dieselbe allenthalben zu entfernen. Hartard beruhigte sich mit der früheren Erklärung, daß die Klagen der Speyerer auf Lügen beruhen und daß er erst dann seine Bauern entlassen werde, wenn die eintreffenden Machtboten des Kaisers ihm Sicherheit gewähren würden. Eben so wenig ließ sich der greise Fürst durch ein versöhnliches Anschreiben des „corpus evangelicorum" aus Regensburg vom 11. Mai berücken. Er erwiderte ihm am 13. Juni einfach, er sei nur durch das grobe, friedbrüchige Gebahren der Speyerer gleichsam an den Haaren zu dem fraglichen Unternehmen gezogen worden. Um die Speyerer noch mehr in Verlegenheit zu bringen, forderte Hartard am 20. April 1776 durch seine Regierung von der Stadt Speyer die Zahlung der 100.000 Gulden, in welche die Stadt wegen gewaltsamer Schleifung der Wälle von Philippsburg früher verurteilt war, welche Summe sich jetzt mit den Zinsen auf 244.310 Gulden erhöht hatte.
Am Vorabend des Himmelfahrtsfestes, am 20. Mai 1716, gab es neuen Lärm in Speyer. Es ging das Gerede, ein nahender Heerhaufen werde die Stadt Speyer von den Bischöflichen befreien. Das Bürgermeister Schwankart, von Kalt, dem Geheimschreiber des Bischofs, darob befragt, wußte keinen Aufschluß über dieses Gerücht zu geben. Als dennoch in der Mitternachtsstunde mehrere Schüsse in der Stadt fielen, steigerten sich die Besorgnisse.
Eilend liefen fürstbischöfliche Boten nach Dudenhofen und Heiligenstein, um Sturm zu läuten und Hilfe zu bringen. Über tausend Bauern rückten abermals gegen Speyer, allein bei Tagesanbruch erkannte man nirgends eine Gefahr. Die erschreckten Speyerer erklärten, die Bischöflichen selbst hätten den Lärm erhoben, um länger in Speyer lagern zu dürfen. Bereits fünfzehn Wochen saßen die Bauern, zu Theile von ihren Weibern gepflegt, in Speyer, als des Kaisers Gewaltboten dahin kamen, den Überfall zu untersuchen. Am 15. Juni war Hartard nach Bruchsal gegangen, um dort seiner Gesundheit besser zu pflegen. Bischöflicher Kommandant in Speyer war der Landjägermeister von Helmstädt. Jene begannen freitags den 3. Juli im Karmeliterkloster das Verhör. Noch an demselben Tage wurde der obengenannte Patentbrief des Bischofs an dem Rathofe und an den Thoren abgenommen und des Kaisers Gebot angeschlagen, die Haupt- und Thorwache wieder den Bürgern zu überlassen. Sonntags den 5. Juli Abends gegen sechs Uhr zogen des Bischofes Leute mit Trommeln und Pfeifen, nicht ohne neckende Anspielungen auf baldige Wiederkehr, ab, um in Dudenhofen Quartier zu nehmen. Hundert der stärksten Männer, welche in der bischöflichen Pfalz und in andern Häusern als Sicherheitswache zurückblieben, mußten montags nachfolgen. Auch während der langen Untersuchung gab es mehrfache Veranlassungen zu Spannung und Hader zwischen der Stadt und dem Bischofe. Dieser brachte wieder fünfzig bewaffnete Mann als seine Leibgarde gen Speyer und setzte es auch bei dem Reichshofrate durch, dass er wirklich einige Einspännige und etwa zwanzig Mann in seiner „Liberei" - in hellblauer Kleidung mit weißen Aufschlägen - halten durfte. Dieß wurmte die Speyerer arg. Es gab viele gehässige Auftritte zwischen dieser Leibwache und den Bürgern der Stadt, zwischen diesen und den Bewohnern von Dudenhofen, Berghausen, Heiligenstein und Schifferstadt wegen des Waldes, wegen Grenzstreitigkeiten und Feldberechtigungen. Der Rat ließ die katholischen Hintersassen unter allerlei Vorwand aus der Stadt ausbieten; die Nebenwege auf der Weide gegen Rheinhausen abgraben; diese Weide urbar machen, ohne davon dem Domkapitel den Zehnten zu geben; neue Auflagen in der Stadt abfordern; das Asylrecht in der Capuzinerkirche gewaltsam verletzen; den alten Bittgang aus dem Dome in das St. Claren Kloster stören und gab so hin immer wieder neue Veranlassung zu Klagen, Untersuchungen und Feindseligkeiten, welche fortdauerten, bis der Tod den beinahe sechsundachtzigjährigen Bischof aus seiner Fürstenwohnung zu Speyer zu Grabe gerufen hatte.
So ließen auch nach dem Abzug der „Besatzungsmacht" der Dudenhofener und ihrer Alliierten die Streitigkeiten nicht nach. Über die folgenden Jahre schreibt Klotz an anderer Stelle:
In der Nacht vor dem 20. März 1716 fielen die Bauern der Ämter Marientraut, Kirrweiler und Deidesheim, mit Flinten, Heugabeln, Prügeln und Stangen bewaffnet, mit etlichen hundert Wagen in den Wald ein und besetzten die Landwehr. Als Abgesandte des Rates dem Fürstbischof dieses Vorgehen melden wollten, ließ er sie gar nicht vor und dem Rat ausrichten: „Er wisse nichts von einem Aufstand der Bauern, und wenn die Dudenhofer sich, mit Hilfe ihrer Nachbarn, in dem Rechte ihres Waldes festhielten, so sei das nicht seine Sache." Wenig später brachen die Feindseligkeiten aus, die dann zu dem sogenannten Speyerer Bauernkrieg führten, davon an anderer Stelle berichtet wurde.
Daneben kam es immer wieder zu kleineren Händeln. Im September meldete der Hafnermeister Christoph Nornhäuser dem Rat, daß man ihm verboten habe, „vor der Wormser Wart auf der Heiden in der Erde nach Letten zu graben, obwohl schon sein Vater Ulrich seit 1669 ihn dort geholt habe".
1717 zogen die Dudenhofener mit ihren Schafen und Schweinen ins Galgenfeld, hoben „blinde Steine uf der Heiden" und wilderten im Galgenfeld.
1718 hoben die Dudenhofener einige Markungssteine am Harthauser Weg und den Teufelsgriff, den Langenstein - er war 6 Schuh 7 Zoll (etwa 1,90 Meter) hoch - aus der Erde. Dagegen protestierte der Rat.
1779 pfändeten die Dudenhofener dem Joh. Michael Müller zehn Stück Hämmel, die er auf Befehl des Rats über die Haßlocher Straße getrieben hatte.
Im Januar 1720 machte die Gemeinde Holz am Iggelheimer Weg und der „Straß dem Wolfsbrunnen zu", obwohl ein kaiserliches Dekret vom 17 Juli 1719 das Holzfällen in dem strittigen Waldgebiet verboten hatte. Einige Dudenhofener, die das Verbot nicht beachtet hatten, wurden mit zehn Reichstalern bestraft. Im Dezember wurde der Hafner wieder einmal gepfändet, weil er nach Letten gegraben hatte. Dudenhofen erklärte dazu, man habe erfahren, daß er früher den Letten zu Harthausen gekauft habe.
1721 setzte der Schultheiß einige Speyerer Bürger und die Waldschützen fest. Daraufhin wurde er wegen Frevels vor den Rat zitiert.
1722 nahmen die Dudenhofener einigen Speyerer Bürgern die Gewehre ab und pfändeten den Häfner. Der Anwalt von Dudenhofen verdeckte einen Markstein.
1723 waren sich Gemeinde und Rat seit langer Zeit auch einmal einig: eine Hure, die sich in Dudenhofen aufgehalten hatte, wurde nach Speyer ausgeliefert.
Ein teilweises Ende fand der Streit durch die Waldteilung von 1758, etwa dem heutigen Grenzverlauf nördlich des Woogbaches entsprechend, zwischen den heute sogenannten Dudenhofener und Speyerer Wäldern. Endgültig bereinigt wurde der Streit erst anfangs des 19. Jahrhunderts durch die wohl aus Kataster- und somit grundsteuerlichen Gründen erfolgte definitive Grenzziehung unter französischer Verwaltung mit weiteren leichten Korrekturen in der bayerischen Zeit.
Quelle: Karl-Heinz Debus in „850 Jahre Ersterwähnung Dudenhofen“; Hrsg. 2008 (S. 123-133); Vortrag gehalten am 23. März 2006 im Sängerheim zu Dudenhofen
Typisch Duddehofe
Bekanntlich ist der (Vorder-) Pfälzer ein gastfreundlicher, geselliger Mensch, der gerne feiert, gut isst und trinkt. Regionale Gerichte wie Dampfnudle, Saumaache/Saumage, Lewwerknepp oder Brotworscht mit Stampes und/oder Sauerkraut, Hooriche oder Grumbeeresupp mit Quetschekuche - dazu oftmals ein Riesling aus dem legendären Schoppeglas - das sind Attribute, die ganz schnell jedem Pfälzer zugerechnet werden, und das schon weit vor Kanzler Kohls Zeiten.
Doch was zeichnet Dudenhofen, den Ort, seine Bürger in besonderer Weise aus? Was gibt es hier, was es anderswo nicht gibt?
Die Typisierung dauert nicht lange und liegt schnell auf der Hand: Der Spargel, das Spargelfest, der Kilianer-Wein, der über 700 Mitglieder umfassende und meisterschaftsverwöhnte Turnverein TVD 1897, der Radfahrerverein RV08 mit seiner europaweit bekannten „Badewanne“, der immer rührige FVD 1920 und viele andere, weit über 100 Jahre alte Traditionsvereine sind die Säulen des örtlichen Gemeinwesens, die seit je her als Botschafter der Gemeinde fungieren und die Dudenhofener „Sandhasen“ weit über die eigenen Dorfgrenzen hinweg bekannt gemacht haben.
[*cke]
Geschichte des "Kilianers" im Weindorf Dudenhofen
Beitrag aus: Dudenhofener Heimatbrief (1994)
Wein in Dudenhofen, ein Thema zur rechten Zeit, auf der Tenne mit nostalgischem Hintergrund, eine Thematik, über die zwar viel bei den Einheimischen gesprochen wird, aber niemand weiß, seit wann man im Ort Reben angepflanzt, niemand kennt den Namen der Rebsorte, eine schwierige Stoffsammlung, angedeutet oft mit wenigen Worten in den Archiven. Ich habe ein wenig in der Chronik nachgestochert und seit 14 Tagen weiß ich, daß man bereits vor rund 500 Jahren in Dudenhofen den Weinbau betrieben hat.
Als Heimatkundler sollte man sich zunächst mit den fundamentalen Dingen vertraut machen, und das ist die Betrachtung unserer Gemarkung, ihrer Bodenart, ihrer Bewässerung und des Klimas. Unser Ort liegt am Rande der oberrheinischen Tiefebene. Vor Millionen von Jahren war diese Region ein Hochland. Durch Erdbeben stürzten die Erdmassen in sich zusammen, ein 300—400 Meter tiefer Graben entstand, von Basel bis nach Mainz. Das Becken füllte sich mit Wasser, ein Meer entstand, schützend umgeben von hohen Ufern, den uns allen bekannten Randgebirgen, im Süden der Schweizer Jura, dem Schwarzwald gegenüber die Vogesen, dem Odenwald der gegenüber Pfälzer Wald.
Eine stürmische See muß es gewesen sein. Stürmische Westwinde wühlten das Wasser auf, die Wasser suchten nach einem Ausbruch. Der Durchbruch gelang beim Rheinischen Schiefergebirge. Dabei entstanden weitere Randgebirge, der Hunsrück, sein Gegenüber der Taunus, der Westerwald mit Siebengebirge und gegenüber die Eifel. Das Wasser floß durch die Kölner Bucht ab, durch Holland zur Nordsee. Zurück blieb ein sich in vielen Bogen windender Rheinstrom; durch die Hochwasser im Frühjahr und im Herbst eine akute Gefahr für die Bewohner der anliegenden Randsiedlungen. Dieser Gefahr suchte der Wasseringenieur Tulla zu begegnen, indem er die Rheinarme durchstechen ließ, den Wasserabfluß beschleunigte und den Wasserweg verkürzte. Die verbliebenen Altrheinarme lassen den ursprünglichen Stromlauf erkennen. Ob dieses Verfahren sinnvoll war, darüber streitet man heute; denn der Grundwasserspiegel, auch in unserer Gemarkung, senkte sich merklich.
Mit dem Rückfluß des Wassers aus den Randgebirgen wurden die „Urstromtäler" der pfälzischen Bäche, wie Lauter, Klingbach, Queich, Speyer und Rehbach, Isenach, Eis und Pfrimms, geschaffen. Die sie begleitenden Schlamm- und Sandmassen setzten sich ab. Längs der Randgebirge, an Wein und Bergstraße, bildeten sich Lehm- und Lößböden. Gegen die Rheinniederung finden wir die humusdurchwirkten leichten Sandböden. Wie sieht es nun in unserer Gemarkung aus? Leichte Sandböden am Nordrand des Dorfes, daher Waldgebiet. Humusböden zwischen Woog- und Speyerbach, erlauben neben Obst- und Gemüsebau, Sonderkulturen wie Tabak- und Spargelanbau. Südlich des Speyerbaches finden wir einen Übergang in einen leichten Lehmboden, bis über die B 9 hinaus nach Römerberg. Hier lag in der „Höh" Dudenhofens bekanntes Hopfenanbaugebiet, das die Brauereien „Schwarz Storchen" in Speyer und die „Silbernagel"-Brauerei in Bellheim mit ihren Dolden versorgte. Diese Anlagen wurden 1938 „höheren Ortes" verboten, weil man angeblich die Hopfenstangen zum Bunkerbau am Westwall benötigte.
Lehmboden war stets ein Idealboden für Zuckerrüben, Weizen und überhaupt alle Kulturpflanzen. Die natürliche Bewässerung in unserer Gemarkung darf man trotz mangelnder Regentage als ausreichend betrachten, sind doch Woog- und Speyerbach und die diagonal ziehenden Wasserläufe vom Altwiesengraben und der aus Edenkoben strömende „Hainbach", der hinter dem Werk Gläser den „Dohl" unterfließt und im Eckpfand, nahe der Neumühle, sein Wasser an den Woogbach abgibt, die Feuchtigkeitsbringer.
Klimatisch ist die Tiefebene durch die Randgebirge geschützt, erst recht durch den nördlichen Gäuwald, der im Mai die kalten Nordwinde abhält. Nach der Flurbereinigung entstand eine offene Lücke in Richtung Harthausen — Schwegenheim, zum Nachteil von Flora und Fauna. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Dorf eingehüllt in das Grün von etwa 25000 Obstbäumen und bis zu 30000 Rebstöcken.
Wo fließendes Wasser ist, da stehen zumeist Mühlen. Man kennt heute noch die stillgelegten Unternehmen, die „Herrschaftsmühle", im Volksmund die „Morsch-Mühle" genannt und die Neumühle. Am Speyerbach standen je nach Besitzer deren 5—6, und eine trug den Namen „Wingertsmühle". Das läßt den Schluß zu, daß sie inmitten eines Reblandes lag, welches der Flurplan der Stadt Speyer 1525 ausweist; also dem Flußlauf folgend im Schafgarten.
Jahre danach verbot der Stadtrat den Römerbergern den Weinkauf in Dudenhofen, weil man den Verlust der Weinsteuer fürchtete. Zur gleichen Zeit verbot der Bischof die Neuanlage von Wingerten, er hielt den Ackerbau für rentabler. Wir erfahren aus dem Pfarrarchiv, daß sich um 1552 anläßlich einer Visitation, ein Pfarrer Brehmer über die Trunksucht seiner Schäflein beklagte, daß ihn sonntäglich die Speyerer Krakeler bei der heiligen Messe störten und das Predigen fast unmöglich machten. Gläubige befragt, sagten aus, daß man wohl die Fasten halte, aber im Wirtshaus über den Durst trinke und an verbotenen Tagen Fleisch esse. Bei diesem „ersten Wirtshaus" im Ort, könnte es sich um die „Herberge zum Schwert" handeln, die im Bauernkrieg zerstört wurde. Erwähnt ist nur ein Rebanbau um das damalige Pfarrhaus. Bei der Grundsteinlegung der kath. Kirche 1877 legte man der Schatulle ein Fläschchen Eigengewächs bei. Woher die Rebe kam und wie sie hieß, darüber ist nichts zu erfahren.
Nach der Ortschronik von Harthausen hat sie der Ackerer und Polizeidiener Kilian Vonderschmitt 1883 von einem Erfurter Gärtner erhalten und in Dudenhofen angebaut. Andere wieder meinten, er hätte sie aus Ungarn oder gar Griechenland erhalten. Doch im Laufe der Zeit sprach man von einer amerikanischen Hybridenrebe. Sie war schnellwüchsig, überaus ertragreich, bedurfte keiner Spritzung und war einfach in der Behandlung.
Erfroren im Mai an der Haardt die Reben, — in Dudenhofen erntete man immer noch den Rotwein — einen billigen Haustrunk der Einheimischen. Darüber hinaus kamen in der Herbstzeit die Rentner der Umgebung per Handwagen und holten sich kleinere Mengen Most ab, um ihn daheim zum Haustrunk zu mixen. Das ärgerte natürlich die „armen Winzer" an der Weinstraße. Vielleicht war es dann mehr die Mißgunst, mit der eine Agitation zur Ausrottung der Rebe entfacht wurde. Argument war: „Hier in Dudenhofen liegt der Brutherd der schädlichen Reblaus." So kontrollierte man ab 1912 mehrmals die Anlagen. Als man dann Besitzer fragte, wie die Rebe heiße, erfolgte als Antwort: „Die stamme vom Vetter Kilian und damit war die Namensgebung vollzogen, der Name aber in der „Kilianstraße" verewigt. Sicherlich wäre das Anbauverbot durch den bayrischen Landtag in Kraft getreten, aber in Hinblick auf den Ausbruch des Ersten Weltkrieges konnte man kein aufrührerisches Volk gebrauchen. Dasselbe Schauspiel wiederholte sich 1938 wieder. Trotz heftiger Kundgebungen im „Grünen Baum", wo man für den Erhalt plädierte, und trotz vieler Briefe an den „geliebten Führer", befahl Gauleiter Bürkel die Vernichtung. Im Hinblick auf den bevorstehenden Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zeigte man sich tolerant und genehmigte die Anpflanzung für den eigenen Hausbedarf. Seitdem sind noch eine Handvoll Kleinanlagen erhalten. Der Verschnitt mit dem süßen und milden Oberling beschert uns einen imponierenden Tafelwein, den meine ehemaligen Kriegskameraden der dunklen Farbe wegen als „Dudenhofener Stierblut" getauft haben.
Seit Vetter Kilians Zeit sucht man den Wein zu verteufeln. Da die Dudenhofener Randalierer und Speyerer Krakeler im Suff vielleicht manchen Stuhl demolierten, nannte man ihn „Möbelzerstörer". Die Bauern erhielten trockene Kehlen, wenn sie auf der Tenne das Getreide, den Raps oder Erbsen droschen und mit der Windmühle den Staub aufwirbelten. Man trank zum Durst „Kilianer" und nannte ihn „Racheputzer".
Die Damenwelt bezeichnete ihn der Säure wegen als Sauerampfer. Undefinierbar für mich ist der Begriff „Raddegigg'l", scheinbar weil die Tierwelt die Traube mied. Außenstehende aber meinten, daß der Wein die Menschen verdumme, vor allem die Kinder. Nun ja, es gibt überall Dumme und Gescheite und Duddehöfer. Den Sterbenden sprach man Trost zu: „Trinkst Du vorher noch einen Schoppen „Kilianer", dann geht es um so schneller und Du kommst in den Himmel." Hören wir aber auch die Vorzüge: Wer erkältet ist und sich einen Glühwein braut, mit Zimt und Zitrone gewürzt, der bringt seinen Körper zum Schwitzen und 2 Tage später steht er erholt auf, als käme er aus dem Bad.
Wie sah nun die Traubenlese vor Ort aus? Auf dem abgeleiterten Ackerwagen waren Bütten und Zuber aufmontiert. Bei sonnigem Wetter fuhr die Familiensippe zur Lese in den Schafgarten (Neubaugebiet), über die Harthäuser Straße in die Lange- und Sandwahl, in die „Rinn", zwischen westlichem Dorfrand und dem „Mönchsbusch" gelegen, zu den Feldern links und rechts der Hanhofener Straße (B 39), ein fröhliches Völkchen, singend und johlend. Am Abend klapperten in vielen Höfen die Traubenmühlen, die die Zwacken zerkleinerten. Und schon standen die Helfer an der Bütte, um den süßen Most so lange zu schlürfen, bis es im Bauche rumorte und mancher die „Schnellatrine" zum „stillen Örtchen" trieb.
Schon am nächsten Tag kamen die Weinmakler, kauften den Überhang an Most auf und füllten — in „Logel" (40 l) vermessen — die Bütten. Jungbauern fuhren in Richtung Landau, wo man den säurehaltigen „Kilianer" zum Verschnitt der milden Rotweine der Haardt benutzte. Der Verkauf brachte damals Summen von 30000—40000 Mark ins Dorf. Die erste Großeinnahme der Bauern um die Handwerker zu bezahlen, vor allem den Schmied und den Wagner. Den zurückgehaltenen Most kelterte man, füllte die Fässer „pur" auf oder ergänzte mit lauwarmen Zuckerwasser (15—20 Pfund/hl), um ihn zum Gären zu bringen. Den Abdruck, „Seckert" genannt, weichte man tagelang ein, kelterte und brachte ihn wiederum mit Zuckerwasser zum Gären. Das ergab den Haustrunk, der eben bei jedem Essen auf dem Tische stand. Beim Frühstück meinte die Oma: „Leg den Daumen auf das Brot und du hast einen Wurstzippel". Am Abend genoß man den Trunk, wenn man bei Grumbeere in „Schmuddeltunkes" getaucht, durstig wurde. „Rappelköppig" legte man sich schlafen.
2000 Liter im Bauernhaus als Jahresbedarf war eher zu wenig. Im Januar/ Februar schnitt man die Reben, — aber nicht auf Ruten, sondern man ließ an den Trieben 1—2 Augen stehen, — eine erholsame Frühjahrsarbeit. Das Rebreisig gebündelt diente dazu, den Backofen und den Futterkessel zu heizen.
Quelle:
Dudenhofener Heimatbrief (1994); Autor Rudolf Kinscherff
Spargel einst und jetzt -
vom Hausgarten hinaus in alle Welt
150 Jahre Spargelanbau in Dudenhofen - Eine kleine Kultur- und Erfolgsgeschichte
„Es gibt nicht viele Orte in Deutschland, wo die edelste und königlichste aller Gemüsearten, der Spargel, so gut gedeiht wie in Dudenhofen, gelegen im Rhein-Pfalz-Kreis, dem Gemüsegarten Deutschlands, dort wo die Vorderpfalz sprießt“.
So oder so ähnlich hätten sicherlich schon vor 5.000 Jahren chinesische Dichter ihre auf Reispapier gemalten feinsinnigen Verse über den Wohlgeschmack, die vielen gesundheitsfördernden Eigenschaften des Edelgewächses und die Vorzüge des für Spargelpflanzungen besonders guten, leichten (Sand-) Kulturbodens in der vorderpfälzischen Gemeinde beschrieben. Aber auch die alten Ägypter, die das zartgefiederte Grün des Spargels bereits 2.500 v. Chr. als Brautschmuck der schönen Pharaonentöchter verwendet haben oder beim Bau der Grabpyramide von Sakkara schon spargelbündelähnliche Opfergaben in den Granit haben einmeißeln lassen, wären beim Anblick der Dudenhofener Sanddünen-Landschaft und der optimalen Anbaumöglichkeiten gleichwohl in besonderer Weise zur Huldigung des hiesigen Ortes inspiriert worden.
Ob nun auch Marcus Gavius Apicius - zu Zeiten des römischen Kaisers Tiberius, ein in der Nähe des heutigen Köln lebender, bekannter Schriftsteller, Kochbuchschreiber, Feinschmecker und Spargelesser - seine Lobeshymnen auf den zarten, delikaten und pikanten Gaumenschmaus auch in lyrischer oder gar musikalischer Form dargeboten hat, ist nicht überliefert. Zumindest ist aber seit 1989 durch den archäologischen Fund einer in Bronze gegossenen Spargelstange im naheliegenden Rheinzabern oder ein im Jahr 1994 aufgefundenes römisches Asparagus-Preisschild aus Bleiblech mit Graffito-Schrift bewiesen, dass diese Gemüsegattung vor 2.000 Jahren einen bleibenden Eindruck auch bei den Römern in der Pfalz hinterlassen hat.
Nachdem der Spargel im Umbruch der Spätantike nicht nur in Germanien „in Vergessenheit“ geraten ist, gelangte er im 16. Jahrhundert dann in Form von Spargelsamen wohl über vielerlei Kaiser- und Klostergärten von Oberitalien ins Schwäbische, wo 1565 angeblich der Spargelanbau in Deutschland erstmals urkundlich verzeichnet ist. Das Luxusgemüse wurde gepflegt, wurde heimisch und feierte an Festtafeln der Fürsten wahre Triumpfe. Die ersten erfolgreichen Kulturen des heute weltberühmten deutschen Stangenspargels entstehen zunächst in den erstklassigen Kultur- und Sandböden rund um Braunschweig, Hannover, der Mark Brandenburg und im badischen Schwetzingen. Mit zunehmendem Wohlstand beginnt die Massenproduktion und der Weiß- (oder Bleich-) Spargel setzt sich gegenüber dem Grünspargel zunehmend durch und der Siegeszug hinaus in alle Welt scheint unaufhaltsam.
Dudenhofens Weg zur Spargelmetropole
Ein Blick in die Dudenhofener Ortsgeschichte zeigt auf, dass man in Dudenhofen im Jahre 1873 den ersten Spargelsamen ausgelegt hat. Von den beiden, bei einer Speyerer Brauerei beschäftigten Gärtnern Franz Bredel I. und Johannes Gail I., wurde er seinerzeit nach Dudenhofen gebracht und zunächst in Hausgärten angepflanzt. Die erste größere Anlage hat dann etwas später der Landwirt Johann Adam Ofer in der Gemarkung „Eichgarten" angelegt. Die beiden erstgenannten Gemeindebürger Bredel und Gail haben sodann im Jahre 1875 mit den Landwirten Georg Schmitt und Anton Wesel am Hanhofer Weg die ersten größeren Spargelfelder in der Gemarkung Dudenhofen erstehen lassen. Bald erkannte man, dass sich die leichten Dudenhofener Böden zur Spargelkultur besonders eigneten, und so begann die Einwohnerschaft, wenn auch anfänglich etwas zögernd, sich für den Anbau dieses neuen Gemüses zu interessieren. Zum besonderen Förderer des Spargelbaues in Dudenhofen wurde dann auch der frühere Bürgermeister Nikolaus Kinscherff III.
Seinerzeit wurde der Dudenhofener Gemüsespargel (Asparagus officinalis) schon als Delikatesse in die Speyerer Hotels geliefert oder auf dem dortigen Wochenmarkt als „begehrtes Gemüse besserer Kreise“ abgesetzt. Als dann im Jahre 1895 anlässlich einer Gartenbauausstellung in Schwetzingen die Spargelerzeugnisse der Landwirte Lorenz Klein, Sebastian Holländer, Christian Klein und Adam Bettag mit besonderen Prämien ausgestattet wurden, setzte sich sodann im Ort nach dem Wein (um 1530), dem Tabak (um 1713) und dem Hopfen (um 1850), das Interesse für die Spargelkultur im Allgemeinen durch, obwohl sich der Weg von der Anpflanzung bis zur Ernte des „weißen Goldes“ doch äußerst anstrengend, recht mühselig darstellt und einiges an Geduld abverlangt: Nach seiner Anlage - die aus Samen gezogenen Setzlinge werden anfangs in bestimmten Reihen- und Pflanzabständen in kleine Gruben gesetzt - braucht ein Spargelfeld in der Regel drei Jahre für seine Entwicklung und erst danach kann man mit einem nennenswerten Ertrag rechnen. Die Lebensdauer beträgt etwa zehn Jahre, bei besonders günstigen Bodenverhältnissen wie in Dudenhofen etwas länger. Nach dieser Ertragszeit lohnt sich ein solches Spargelfeld mangels Qualität und Quantität dann nicht mehr. Da auf einem Spargelfeld das ganze Jahr über nichts anderes angepflanzt werden kann und seine Ernte auch nur von verhältnismäßig kurzer Dauer ist, mag man verstehen, dass sich die Preise auch in der Hochsaison auf einem ziemlich hohen Niveau bewegen. Um das Jahr 304 n. Chr. setzte Kaiser Diokletian unter anderem auch aus diesem Grund die Spargelpreise im Allgemeinen noch per Dekret fest - heutzutage werden sie durch die Gegebenheiten des Marktes, also durch Angebot und Nachfrage reguliert.
Auf Grund der geschilderten, schwierigen Anbau- und Erntebedingungen wurde der Spargelanbau in Dudenhofen auch erst um das Jahr 1900 im Großen feldbaumäßig betrieben und gelangte im Laufe der Jahrzehnte zu der besonderen Bedeutung, die ihm dann sukzessive zugekommen ist. 1925 vertraten bereits 40 Spargelproduzenten die Gemeinde bei der Süddeutschen Gartenbauausstellung in Ludwigshafen und erzielten gleich mehrere Preise und Ehrendiplome. Nachdem schließlich 1930 Mitglieder des Obstbau-Vereins Dudenhofen dem Reichspräsidenten von Hindenburg und Kronprinz Rupprecht von Bayern je eine Auslese ihres besten Spargels verehrt hatten, fand der Dudenhofener Spargel spätestens in den 1960er Jahren auch überregional an Beachtung: Alfons Holdermann (Landprodukt-Großhändler) erreichte 1961 auf der Bundesgartenausstellung (BUGA) in Stuttgart eine Silbermedaille; 1963 holte er sogar die Goldmedaille auf der Internationalen Gartenausstellung (IGA) in Hamburg. Der Höhenflug des Dudenhofener Spargels schien zu jener Zeit nahezu ungebremst und so dokumentieren die Annalen des Ortskartells 1965 den Stolz der damaligen Protokollführer und Presseberichterstatter auf ihre Heimatgemeinde wie folgt: „Dudenhofen, Spargeldorf, o! wie bist du reich, wohl kein Ort im Speyergau, dir mag kommen gleich“.
In Dudenhofen begann die Spargelernte früher gewöhnlich im April und endete - gemäß eines altbekannten Bauern-Sprichwortes - offiziell dann, wenn die Kirschen reif zum Pflücken sind. Und das ist in der Regel um den 24. Juni (Johannistag) der Fall. Als krönender Abschluss der Saison gilt in Dudenhofen traditionell ein zünftiges Spargelfest, welches erstmals am 28.06.1925 und in den Folgejahren teils auch mit recht üppigen Festumzügen durch das ganze Dorf veranstaltet wurde. Das im Jahr 1952 gegründete Ortskartell, ein Zusammenschluss der örtlichen Vereine, bündelte die Kräfte, organisierte, promotete und vermarktete das jährliche Fest, das sich zusehends zum Publikumsmagneten entfaltete. Gefeiert wurde entweder im Innenraum der Radrennbahn, in der Turnhalle, im Zelt am Festplatz, in gemütlichen Hofschänken rund ums „Kersche-Eck“, die „Spahiti-Bar“ oder das „Adlernest“ mitten im Ortskern zwischen Kirche, Pfarrhaus, Firma Walter und der sog. „Drehscheibe“. Seit 2011 dann etwas außerhalb in Kombination mit „kulinarischen Spargelwanderungen“ zwischen Wingartsmühle, Falkenhof, Wasserwerk, Festplatz und Sportplatz. Ob sich die legendären Spargelfestivitäten „nach Corona“ in Dudenhofen zu alter, neuer Blüte entfalten und vom Spargel auch künftig die bekannte Symbolkraft für das „Fest aller Feste“ ausgehen kann, bleibt indes abzuwarten.
Die Kunst des Spargelanbaus: Gestern und Heute
Bis in die 1990er Jahre wurde der Spargelanbau in Dudenhofen nur im Familienbetrieb durchgeführt: Die angelegten Spargelfelder wurden im Frühjahr gepflügt, vom Unkraut gesäubert, zuvor das alte mannshohe grüne Spargelkraut abgeschnitten, dessen Strünke entfernt (früher zumeist in große Haufen aufgeschichtet und verbrannt), danach kleine Hügel auf die bereits ertragsfähigen Spargelstöcke gehäufelt, später zu den bekannten „Kuchen- oder Tellerformen“ vergrößert oder lange Dämme gezogen, bevor ungeduldige Spargelköpfchen unter Einwirkung des Sonnenlichts und der zunehmenden Temperaturen langsam an die Erdoberfläche stoßen und sich die Spargelernte abzeichnet. Dann herrscht Frühmorgens, am späten Nachmittag und/oder am Abend auf den Feldern emsiges Treiben: Kleinerwerbsbauern mit ihren Familienangehörigen, heute aber zumeist die mit Transportern, Traktoren oder alten Omnibussen nebst Dixi-Toilette auf die Felder gekarrten, mit Spargelmesser und Kelle ausgestatteten Erntehelfer aus Osteuropa, sind dann in Großgruppen mit dem körperlich äußerst anstrengenden Stechen des Spargels beschäftigt.
Früher haben die heimischen Spargelbauern durch jahrelange Übung ein besonders trainiertes Auge entwickelt und erkannten sofort, wenn sich die Erde auf dem Spargelhügel ein klein wenig wölbte, leichte Risse an der Erdoberfläche anzeigten, dass hier bald der weiße Spargel das Sonnenlicht erspähen will und sich ein solcher „Durchbruch“ anbahnt. Schnell, aber mit äußerster Behutsamkeit wurde mehrmals am Tag die Erde lose mit der Hand beiseite gegraben und das Spargelmesser tief unten an der Spargelstange zum Schnitt angesetzt.
Nachdem der Spargel seit Anfang der 2000er Jahre auch in Dudenhofen großteils „unter Folie“ kultiviert und anderenorts sogar beheizt wird, sind jedoch auch diese ausgeprägten „Spargelstecher-Gene“ nicht mehr unbedingt erforderlich, denn die Folien erwärmen den Boden besser, der Spargel wächst früher, schneller und die flugs vor dem Spargelstechen per Hand oder elektrisch betriebener „Spargelspinne“ hinweggerollte Folie verhindert, dass das edle, weiße Gemüse überhaupt „Rot- Violett- oder Blauköpfe" entwickeln kann, was sich weniger optimal auf die jeweilige Güteklasse und somit auf den Verkaufspreis auswirken würde. Insofern haben sich die örtlichen Spargelanbaubetriebe mittlerweile auch vollends auf die Gegebenheiten des (globalen) Marktes eingestellt: Bedingt durch die klimatischen Veränderungen und die erweiterten technischen Anbaumöglichkeiten hat sich im Laufe der Jahre die Erntezeit des Spargels verlängert und jeder Spargelbauer baut oftmals mehrere Sorten - frühe und späte - an. So ist mitunter die altbewährte, berühmte, insbesondere im süddeutschen Raum angebaute und durch hohe Zuverlässigkeit ausgezeichnete Heimsorte „Schwetzinger Meisterschuss“, oder auch „Huchels Leistungsauslese“, mittlerweile seltener geworden. Traditionssorten werden vermehrt durch hybride Spargelsorten (deren Namen zumeist mit dem Zusatz „lim“ enden und gegenüber Krankheiten und Schädlingen weniger anfällig sind) verdrängt oder erweitern zumindest das Gesamtangebot.
Der gestochene Spargel wird sodann - früher per Hand, heute aber meist maschinell mit speziellen fließbandähnlichen Spargelsäuberungs- /Schnittanlagen - in einer bestimmten Länge und in vorgeschriebenen Güteklassen sortiert und - sofern der Verkauf nicht vor Ort an der Straße oder im Hofladen erfolgt - zentral zum regionalen Pfalzmarkt in Mutterstadt verbracht, um die begehrte Delikatesse anschließend in die Großmärkte der Städte und zu den Verbrauchern in ganz Deutschland zu bringen. In früherer Zeit lieferten die Dudenhofener Spargelbauern ihre Erzeugnisse noch körbeweise auf dem Fahrrad, im Handkarren oder per Hako-Motorpflug gezogenem Anhänger an einzelnen Sammelstellen in der Ortsmitte ab, wo die Ernte kontrolliert, nach Güteklasse abgewogen und die individuelle Menge nebst der persönlichen Erzeugernummer auf kleine Zettelchen notiert wurde. Sorgfältig auf einer Kreidetafel aufgelistet standen die Kilo-Tagespreise vom Vortrag, die man sich auf dem Nachhauseweg noch gut einprägen konnte, da es nur vier Handelsklassen gab. Später am Abend warteten vor den Anlieferungsstellen dann die Lastwagen der Händler, um den Weitertransport des frischen Spargels - Mitte der 1960er Jahre waren das in der Hochsaison tagtäglich weit über 100 Zentner - zu gewährleisten.
600.000 kg Spargel – Vom Hausgarten hinaus in alle Welt
Es verwundert insoweit auch nicht, dass sich Dudenhofen im Laufe der Jahrzehnte zu einem Dorf der „Feierabendbauern“ entwickelte; gerüchtweise bewirtschaftete früher nahezu jeder zweite Haushalt irgendwo rund um den Ort einen Spargelacker. Entweder zum Eigengebrauch oder in späterer Zeit im größeren Umfang, um im Nebenerwerb das Familieneinkommen bzw. die Urlaubskasse etwas aufzubessern: 1926 (Dudenhofen hatte rund 2.000 Einwohner) bewirtschafteten immerhin rund 320 Spargelpflanzer im Ort eine Gesamtanbaufläche von 15 Hektar. 1938 hat sich die Fläche bereits auf 38,37 Hektar erweitert und 1962 betrug die Spargelanbaufläche der auf rund 3.500 Einwohner angewachsenen Gemeinde dann schon 51,39 Hektar.
Heute, 60 Jahre später, der Ort hat mittlerweile über 6.000 Einwohner, prägen nicht mehr kleinparzellige Felder und Stückländereien in Form von kreisrund und in „Kuchen oder Tellerform" angelegte kleine Hügel das Landschaftsbild, sondern zumeist schnurgerade Dämme die in fußballfeldgroße Spargelplantagen ausarten. Verblieben sind noch knapp eine Hand voll landwirtschaftlicher Großbetriebe mit ihren Hofläden, die nun aber insgesamt um die 100 Hektar bewirtschaften, was der Gesamtfläche der diesjährigen Bundesgartenschau in Mannheim, bzw. der Größe von circa 140 Fußballfeldern und einem durchschnittlichen Gesamtertrag von 600.000 kg Spargel entspricht, der so pro Saison innerhalb und außerhalb der Gemarkungsgrenzen auf den Speisetischen der Verbraucherinnen und Verbraucher zum Verzehr kommt.
Spargelanbau in Dudenhofen ist nach wie vor ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Gemeinde; er hat den Namen von Dudenhofen als eines der ältesten Spargeldörfer der Pfalz in deutschen Landen und weit über dessen Grenzen bekannt gemacht, was in den letzten Jahren auch Dank interessanter örtlicher und überregionaler Marketingaktivitäten und des großen Engagements der verbliebenen heimischen Spargelbauern und Hofläden weiter forciert werden konnte. Exemplarisch seien hier nur die jährlichen Spargelessen der Vereine, der „Pfälzer-Spargelstich“, Spargelprämierungen und Wettschälbewerbe, hochprozentiger Spargelschnaps, Gruppen-Ausflugsreisen mit Themenführungen auf Spargelfeldern oder die Spargel-Genuss-Treffen von Politikgrößen aus Bund und Land erwähnt, die alljährlich mitunter flammenden Reden auf die Region und den hiesigen Spargelanbau halten.
Hymne der Sandhasen und päpstlicher Segen
Die höchste Auszeichnung jedoch, dass das edle Gemüse aus Dudenhofen nahezu „himmlische Qualität“ genießt, wurde nachweislich im Jahr 1987 erlangt, als Papst Johannes Paul II bei seinem Besuch in Speyer am 4. Mai 1987 eine Spargelcremesuppe und Dudenhofener Stangenspargel serviert wurde.
2023 können die Spargeldörfler, die im Umland scherzhaft auch oft mit ihrem Spitznamen „die Sandhasen“ geneckt werden, nun auf 150 Jahre Spargelanbau in ihrer Gemeinde zurückblicken. Schon vor einigen Jahren haben sie sich mit kleinen Bronze-Hasen auf dem Rathausplatz, vier symbolstiftenden steinernen "Spargel-Hügeln" am Friedhofseingang, einem beschaulich/bescheidenem Spargelweg, einer lebensgroßen, in Stein gehauenen, sieben Tonnen schweren „Spargelfrau“ am südlichen Ortseingang und einer eigenen „Spargelhymne“ selbst schon kleine Denkmäler gesetzt. Ihre Stellung als Teil der Spargelmetropolen Deutschlands konnte sich die Gemeinde Dudenhofen über all die Jahre - trotz Wandel und Veränderungen im Spargelanbau - sichtlich bewahren. Bleibt insofern die Hoffnung, dass dem Dudenhofener Spargel auch in den nächsten 150 Jahren „jener Platz unter den Gemüsen eingeräumt bleibt, der ihm auf Grund seiner hervorstechenden Güte und seines Wohlgeschmacks zukommt“.
Verfasser:
Clemens Keller, Vorstandsmitglied im Verein für Heimatgeschichte und -kultur Dudenhofen e.V., hat auf Grundlage eines im Jahr 1962 vom ehem. Bürgermeister Karl Bettag (†) verfassten Berichtes die Erfolgsgeschichte des Dudenhofener Spargels fortgeschrieben. In dem aktualisierten Beitrag werden mitunter auch Veränderungen im örtlichen Spargelanbau aufgezeigt, wie sie sich im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte bis ins Jahr 2023 - dem 150jährigen Jubiläum - weiterentwickelt haben.
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Das Dudenhöfer Spargellied
Zart, delikat und stets pikant ... sind beliebt und weltbekannt
1926 - der Spargel war da in Dudenhofen schon mehr als 50 Jahre heimisch - dichtete und reimte man bereits Lobeshymnen auf das im Spargeldorf angebaute Edelgewächs: Verse wie „Spargel, Kilian, Hopfen, Malz - Gott erhalte uns die Pfalz“ oder „… soll unser Spargel gleich beim Wein, zum Ruhm der Pfalz verzeichnet sein“ zierten bereits das Programmheft des damaligen Spargelfestes.
Ob damals bereits inbrünstig, „laut unn schee wie sichs geheert … von Alten und von frohen Jungen … des Spargels Lob gesungen“ wurde, ist nicht überliefert, aber auf Grund der seinerzeit bestehenden großen Anzahl von Gesangsvereinen durchaus vorstellbar. Zumindest sind aber dahingehende Aufforderungen, den örtlichen Spargel auch gesanglich zu huldigen, seit dieser Zeit schon in schriftlicher Form dokumentiert.
Mitte der 1970er Jahre verhalf schließlich Werner Jester, Mundart- und Heimatdichter aus dem naheliegenden Berghausen, den Dudenhofenern dazu, den Lobpreis auf den hiesigen Spargel und seiner Anbaugemeinde auch musikalisch hinaus in alle Welt zu tragen. 1977 auf Schallplatte gepresst und seinerzeit vom „Spargelschlümpfe-Kinderchor“ des MGV-Cäcilia erstmals öffentlich aufgeführt, entwickelte sich die Hymne zum festen Bestandteil der dörflichen Spargelfestivitäten. Nachdem der wohl älteste deutsche Spargelsong mit örtlich-regionalem Bezug einige Jahre in Vergessenheit geraten war, eroberte er durch eine im Jahr 2012 veröffentlichte Aufnahme von Oskar Müller und durch verschiedene Darbietungen der örtlichen Kindertagesstätte seither wieder die Herzen aller Liebhaberinnen und Liebhaber des Dudenhofener Spargels aus nah und fern
Songtext Dudenhöfer Spargellied:
Text und Melodie: Werner Jester, Berghausen
[Youtube-Link mit Sänger Oskar Müller auch über: http://song.spargel.land ]
1) Wonn im Frühjohr die Sunn hell vom bloe Himmel lacht,
werds lebendig im Sondhaselond!
Dann werd widder die Londschaft zum Schmuckstück gemacht,
uffgebaut vun Meschderhand.
Sparschle wachsen, liewe Leit – un ball isch Sparschelzeit!
Refrain:
Dudehöfer Sparschle, zart, delikat und stets pikant -
schäne lange, dicke, kerzegrade, korze, krumme, bloe alle Arte …
Dudehöfer Sparschle, sind beliebt und weltbekannt.
2) Unn im Sond wachst des beschde Gemies uff dere Welt,
überall spitzlen Sparschle jetzt raus!
Ach, wie frän sich die Leit, denn do rollt widders Geld …
Her de Korb und nix wie naus.
Sparschle wachsen, liewe Leit - un jetzt isch Sparschelzeit!
Refrain: …..
3) Jedes Johr frät man sich uff en Sparschel-Gaume-Schmauß,
uff die wertvoll, beliebt Sparschel-Kur!
Mit de Brüh treibt ma sicher die Giftstoffe aus …
Sparschelsaft formt die Figur!
Sparschle, wachsen, liewe Leit - bei uns isch Sparschelzeit.
Refrain: …..
(Zusammengetragen und dokumentiert von Clemens Keller)
[Bericht zum Download]